Donnerstag, 8. Juli 2010
Während sich auf der Hinfahrt Richtung Reeperbahn schon vorfelds siegestrunkene Germanen ("Schlaaaand!") ein wenig, nun ja, belästigend in der S-Bahn breitmachten, war die Rückfahrt tiefer in der Nacht von angenehm entsagender Ruhe. Auf und in ruhigen Bahnen rumpelte ich nach Haus, und ist in der Regel Lethargie entschieden abzulehnen, konnte ich so die letzten Grappa des italienisch-spanischen Wirts (da geht ja gastronomisch alles wild durcheinander) zirkulieren lassen, ein Gesöff, mit dem man sonst nur Rohre reinigt, das aber nach dem Ende aller Vierjahresträume für eine gewisse innere Stabilität auch sorgt. Vorbei, vorbei, alles vorbei (passenderweise zur Melodie von "Allein, allein" gesungen), man merkt ja, wer im Team noch spielen möchte und wem es bereits lästig ist, das Trikot einer bestimmten Mannschaft zu tragen.
Die blonde Kollegin neben mir entpuppt sich ausgerechnet als Fan der einzigen Mannschaft, die auf St. Pauli nicht sehr viele Freunde hat, aber da es ihre Heimatstadt ist, drücke ich für den Abend und im Sinne des gemeinsamen Teamgedankens ein Auge zu. Wie auf fremden Platz auch der Gesprächsverlauf über zwei mal 45 Minuten. Nicht einmal fiel das Wort Twitter oder Blogs oder Dingsbook, dafür kreisten wir um völlig normale Themen wie Schlagzeug spielen, das Hausboot des anderen Kollegen, Leben am Wasser generell, Urlaub in Masuren und wieso eigentlich Trochowski statt Kroos spielt.
Das verdiente Nullzueins nimmt man konsterniert zur Kenntnis und ahnt, daß die Spanier auch noch drei Stunden so weiterspielen könnten, ohne daß sich irgendetwas ändern würde. Man rennt und rennt und rennt und kommt keinen Schritt weiter. Dann muß man ein Ende machen, abpfeifen, unter die Dusche und am besten nicht allein.