Freitag, 13. Oktober 2006
not to recall a story but to be able to call up a picture.
(Susan Sontag, Regarding the Pain of Others. 2003.)
Auch wenn es mit der Rücksicht nicht immer so klappt, ist mir der Blick in den Rückspiegel stets lieb. Technikblütenträume, strahlend, glänzend oder schmuddeliger Dampfmaschinenpunk, wie der Terminus heißt. Die wunderbare Zeit des Damals, als man MP3-Player noch mit der Handkurbel aufziehen mußte. Das ist mit ein Grund, weshalb ich kein Notebook besitze. Das könnte sich aber bald ändern, denn dieses schicke, Schrei-des-Tages-mäßige und offenbar funktionsfähige (kein Nachteil!) Mobilterminal habe ich sofort auf meine Man darf doch mal träumen-Liste gesetzt. Macht sich gut auf dem Beifahrersitz des Buckelvolvos. Rückwärts nach vorne.
Die Zukunft mit großem Z, das ist bekannt, kann allerdings nicht so hell scheinen, wie es die wohltemperiert eingerichtete Vergangenheit nie war. Die Lüge des schönen Scheins, der freundlichen Kinder und treuen Gattinnen, eine Welt, die durch die Wahl des richtigen Haushaltsgeräts zum flanellbezogenen Paradies wird. Putzig findet man das im Rückblick, für den Horror des Ausblicks reicht ein simpler Rechensatz. Dennoch: Muß man sich seine Welt halt ein wenig malen, wie Pipi Langstrumpf einst sang. Mal die Perspektive wechseln. Ein Pilz macht dich größer, und ein anderer, nun, der macht dich wieder klein.
Was aber, wenn die Viktualias älter werden? Was ist mit all den Menschen, die man sonst so übersieht? Die Welt sieht eben doch eher so aus wie auf den Bildern der amerikanischen Fotografin Juliana Beasley. Der illustrierte Hort des Menschenglücks entpuppt sich als Wohnwagen oder Pappkarton. Rockaway Beach. Man hofft indes, es ist die ein oder andere Villa Kunterbunt darunter. Wer möchte sich schon ein Urteil anmaßen?