Mittwoch, 26. Oktober 2011
werden im Herbst zu Laub.
Menschen/
zerfall'n zu Staub.
(Die Braut haut ins Auge,
"Blätter & Menschen")
Es, also diese weitgehend undefinierte Wesensheit, bewegt sich weiter wie auf einer Sinuskurve auf und ab, alles im Millimeterbereich. Immerhin, das Gehen geht. Laufen läuft nicht. Diese Stahlschiene allerdings, im ersten voreiligen Diagnosetaumel fürs Bein verschrieben, kann jetzt im Schirmständer verbleiben. Schade eigentlich, sie hätte mir erklärungslos und mit einem lässigen Fingerzeig so manchen Kinderwagentransport auf U-Bahn-Treppen erspart sah irgendwie interessant aus. Nicht einmal zum Dr.-House-Gehstock, auf den ich schon spekuliert hatte, reicht es. Man nennt das unter normalen Leuten wohl eine gute Nachricht. Die schlechte, für die, die im Thema sind: Faßreifen und dann abwärts. Dagegen hilft, tote Tiere bei Vollmond über den Friedhof tragen, an die Heilkraft des mir frisch aus den Nordlanden mitgebrachten Mooses glauben, sich mit Brennesseln geißeln, jungfräuliche Hände oder - findet mal eine Jungfrau auf St. Pauli - eben Bewegung.
Am Wochenende, nach einem längeren Marsch nach Lourdes die Elbe entlang, abends dann ein elektrisches Strömen, als führe ein Containerfrachter gemächlich die Verkehrsnervenbahn meiner Beine hinunter - und wie der Wellenschlag, der im Sog der Propeller ans Ufer platscht, schwappte spürbare Besserung ans Land meiner Wahrnehmung. Es tut sich was und wird nicht nur versprochen, das nennt man auch unter nicht so normalen Leuten eine gute Nachricht.
Weiter werkeln also, daheim brav die vermittelten Übungen machen und weitere dazuerfinden. "Sie können selbst was machen", heißt es, und irgendwann werde ich wie ein Ballettänzer Pirouetten drehen können. Derzeit bleibt es morgens bei einer halben, bei der ich wie ein herbstlich taumelndes Blatt durch die Küche schwanke und froh bin, die Milch nicht zu verschütten. Aber das soll mich nicht aufhalten: "Learning to Crawl", hieß es einst bei den Pretenders. Da bin ich immerhin schon weiter. Guter Zeitpunkt auch für die große Bilanzprüfung, sehen, was weg ist und was bleiben kann. Ich kann zum Beispiel bereits wieder zielsicher mit dem Zeigefinger an die Stirn tippen die Nasenspitze treffen. Renovierung eben vom Keller bis zum Dach und doch noch nicht bloß ebenerdig kaufen. Denn wie Bernadette bekanntlich mahnt, "der beste Augenblick in deinem Leben/ist gerade jetzt gewesen".
Da will ich aber lieber noch einen draufsetzen. Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute.