Freitag, 21. August 2020
"Mond, der sich abends im Teich spiegelt". (Privatsammlung, 1000,- Mark)
Morgen noch, dann ist es wohl endlich, endlich, endlich mit dieser gehirnverflüssigenden Hitze vorbei. Ich kann dann mit einem in Tinte getränkten, angespitzten Bambusstäbchen an meinem niedrigen Tisch sitzen und einen Businessplan skizzieren. Demnach werde ich Japanograph und Fotos über ferne Länder und ihre Kultur machen. Es gibt immer wieder Leute, die reisen da hin, wo man selbst vielleicht gerne wäre, und jammern dann doch nur rum. Ich jammer da nicht, sondern reise gar nicht erst und werde als Karl May der Fotografie einfach meine Linse nach innen halten. Weil ich ein sehr, sehr guter Requisitenbauer bin, ein stabiles Genie des Kulissenbaus quasi, fällt das alles weiter nicht auf. Mein erstes Foto über Japanreisen um die Jahrhundertwende heißt Mond, der sich abends in einem Teich spiegelt. Den Teich muß ich noch basteln, ein limitierter Abzug ist für 1000,- Mark zu haben.
Für einen Karton Tütenramensuppe war ich heute im Supermarkt, da lief erst eine junge Dame, anders als ihr breitschultriger Begleiter, nasenfrei herum. Als nächstes kreuzte ein Hipsterbengel mit Dutt an mir vorbei, der nur einen Bartschutz trug. Hier war dann mal eine Gelegenheit zur sanften Ermahnung. Ich mache mir dafür ja die von Max Sharam entwickelte "kill them with kindness"-Methode zu nutze. In diesem Kurzvideo zeigt sie, wie sie das in New York (das ist eine große Stadt in den USA) mit Autofahrern macht, die ihren Motor grundlos laufen lassen. Drei kleine Gesten, ein Aha!-Erlebnis - "and they'll love you for it!"
Diese so genial durchdachte, wie achtsam durchgeführte Übung habe ich für Maskenmuffel adaptiert. Ich errege ihre Aufmerksamkeit, deute auf die Maske, tippe mir an die Nase und mache dann mit Daumen und Zeigefinger eine hochziehende Bewegung. Manchmal braucht es eine Wiederholung, weil sie es beim ersten Mal nicht verstanden haben (wäre diese Leute schlau, würden sie die Maske ja von vorneherein richtig tragen). Aber dann geht ihnen ein Licht auf, und was soll ich sagen: They love me for it!, weil ich ihnen geholfen habe, sich so viel besser und nice zu fühlen.
Jetzt hat sich der Abend hereingesenkt. Ich warte auf ein wenig kühlen Wind, der durch meine Zedernwohnung streicht und studiere die Reflektionen auf dem Wasser, um einen sehr schönen Teich zu bauen.