Dienstag, 17. März 2015
Es ist ja häufig zu großer sozialer Nähe wegen - sonst nicht so mein Problem - oder genauer gesagt, aufgrund von hanseatischen Stunksitzungen zu Stoßzeiten des Berufsverkehrs, daß ich zum morgendlichen Apnoetauchen im öffentlichen Personennahverkehr mich angehalten fühle. Motto: Luft und Klappe halten, durchhalten, bei Sinnen bleiben, an Latschenkiefer oder Seeluft denken. An Blumen.
Treiben trüberer Tassen
Ein kaffeeloser Morgen
Auf dem Weg zum Jungfernstieg.
So schrieb ich über diese Herausforderungsumstände ein Gedicht, mit dem ich 2012 die Hamburger Lyriktage gewann ("...präzise Alltagsbeobachtung mit nur scheinbar trivialer Thematik..."). Rede ich außerhalb des engumgrenzten Wohnzimmers meines Blogs im sogenannten Freundeskreis darüber, maulschellt man mich sogleich unangemessen frisch "Toleranz zu üben", das "Leben zu leben" und ansonsten auch zu lassen (also nicht suizidär, sondern im Sinne von zuzulassen, aber das habt ihr euch gedacht). Dann antworte ich: Ihr Fußgänger! Gewürzviertelbewohner! Duftbaumohrschmuckträger!
Man nerve, heißt es dann wenig tolerant und mahnt zu ebendieser. An manchen Diskussionen sollten eben nur Monatskarteninhaber oder sonstwie zertifiziertes Personal teilnehmen. Dann muß man auch nicht wie mit dem Flammenwerfer den Grind aus S-Bahn-Schonbezügen und Gehirnwindungen abkokeln. Dann kann man dabei ganz schön lustig sein, wie ich es Rachel Kushner unterstelle, die hier aus ihrem aktuellen Roman The Flamethrowers liest. Aber den lest ihr wahrscheinlich schon längst alle in der U-Bahn.