Donnerstag, 15. April 2010
Auf meinen Wanderungen durch menschliche und landschaftliche Niederungen, entlang den Autostrichs Autostradas des sonntags wie ausgebrannten Gewerbegebiets findet sich so manche Schraube und rostiges Relikt. Erstaunt aber war ich über die staubigen Reste hanseatischer Strumpfmode: Der sogenannte "HSV-Straps" - gleich den Tabellenträumen des Vereins mehr Over-Knöchel denn Overknee - ist, das bleibt zu hoffen, wohl weniger ein zwingender Begleiter zur neuen Stöckelmode. Erst hielt ich diese ja für ein wunschdenkenden Witz, als ich davon in der hochglanzfarbigen Luxusbeilage einer Frankfurter Tageszeitung las. So wie ich vor einigen Wochen vom angeblich unausweichlich drohenden Geschmacksangriff der Schulterpolster hörte.
Aber nun standen abends gleich drei junge Damen zwischen 15 und 25 am U-Bahnsteig (wir bewegen uns im urbanen Raum), die munter auf Achtzentimetern staksten. Die Schuhe, das ist wohl des Sprunggelenks-cri du jour, strahlten in verschiedensten Abstufungen des RGB-Farbraums wie ein bunter Frühlingsstrauß. Die neue Mode (Modeblogs sind ja selbst der letzte Schrei) hebt immerhin auch kleine Frauen deutlicher hervor; man hat - Achtung, Fips Asmussen, diesen Gag verklaufe ich Ihnen für 50 Euro - sozusagen länger an ihnen zu sehen. Auch kann ich nun Damen bequem ins Auge schauen und damit neue Beu Bekanntenkreise erschließen, bei denen zuvor der prüfende Blick höchstens mal über den Haaransatz strich.
Von dieser Betrachtung aus dem eher geometrischen Zuordnungsbereich abgesehen: Wegen mir muß das jetzt nicht sein. Dieses Frühlingsgedöns, Strips und Straps und Stöckel. Ihr werdet den Herbst noch herbeisehnen.