Dienstag, 28. Juni 2022
Ich war ja schon lange nicht mehr bei Karstadt. Ich meine, schon lange vor der siebenjährigen Pandemie, die uns wie unablässiger Regen in den Häusern hält. Noch weniger bei "Karstadt Sport", wo ich ab und an mal etwas fürs Rad oder zum Radfahren gekauft habe und einmal auch ein Theraband. Dann war es ja vorbei mit Karstadt oder Kaufhof oder Galeria, und dann stand auch Karstadt Sport auf einmal leer.
Nun hat aber auch Hamburg das Prinzip der Zwischenlösung erkannt und sich entschlossen, das große Gebäude am Eingang der Fußgängerzone zu bespielen. Für jemanden, dessen Leben eine einzige Zwischenlösung darstellt (bislang!), natürlich eine willkommene Einladung. Artstadt heißt das Ereignis nun. Im Erdgeschoss gibt es Kunst und eine Theke und wilde Nu-Metal-Musik, was das Ganze zu einer Art Chambre Close für normale Stadtspaziergänger macht, aber darüber weiß ich vielleicht zu wenig. Ich persönlich kenn da ja nix, wie man so sagt, weil Zögern ist nichts für Zwischenlösungen. Ja oder ja ist schließlich mein Motto.
Informationen zur Kunst sind hinter QR-Codes versteckt, die Meinungen, ob man dort etwas kaufen oder nur betrachten soll, gingen zudem auseinander. Ein Stapel Gurken sah interessant aus, manches war auch einfach noch nicht fertig installiert. Über den Sommer wird die Fläche noch von Kampnagel bespielt, Platz ist ja da und ein guter Wille auch. Mir scheint es auf jeden Fall interessanter als die Banksy-Postergalerie-Wanderausstellung schräg gegenüber im ebenfalls defunktionierten alten Kaufhofgebäude (in dem nach meinem gutem Willen die Stadt Hamburg hoffentlich bald ihr Naturkundemuseum errichten wird als Ankerpunkt am Eingang zur Innenstadt.)
Ein Gebäude als weiterer Möglichkeitsraum. Die leeren Flächen lassen Platz zum Träumen, ich würde da große Maschinen plazieren, die einfach nichts weiter tun, Fluggeräte und eine Ballettruppe. Livrierte Kellner würden herumgehen und den Besuchern sauber bedruckte Karten aus groben Karton überreichen, auf denen Sätze über fehlgedeutete Eulen stehen, aber in eigenen Worten. Vielleicht was Erotisches, aber nur gut verhüllt. Nähmaschinen, Regenschirme, all so was.
Hätte ich einen Klappstuhl dabei gehabt, ich hätte mich zum Ausruhen in die zweite oder dritte Etage gesetzt, die Wand betrachtet und ein paar lose Kabel. An Möglichkeiten gedacht. An eine Zwischenlösung.