Glück und Glas

Beim ersten Mal war es im Grunde nur eine kleine Unachtsamkeit gewesen. Eine winzige Geste nur, doch was folgte, war ein Krach, der durch Mark und Beine ging. Dann, nach einer Schrecksekunde aber folgte Erleichterung. Nüchtern betrachtet war doch nichts passiert. Es hatte einmal laut gescheppert, nun gut. Man taumelte, atmete schwer. Wir waren gewarnt; es war sehr, sehr nahe dran gewesen.

Wir beschlossen, es noch einmal zu probieren. Wie man das so tut, als vernünftiger Mensch. Nicht gleich aufgeben. Immer weitermachen.

Kurze Zeit, beflügelt von der eigenen Souveränität, von der Kraft, diese schwierige Situation, in der die Nerven blank gelegen hatten und man plötzlich der eigenen Empfindsamkeit sehr bewußt geworden war, gemeistert zu haben, nun kurze Zeit also, ging alles recht leicht, beschwingt und optimistisch gar, von der Hand.

Doch dann, man hatte die Sache schon vergessen, dieselbe Unachtsamkeit, plötzlich derselbe Krach, nur anders. Diesmal schepperte es nicht nur, diesmal ging alles zu Bruch. In tausend kleine Stücke.

Mit dem Handfeger kehrte ich die Reste meine Lieblingsglasschüsselchens, das mich zwanzig Jahre treu begleitet hatte, auf den Küchenfliesen zusammen.

Sonntags wird nun nie wieder gespült.

Homestory | 15:56h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
luise - Sonntag, 4. Juli 2004, 16:23
Mir scheint,
Ihr Leichtsinn entbehrt nicht einer gewissen Vorsätzlichkeit, immerhin hatte es bereits gescheppert und trotzdem begingen Sie denselben Fehler erneut.

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kid37 - Sonntag, 4. Juli 2004, 16:40
Dieses Abtropfgestell taugt nicht für kleine Schüsseln. Wo drei im Spiel sind, kann das nichts werden. Weitere Schuldzuweisungen lehne ich ab.

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luise - Sonntag, 4. Juli 2004, 16:44
Das bleibt auch Ihnen ganz allein
überlassen, ob Sie sich schuldig fühlen oder nicht. Wenn Ihnen die Schüssel viel bedeutet hat, werden Sie schon so ein leichtes Ziehen in der Magengrube verspüren.

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kid37 - Sonntag, 4. Juli 2004, 18:06
Jaja, Frau Luise. Haben wir mal wieder den Salzstreuer in der Hand? Nur zu, immer rein in die offene Wunde. Aber denken Sie daran, ich bin Rekonvaleszent. Angesichts meiner bitteren Zähren, die ich den tausend Splittern in den Mülleimer hinterhergetropft habe, wäre ich für mehr Milde äußerst empfänglich.

Überhaupt. Wer weiß, ob das Schüsselchen auf seine alten Tage noch entdeckt hat, daß es eigentlich eine kleine Schlunze und auf Abenteuer aus ist?

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