Dienstag, 31. Mai 2011
Peter Richter gratuliert dem Berliner Hauptbahnhof kritisch zum fünften Geburtstag und weist zurecht auf eine Vielzahl von Mißständen hin. Ich lese und nicke, während ich möglicherweise mit dem Flugzeug haarscharf an nämlichen Gebäude vorbeifliege. Dann aber schreibt Richter: "Wie Schiffbrüchige über den Sand sich herbeischleppende Fußgänger. Zusammen mit den orientierungslos Umherirrenden aus der Bahn machen sie den Ort zu einem einzigen täglichen Jammertal." Einige Zeilen vorher bereits verweist er auf die Ähnlichkeit der Treppen und Fluchten mit den von Piranesi dargestellten Gefängniswelten. "Das ist die Wahrheit", schreibt Richter ganz ohne unangebrachte Scham, versteigt sich aber gleich darauf zu der Behauptung: "Und warum muß ich der Erste sein, der sie aufschreibt?"
Bitte, liebe Leute von der FAS, die ihr Bücher schreibt mit Titeln wie "Hier spricht Berlin" und das "ich" in euren Texten Spazieren führt. Solche Kritik wurde nun wirklich schon zur Zeit der Eröffnung durch einen vielstimmigen Nabucco-Chor aus Bahnreisenden, Architekturkritikern und Blogs laut. Ich schrieb damals über ein Purgatorium für Bahnfahrer, über ein undurchsichtliches Treppen- und Gängelabyrinth.
Erster soll ein Mann sich nur mit Vorsicht nennen.
Das ist mal die Wahrheit. Bitte. Danke.