Sonntag, 8. Oktober 2006


Bei mir kommt das alles aus der Steckdose

If I told you things I did before
Told you how I used to be
Would you go along with someone like me?

(Peter, Björn and John, "Young Folks")

Endlich, möchte man meinen, wieder Regen auf der Haut und kühlerer Wind unter den Jacken. Nächte, die wieder wispern und Lichter, grün und rot über dem Wasser, die einem die Position anzeigen. Da kann man dann sitzen, sich ansehen und was reden, natürlich. Ich winke mit dem Lottoschein. Bald kann ich das endlos so machen. Ja, und dann könnte ich Sätze schreiben wie "Das Leben als eigener Sonderpostenmarkt". Und da lacht sie und sagt, komm ich lade dich ein. Und wir gehen rüber zur Heißen Hexe und ich darf mir sogar etwas aussuchen. Ich bastel ein Boot aus den Resten des Alupapiers. Ein schwankendes Schiff, trunken naturellement, und damit fahren wir maskaragetränkte Tränen den Fluß hinunter und hinüber zu den dunkleren Ufern.

Der kleine Trommlerjunge träumte immer von einer großen Reise.

Sie reicht mir das neue Exemplar des Spottpreismagazins, und ich denke, ja, man müßte auch mal wieder lesen. Blättern durch eine Welt aus Bodenhaltung und Bockwürstchen im Naturdarm. Und selbst diese Menschen, die mittags womöglich ihre ganzen saftigen Putenschenkel über die Anrichte reiben, sehen im Prospekt merkwürdig verhärmt aus. Ausgelaugt wie zu lange gewaschener Kabeljau. (Also ob ich davon Ahnung hätte!) Aber die fahlen Gesichter! Oder liegt es am Druck, am Papier, oder liegt es daran, daß 1000 Gramm Nagerglück auch nicht viel mehr oder weniger kosten. Auf der letzten Seite, gleich hinter Kleinkindern in vorgegrauten Fleecejacken, das Viererset Grablichter, mittel oder groß und selbstverständlich nur, solange Vorrat reicht. Dafür aber brennen sie auch und das doppelt so lang und nicht nur weil sie jung sind. Oder die Nacht.

Nein, sage ich und falte ein verbogenes Herz aus dem Aluminiumboot. Nein, brauche ich alles nicht. Bei mir kommt das alles aus der Steckdose. Die Träume, die Wärme. Die Roboterliebe auch.