Montag, 1. Februar 2016
Ms Harvey reicht erste Zuckerstücke ihres neuen Albums The Hope Six Demolition Project, das im April erscheint. Ganz im Stil des Klassikers Let England Shake rumpelt The Wheel daher. Der Blues-Folk-Stomper, knapp zum Glück am Gummistiefeltanz vorbei, paßt sowohl zum nachhaltigen Fairtradekaffee als auch zur düsteren Nachdenkspelunke, in der man im gelblichen Licht einer LED-Filament-Retrofit-Leuchte über verkratzte Filmklassiker und Klassiker des Gefühlsleidens nachdenkt. Man ist ja sofort wieder bedingungslos in Polly Jean verliebt, möchte ihren Gitarrenkoffer tragen oder ihr nach Konzerten ein Käsebrot schmieren. Aber das soll jetzt nicht so Fanboy-haft klingen. Eher normal, freundlich, höflich beinahe.
Nun werden also endlich Raumschiffe gefordert. Ich könnte eines besteigen und mit Scully Polly Jean Scully Polly Jean und Scully als drei Musketiere von der Erde in das Weltall fliegen. Richtig ins Blaue hinein, eine Bordtoilette wird es ja wohl geben, einen Stapel Stullen dabei und besagten Gitarrenkoffer. Niemand wird uns angreifen, während wir durch den unendlichen Raum fliegen, keine blauköpfigen Menschen vom Mars und auch keine heißglühenden Grünlinge von der Venus. Wir sängen Lieder über die Liebe, auch wenn die im All keiner hören könnte. Andere Waffen brauchen wir nicht.
Das läuft doch schon mal besser als das vergangene Jahr, dieses absagenverstolperte, aufkündigende 2015. Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, man kam ja am Beistelltisch einer bodenverkrumten Weinschabracke mit dem Buchhalten gar nicht mehr nach, was sich links und rechts wie Beschädigungswaffen neben mir in den Boden bohrte. Ich jedoch bin einfach ruhig geblieben, im kindlichen Vertrauen auf ein vollverspiegeltes Raumschiff, das mich schon holen würde.
>>> Geräusch des Tages: Josh Homme & PJ Harvey, I Wanna Make It Wit Chu