Samstag, 9. Januar 2016
Ab und an, eine innere Stimme redet mir zu, ob gut oder böse gemeint, man weiß es ja nicht, versuche ich es mit Kontaktanbahnung auf einer näheren, durchaus auch persönlich gemeinten Ebene. Dabei habe ich allerdings immer wieder mal Körbe erhalten, die ich immerhin, das ist die andere Seite, denn jedes Phänomen hat bekanntlich zwei davon, ganz prima zur Aufbewahrung von Zwiebeln, Kartoffeln und Altpapier benutzen kann. Insofern ist nichts vergebens oder ohne Nutzen auf dieser Welt. Andererseits denke ich, ebenfalls ab und an, Single - das ist doch auch immer nur dasselbe Lied, so eine B-Seite, eine jedes Ding hat doch wohl zwei Seiten, wäre schön.
Nun sind meine Strategien einerseits sehr ausgefuchst. Da zeige ich meine tierliebe Seite (mehr. Bildbände ü. taxidermische Kunst vorh.) oder mein von unlauteren Trieben befreites viels. Interesse an geistigen Gesprächen (mehr. Bildbände ü. Sektionspräparate vorh.) - allein, gebracht hat es außer kritischer Aufmerksamkeit nichts. Manchmal auch einen Lacher, so als habe ich einen guten Witz gemacht.
Dann höre ich seit einiger Zeit konkrete Musik. Konkrete Musik ist sehr anspruchsvoll, auch wenn es sich mitunter anhört, als stimme dort jemand sein Kurzwellenradio ab oder säße im Inneren eines Staubsaugers. Das ist komplex und läßt mich ebenso erscheinen und - wie Polizist Dietmar Schäffer sagen würde - "Ist auch wichtig!" Ich sitze dann, höre also aufmerksam meine Schallplatte mit elektronischem Gefiepe oder dissonanten Maschinengeräuschen, lasse alsbald meine Augen durch die gute Stube wandern, entdecke vielleicht einen Spinnweb (wirklich nur einen) oder einen einsamen, vertrockneten Krümel auf dem Teppich und denke, ich weiß nicht, wie ich ausgerechnet in diesem Moment darauf komme, Staubsaugen könnte ich ja auch mal.
Dann sauge ich ein wenig Staub, auch richtig bis in die Ecken rein und nicht die Abkürzung in der Runde, stelle die Saugkraft auch gleich mal etwas höher denn da läuft ja noch diese konkrete Musik damit es auch richtig sauber wird. Und dann bin ich - dank der konkreten Musik - im Anschluß sehr glückl.: Ernsth. Kunstinteresse und auch tatkräft. im Haush. Ich möchte das empfehlen, einerseits.
Andererseits macht konkrete Musik nicht sexy. Es ist so: Alles, was ich über Menschen weiß, habe ich aus Westermanns Monatsheften, von denen ich ein nicht wirklich aktuelles, aber doch sicher zeitloses Exemplar auf dem Flohmarkt erstanden habe. "Möchtest du mitkommen, Staubsaugermusik hören?" ist kein Sager, der gut und vor allem aufrichtig verstanden werden würde. Menschen ziehen einzelne Augenbrauen hoch, schauen auf ihr elektronisches Mitnahmegerät, seien ja noch irgendwo zum "Coffee-to-go" verabredet, leider, leider... es ist nicht einfach. Manchmal, dank Westermanns Monatshefte weiß ich, wie man sich benimmt und Freunde gewinnt, überrasche ich Menschen mit einem Strauß Blumen und meinem tragbaren Phonokoffer, um mit ihnen konkrete Musik zu hören. Ich habe natürlich keinen Beweis, Menschen reden - anders als eine gewisse Musik - häufig so unkonkret. Aber es scheint als seien diese Menschen nicht nur froh über mein Kommen.
Am Ende bleibt das Inserat. Um nicht allein mit meinen verwitterten verwitweten Gedanken zu bleiben, formuliere ich schlichte Herzenswünsche, verweise auf meine Expertise als preisgekrönter Foto Photograph mitunter kurvenreicher Landschaften und appelliere an die herzensg. und haushaltsnahen Wünsche junggebliebener, unbemalter Nichtraucherinnen. Wie ein guter Geist könnte ich "Sie" nebengedankenfrei und modern mit meinem Staubsauger umwienern. Ganz konkret zu guter Musik. Ganz herzl.
>>> Geräusch des Tages: Rune Lindblad, Thermonuklearreaktion