Montag, 9. August 2010


Horror vacui, lockus amoenus



Nach einer weiteren schlafvermangelten Woche, in der selbst die nette Kollegin aus der Nachtbarabteilung Nachbarabteilung schon mitfühlende "mach mal Urlaub"-Mails schickte, ist leider auch so ein Wochenende nicht zum Bummeln da.




Meine liebsten Gerätschaften derzeit. Am Sonntag endlich wieder mal beschauliche 30 Km durch die Landschaft gebummelt, Kontrollfahrt um Deich und Wald und Wasser. Ein idealer Tag, Rücken schonen, Beine bewegen, die Temperatur gerade richtig, der Himmel schön bedeckt. Überhaupt, wie ich am Freitag sah: Die Herbstmode ist da! Hurra, denkt man, der Sommer ist überstanden. Meine kleine B&D auf der anderen Seite hat mich verläßlich wie schon das halbe Leben auch am Wochenende begleitet. Sie kann leider nicht schlagen, ist also nichts für den Beton in unserem Denken. Aber sonst surrt sie beharrlich durch im Weg stehendes Material. Ein abgeliebter Schatz.




Es kam so, daß mich die Weißfläche auf der Türe zu stören begann. Erst wollte ich wie die Damen, die ich neulich vorstellte, einfach alles mit dem Pinsel bemalen. Dann aber entschied ich mich für ein Loch. "A Hole to See the Sky through", heißt ein kleines Kunstwerk von Yoko Ono, bei der sie eine Postkarte mit einem Loch durchlöchert hat. Mein Himmel schien zwar auch blau, entpuppte sich aber als das Treppenhaus. Also habe ich das Loch gefüllt.




Man muß, das lehrt das Leben früher oder später, manchen Dingen rigoros einen Riegel vorschieben. Dem Fluten und Wogen, Pressen und Drücken. Das Ding schließt zu und auch - das könnte sich noch mal nützlich erweisen - wieder auf. Sobald ich meinem alles verbummelnden Keller die Sägeblätter entrungen habe, kann ich auch die Blende passend schneiden. Dann fehlt nur noch außen eine Stahlrosette - fertig. Hat gar nicht weh getan, abgesehen von ein paar unvorhergesehenen Widrigkeiten. So mißtraute ich als notorischer Skeptiker den Maßen der Einbauanleitungen und sägte folglich das Loch in der Tür zu klein. Leider, das ist eine unumstößliche Tatsache, hat man pro Tür nur genau eine Chance, es auf Anhieb richtig zu machen. Danach heißt es dann eben Feilen, Feilen, Feilen, bis die Maße stimmen. Hätte man sich sparen können, aber man kommt gut in Stimmung dabei, arbeitet irgendwie fröhlich fluchend pfeifend aus dem Schultergelenk heraus und denkt an die Tage, an denen man einfach Gott, die Welt und ihre Panzerriegel gute Männer hat sein lassen und am Seeufer lag. Sonntags dann die Schließkästen für alle Zeiten fest im Mauerwerk verankert, die B&D dabei ganz munter wie eine Operndiva Mimiimiii und Uijuijui tremolierend, ich hingegen bereits ein wenig übermüdet. Am Ende aber lobt das Werk: Mit Schlafsack und Notgepäck gewappnet habe ich abends dann das Äußerste gewagt und von außen abgeschlossen - und kam anschließend tatsächlich wieder - klackklack- in die Wohnung hinein.