Dienstag, 18. Oktober 2011


Inselbesuche



Stück für Stück und noch ein Stück ausprobieren, was geht. Das Schwimmflossengefühl ist weg, dafür könnte man jetzt mal über Ameisen reden, aber die gute Nachricht ist: Das Gehen wackelt nicht mehr so, vielleicht wird "fester Schritt" wieder ein abrufbares Programm. Völlig frustrierend indes die Degeneration nach zwei Wochen Krankenhaus. Die Stufen zum Leuchtturm haben sich in meiner Abwesenheit offenbar verdoppelt, ich wünsche mir ein Bank zum Verschnaufen auf Etage zwei. An den letzten Sonnentagen vor dem großen Regen nun der nächste Test: Gleichgewichtsübungen mit dem Fahrad. Siehe da, es geht. Vorsichtshalber habe ich mich aber erstmals zum Tragen eines Helms überredet, better safe than sorry hieß nicht umsonst das Motto meiner Ahnen.

Als ich vor sieben, acht Jahren in meinen kleinen Stadtteil zog, war die kleine Elbinsel in der Nähe ja nur wenigen Skatern, Radlern, Hundeausführern bekannt. Ob beim heimelig verregneten Nachtspaziergang oder sonnigen Wochenendausflug, es war der ruhegetränkte Gegenentwurf zum westlicheren Elbwanderweg. Damit könnte es bald vorbei sein. Aus der lange leerstehenden Betriebsvilla der ehemaligen Wasserfilteranlage, dort also, wo ich einst mit einer Bloggerin ein Heim für durchreisende Internetaktive betreiben wollte, hat man nun ein Restaurant gemacht. Glücklicherweise aber nicht den vor Jahren mal angedachten "Eventpark" mit Wasserspielen, gigantomanischen Türmen (Hamburg würde gern Bilbao sein) und Autoreiseverkehr. Bis zum Parkplatz neben der wahrscheinlich kleinsten Menükarte Hamburgs ist die einst gesperrte Straße zwar nun offen. Aber noch hält sich der Verkehr in Grenzen. Das könnte sich im nächsten Frühjahr ändern, wenn in den Zeitungen wieder die Ausflugsziele, die keiner kennt, beworben werden. Versteckte Perlen, verwunschene Idylle werden dann wie Dornröschen mit ungemachten Haaren aus dem Schlafzimmer gezerrt, und unversehens nur im Hemde noch vor gaffendes Volk gestellt. Denn rund ums Café hat man einen überraschend hübschen "Naturlehrpfad" gebaut. So kann man auf weltkriegsbombengeräumten Wegen an den alten Filterbecken vorbeiwandern, Vögel beobachten und Pflanzen beim Wachsen zuschauen, in die alten Pumpenhäuschen schauen, die wie kleine Schmuckstücke auf dem Gelände versteckt sind und von einer Gründerzeit erzählen, als selbst technische Zweckbauten noch wie schmucke Repräsentationsgebäude errichtet wurden.

Zwanzig Kilometer mit vielen Pausen. Immerhin, es geht.