Sonntag, 20. Oktober 2019
Patti Smith und ich haben einiges gemeinsam, darunter das Problem, daß unsere Kameras nun "out of film" sind. Ich habe mir ja nie Gedanken darüber gemacht, denn schließlich gibt es das Impossible Project (heute: Polaroid Originals), das vor zehn Jahren Maschinen von Polaroid in den Niederlanden übernahm - und vor allem Fuji als Anbieter einer großartigen Schwarzweiß-Variante. Damit ist es aber für diesen Typ Kamera vorbei, und die letzten Chargen werden aus obskuren Quellen auf eBay zu Mondpreisen verhökert.
Eine Affenschande ist das, und so werde ich mich wohl mit Mrs. Smith auf (rein literarische) Wanderschaft durch Widrigkeiten und problematische Umstände begeben, was sicher gut zum Ausklang meines eigenen Jahres paßt. Es wäre aber auch eine Idee für eine eigene Wanderung mit dem Elektroscooter durch die "Mark Brandenburg", möglicherweise findet sich dort in einer in einer Scheunenecke abgestellten Kühltruhe noch eine große Charge Sofortbildfilm. Könnte doch sein - nur ein unbeirrbarer Glaube führt letztlich zum Erfolg.
Vor ein paar Jahren hat Patti Smith in Paris eine Ausstellung mit ihren Polaroids gemacht, begleitend gab es dazu einen exquisit aufgemachten Bildband, der so heißt wie die Kamera, nämlich Land 250, und nun ebenfalls zu Mondpreisen verhökert wird. (Wer den mal günstig sieht, sofort kaufen! Es gibt kein Bereuen.)
Jetzt in der Blüte meines Herbstes erfrischt es auch, wenn ein kühler Wind durch die goldbehangenen Bäume weht. Was jetzt nicht taugt, stirbt ab und kommt in die Scheune. Der Rest wird ordentlich durchgefegt. Nur wer jetzt keine Fledermaushöhle hat, der findet keine mehr. Ich hab' immerhin schon ein Kostüm.
(Patti Smith. Year of the Monkey. New York: Alfred A. Knopf, 2019.)