Freitag, 5. November 2021
90 Prozent aller Filme aus der Stummfilmzeit gelten als verschollen. Originale zählten nicht viel, Film war ein Gebrauchsgegenstand, ein großer Teil des Materials fiel Unglücken, Vernachlässigung, Krieg, Bränden oder Selbstentzündung zum Opfer. Die Kopien wanderten teils Jahre von Kino zu Kino, wurden beschädigt, abgenudelt, gekürzt und umgeschnitten und landeten dann auf ihren letzten Stationen am Ende der (damaligen) Welt in der Mülltonne. Manchmal aber auch im Permafrostboden Alaskas, wohin sie vergraben wurden, oder auf irgendwelchen Speichern, wo sie aufgstöbert und auf Flohmärkte gelangten und schließlich in die Hände von Hoardern oder Sammlern. Oder eben Instituten, die sich um eine Restaurierung bemühen.
So wie dieser Film von einer Expedition ins Nordmeer im Jahre 1919. Ein junger Forscher, offenbar ein Humboldt seiner Zeit, macht sich mit seinem treuen Hund auf ins arktische Eis, um verschiedene Arten von Schnee zu untersuchen und erlebt ein dramatisches Abenteuer um Sprachverwirrung und einen gefährlichen Eisbären. Leider sind von diesem Werk in Spielfilmlänge nur wenige Informationen und noch weniger Material erhalten. Ganze anderthalb Minuten hat man aufwendig restaurieren können, eine gleichwohl imposante Leistung, für die moderne Computertechnologie (sprich: irgendwas Kompliziertes) verwendet wurde.
Als Hoarder Sammler obskurer Artefakte kam ich an eine Kopie diese eindrucksvollen, hoch spannenden Werks, das ich hier präsentieren möchte. Das Barmbeker Filmorchester spielte live eine Neuvertonung der Filmmusik ein, die als Schellackplatte mit 78/Rpm später einmal separat erhältlich sein soll.