Montag, 11. August 2014
Montag. Und Mondtag. Also Vollmondtag. Man bleibt tatsächlich besser im Bett. Nicht aber ich, ich will ja was tun. Tätig sollst du sein, o Mensch. Rege und der Gesellschaft ein Wohlgefallen. Ich also nach geflissentlicher Vorbereitung los. Zuerst aber Taschenkontrolle. Dabei gefunden: eine Rückmeldekarte ans Wasserwerk mit dem selbst abgelesenen Zählerstand. Vom Februar, immerhin aber diesen Jahres. Werfe ich gleich mal ein, damit die Dinge im Fluß bleiben.
Die U-Bahn ist ausgefallen, die nächste auch. Das Display verspricht die Ankunft der nächsten Bahn für zehn nach. Es ist zwanzig nach. Zum Glück folgt ein Kurzzug, die angewachsene erwartungsfrohe Nahverkehrsteilnehmerschar aufzunehmen. Der Kurzzug ist brechend voll. Ich warte auf den nächsten. Weil ein langer Zug angekündigt wird, plaziere ich mich strategisch am Bahnsteig. Es folgt ein Kurzzug, ich bin trotzig und rühre mich nicht von der Stelle. Der Kurzzug ist leer. Ich grüße still ins Nichts hinter den Scheiben. Ich warte auf den Langzug. Der hat Verspätung. Und ist so mittelvoll. Geht doch.
Im Baumarkt denke ich, frag doch mal nach einer Kundentoilette. Die kann man doch auch mal anschauen. "Entschuldigung, haben Sie hier eine Kundentoilette?" - "Ja." Der Mann ist Norddeutscher, ich lege mich fest. "Und, was meinen Sie. Werde ich die auch finden?" - "Das kann gut sein. Gehen Sie..." und er beschreibt mir den Weg. Dazu, so stelle ich erstaunt fest, muß man das Gebäude verlassen. Beim Rausgehen habe ich den Einkaufskorb bei mir. Zum Glück noch nicht gefüllt. Ein echter Mitarbeiter, also einen solchen, den man im Baumarkt nur selten ergattert, eilt mir hinterher. Wohin des Weges, auch ein Korb habe seinen Preis, ach so, Kollege, Kundentoilette, verstehe, lassen Sie den besser hier... und ich so, natürlich, 'Scusi, dumm von mir, Sie haben völlig recht, Gedanken, Gedanken, immer bin ich in Gedanken. Und dann aber auf der Kundentoilette. Ohne Korb.
Dann wieder rein, Korb holen nicht vergessen. (Schon der zweite also, den ich mir heute einhandele, denke ich. Aber das folgt mit dem älter werden. Achtet mal drauf! Sonst könnt ihr auch einen kaufen, 2,95 Euro beim Baumarkt.) Dann Liste abarbeiten. Dichtungsring (versteckt, aber gefunden), Sanitärartikel (Himmel, das meinen die nicht ernst, kaufe ich nicht), Silikon, Fugendings, eine Rohrmanschette, was man so braucht. Farbe, einen Tontopf, einen Untersetzer für den Tontopf aus Ton. Und bestimmt was vergessen. Vor Schock. Gesehen nämlich: Glasbausteine kehren zurück! Bunt, beleuchtet oder auch einfach nur so. Glasbausteine. Wahnsinn.
Kein Auto, auch so eine Sache. Also schleppen, ich hätte ja auch das Rad... An der Fußgängerampel fast angefahren worden, eigene Schuld. Oder Vollmond. Die Straße folgt dort einer Kurve, die Ampel auch. Also folgt niemand der Straße durch die Kurve bis zur Ampel, sondern geht der guten Stadtviertelsitte nach fünf Meter vorher über die Straße. Das Auto hat Rot, ich nicht Recht, aber bitte, der Fahrer beharrt auf seine letzten fünf Meter bis zur Ampel, hält also nicht an, wie es sonst aber wirklich jeder hier tut. Zumal, wenn ein ehemals aus dem Internet bekannter Blogger mit einem Eimer Farbe, einem Dichtungsring, Silikon, einer Rohrmanschette, Fugendings, einem Tontopf, einem Untersetzer aus Ton für den Tontopf und was man so braucht über die Straße geht. Ich hebe die Hand, entschuldige mich, 'Scusi, Gedanken, Gedanken, ich war in Gedanken.
Schnell noch zur Packstation. Munter die Nummer, dann ein zweites Mal die Nummer, dann zur Sicherheit kontrolliert (wie leicht ist man in Gedanken!) und vorsichtig ein drittes Mal eingetippt... Tut der Maschine aber so was von leid, drei Mal falsch, nicht weitertippen, schick uns doch 'ne Mail, du Kunde, ist Montag und Vollmond, du meinst doch nicht im ernst, daß das jetzt mit deiner Nummer klappt. Höhö, und schönen Tag noch mit deinem Eimer Farbe hier auf dem Parkplatz und dem Tontopf und dem Untersetzer aus Ton für den Tontopf und dem Dichtungsring und der Rohrmanschette und dem Silikon und dem Fugendings und was man so braucht.
Na ja, immerhin. Daheim ist es wirklich am schönsten. Mich erwarten meine Blumen, die nun in eine erfreulich herbstliche Haltung versunken sind. Wie in Gedanken! Wie lange man Blumen doch stehen lassen muß, damit es endlich hübsch morbidlich aussieht. Beim Blumenhändler sucht man nach solchen ja meistens vergeblich. Schwer zu bekommen, fast wie Dinge im Baumarkt. Nie sind sie richtig, immer nur frisch. immer muß man sich entschuldigen, will man welche verschenken. Du, tut mir leid, die hatten keine schönen, mußt du noch zwei Wochen stehen lassen, ich hoffe, die werden noch was. Aber nicht vor Vollmond wegwerfen!