Mittwoch, 3. Februar 2010
Dieses Schnee- und Eisgejammer all überall unter Tannenspitzen. Jetzt haben wir einmal einen normalen Winter, schon kommen sie mit ihren Flatterhöschen und Polyesterjäckchen nicht mehr durch, stellt das Fitschen und Schliddern über die eisbeschuppten Bürgersteige eine körperliche Anstrengung dar, die den balance-entwöhnten Bürostuhlhockern die rollsplittbestachelte Kraft des physisch Faktischen in ihre virtuelle iPod-Zwitscherwelt zurückhämmert. Das geht und hoffentlich noch zwei Wochen lang.
Dann ist aber auch mal gut.
Es gibt so Tage, wo man kurz noch mal die Wege gedanklich zurückmarschiert, bis dorthin, wo Anflüge spontaner Euphorie kleine Marken setzten, bis dahin, wo sich ein Weg gegabelt haben muß, ganz unmerklich, so daß man es erst nicht recht mitbekam. Bis ins Brückenlose, bis ins Unhörbare. Die unübersichtliche Stelle, an der man die Sicht verloren hat. Als die Stimme plötzlich nur noch Stille war. Ach.
Gleich einer Ente perlt dem einem das meiste den rutschigen Rücken runter, verkneift man sich Sottise und Spott, ein anderer weint deutlich stilller vor sich hin, man will ja nicht langweilen, es dreht sich ja alles in endlosen Spiralen und längst nicht so fotografisch wie Uzumaki.
Derzeit arbeite ich in der Entwicklungsredaktion von gleich zwei neuen Zeitschriften: Kultur & Verzweiflung und Irrsinn & Recherche. Fördergelder beim Hamburger Senat sind bereits beantragt, Kultur wird hier ja großgeschrieben, es steht dann auch was über die Elbphilharmonie drin. Das eine Heft wird in Teerpappe gebunden sein, das andere eine DVD enthalten mit verwackelten Kurzfilmen sogenannter "Filmemacher" (as in "I'm a Filmemacher, too, you know"), die durch ein halbdunkles Abbruchhaus stapfen, bis die Kamera (und le Auteur) vor einer Wand mit einer großen "37" Halt macht.
Da staunt ihr.
Haben wollen.