Sonntag, 21. Dezember 2008


Zuckerbäcker



So, genug jetzt mit dem Emo-Gewinsel. Nimmt es überhand, geh mal überland, heißt es schließlich nicht umsonst in einem volkstümlichen Lied, und die Gegenwart liegt in fast der Mehrzahl aller Fälle unmittelbar in der Nähe. Altertümliche Städtchen, stelle ich zudem immer wieder fest, haben häufig einen durchaus jugendlichen Reiz. Wenn man was entdecken will.

Kurz: Ein schöner Tag. Geht doch mal raus. Das Geheimnis frischer Luft.


 


Freitag, 19. Dezember 2008


Überkochende REM-Phase

Als ich heute im Wolford-Shop stand (fragt bitte nicht!), erinnerte ich mich daran, wie ich neulich das Ciabatta-Brot in den Ofen schob (Sublimation!) und zugleich Ente con Pasta zubereitete und dachte - jetzt mußt du aber aufpassen: Essen, der Sex des Alters!

Warte, nur warte. Bald bist du einer von ihnen, Kid. Stehst barfuß in deiner Küche, machst "Uh!" und "Ah!" und trommelst dir einen Naked Chef vor die behaarte Brust. Dann ist es nicht mehr weit, und die schönsten Wochenmärkte werden diskutiert, du wirst gewichtige und nach Gewürz duftende Sätze bilden, die mit "der beste Italiener" oder "mein Lieblings-Indonesier" beginnen. Du wirst exotische Früchtchen in der Auslage kritisch bepokeln, dir gigantische (Übersprungshandlung!) Pfeffermühlen kaufen und jedem erklären, der es hören will oder nicht, daß man Knobl Aioli nur zwischen Vollmond und Streicherklängen hauchzart und cremig gerührt bekommt, in einem Tiegel aus Büffelhorn womöglich. Ich werde als Genußmensch enden, plauzig Bauch und Kopf schütteln über andere Menschen, die am schnellen Grill sich

[aufgew., auf den Schreck erstmal eine Käsestulle geschmiert]


 


Donnerstag, 18. Dezember 2008


Weihnachtsfeier

...ist so was von hicks.


 


Dienstag, 16. Dezember 2008


Miserabilismus

Produktion, Konsum, Zerstörung.

[Innehalten für einen Kuß. Zuneigung als Kunstform begriffen.
Eine Ready-Made-Performance.]


 


Sonntag, 14. Dezember 2008


You know, it's a sad, sad Bad, Bad thing

How to make a sad man glad?
You gotta tell him that you love him,
Need him - that'll do it every time.
You know you gotta kiss him,
Quickly, mean it,
Tell him that you care.
Run your fingers through his hair.

(The Capreez, How To Make A Sad Man Glad. 1966.)



Ich bin ja mehr für die gesunde Dusche, eiskalt natürlich und barfuß, aber selten mal darf es auch ein Vollbad sein. Vorher natürlich Blutdruck messen, denn bei mir sackt der bei so viel feuchter Hitze schnell durch den gurgelnden Abfluß in den Keller. Für Menschen wie mich, die noch nicht einmal den Jugendschwimmschein haben, ist es eigentlich gebotener, mit Schwimmhilfe einer Begleitung* abzutauchen, kompetent beim Rautek-Rettungsgriff und gleich mir im Besitz der DLRG-Nadel für zehnjährige Mitgliedschaft. (Das war, ehe man mir eröffnete, mit einer Karriere als Kampfschwimmer würde es bei mir nichts, man müsse dort nicht nur schweigen können, sondern richtig die Luft anhalten.) Jedenfalls - Moment, ich puste eben die Schaumflocken beiseite - packte ich nun meinen Kugelfisch (dort auf halblinker Position auf dem Wannenrand, statt Quietscheentchen), fütterte die Lautsprecher mit meiner wunderbaren Northern Soul-Anthology (für den rechten Schwung), rief Aaaaachtung, pfoff meine Bootsmannpfeife und stieg wie Kapitän Nemo in die Fluten.

So war das ja früher auch. Samstagabend, schnell in die Badewanne, Beine rasieren, (geht natürlich auch so), Haare hübsch kämmen (vielleicht einen sauberen Scheitel oder mal frech in die Stirn), schmuckes Hemd an (weiß, Paisley oder das mit den großen Palmblättern)... und dann ging es doch los! Ab! Auf! Erwartungshaltung! Und ganz weit weg! Junge Frauen im Engtanz über die Tanzfläche schieben, vielleicht mal einen Piccolo spendieren, immer jovial, und ein, zwei Salzstangen, ja, so haben wir geschwoft, bis die Damen einem mit sinnlich geführtem Zeigefinger über die Manschettenknöpfe strichen und etwas ins Ohr flüsterten, das ich aber wegen der Lautstärke der Tanzkapelle nie verstehen konnte. Ich lächelte dann meist und sagte, ja, sischer dat.

Saturday Night and Sunday Morning. Manchmal, die Eltern von S. hatten einen Pool, endeten wir beim Nachtschwimmen.



* Wie Menschen manchmal so betont die neutrale Form wählen.
Meine Begleitung, ja sischer dat.


 


Freitag, 12. Dezember 2008


Leuchter & Türme

Übe dich
im kleinen Verrat,
jeden Tag.
Pass auf. Pass auf -
Roll die Seekarten aus...

(Slime, "Seekarten")

Neulich den "Tankerkönig" gehört. Aber den kennt ja auch keiner mehr. Doch wenn es nicht um die Schiffe ginge, störte nicht das Nebelhorn an meiner neuen Arbeitsstelle. Nach dem Ende dieses, nun, interessanten Jahres wird 2009 vieles neu machen. Kleine Fluchten, große Pläne, wie eine Präsidentenwitwe zähl' ich täglich meine Schuh.



Die Nächte zwischen Tingeltangel, zwei Bier in der Melancholischen Auster, mal gucken, die Barfrau sagt Hallo. Ich schreib mir einen Satz auf den bloßen Unterarm und setz den Punkt nicht mit der Zigarette. Zumirzudir, ich bin im Dienst. Im Morgengrauen verlöschen langsam die Laternen.

Ach, gäbe es nicht die ebenso unverfrorene wie verbreitete Selbstheiligsprechung anderer Leute. Ich spiel mit meiner Band Binichbaff gerade mal den Ententanz. Aber heimlich habe ich vor dem Haus mit vollen Händen Klatschmohn gesät.

Fragt sich nur, vor welchem.

Wer heute abend in Berlin ist und ein wenig was anschauen möchte, ehe es möglicherweise weiter in die Nacht geht (denkt dran: early to bed, early to rise - makes a man healthy, wealthy and wise) - die Strychnin-Gallerie zeigt Fallen Angels mit Arbeiten von Daniel Van Nes, Virginie Ropars, Cliff Wallace und Marina Bychklova. Stimmung wird wie immer super sein, die Kunst sowieso. Grüßt schön.


 


Donnerstag, 11. Dezember 2008


That's

...the sound of the men working on the Chain Gang.

Schnaufen. Keine Sätze. Bald, bald wieder mehr.


 


Montag, 8. Dezember 2008


Kekskid




Rührende Zeiten - vor allem wohl in der Teigschüssel. Denn all überall unter Tannenspitzen wird gebacken, getan und gemacht. Ich habe so viele selbstgebackene Kekse geschenkt bekommen - ich glaube, die Vorweihnachtszeit muß diesmal länger dauern, wenn ich die alle essen will.



So schön die alle sind, ich muß sagen, diese Kekse toppen alles. Hätte ich ein Emo-Blog, ich glaube, ich hätte geweint vor Rührung. Merci.


 



Mal so gucken

Weihnachtsmärkte gibt es viele, Plunder noch viel mehr, bald auch in eurer Stadt: Holy Shit Shopping stellt einen Schlitten voll mit kreativem Plunder vor die Großstadttür. Filz und Klöppel, dies, auch das, Gemaltes, Verlorenes, Gefundenes. Überhaupt, das Gefundene. Auch der kleine Emil, der verloren ging, seine ganzen drei Jahre, blaue Ski-Hose, wurde rasch wiedergefunden. Abenteuer ganz nah bei zu Hause dran. Fast eine Weihnachtsgeschichte. Mr. Scrooge hingegen, milliardenschwer und sozial engagiert, solange es öffentlich ist, stellt seinen Mitarbeitern noch pünktlich vor dem Fest die Kündigung ins Haus.


 


Donnerstag, 27. November 2008


Vom Mittag bis zum Morgen



Vom Blättern in Magazinen. Indie. Missy. Das illustrierte Wandern durch andere Leute Jugendwelt. Die Prüfung auf Welthaltigkeit. The melancholy hour of Mittagspause. Ein Hauch von etwas. Am Nebentisch eine junge Schauspielerin. Jenny oder Jana oder Juno. This year's Erscheinung. Oder war es etwa schon letztes Jahr. Die Zeit, die liebe Zeit. Im Fenster ein Windspiel. Eine nimmermüde Ente, die stur ihre Flügel dreht, immerzu, gefangen in einem Wahn, vor Augen ein Ziel, das sie vor lauter Mühen längst vergessen hat. Keinen Zentimeter kommt sie voran.

Heute morgen dann ein ähnliches Gefühl. Das Thema hieß "Blutabnahme", nüchtern bitte und früh, es ist eben ein Verteilungskampf da draußen und kein Kuschelspaß. Meine Flamme Ärztin eilte kurz grüßend vorbei, husch wie der Wind, so sind die jungen Damen, ich aber hatte heute nicht die Emo-Punk-MTA mit dem rasant geschnittenen Schwarzhaarpony und den blauesten Augen der Welt, sondern ihre skandinavisch-blonde Zwillingsschwester. Die hat einen Blick, den müßte man auch einmal malen. Vielleicht mit Blut, ich und mein Arm wären dann so frei.

Nach dem flotten Nadelspiel dann wieder auf der Straße, Zeit für den ersten Kaffee. Nach dem tollen Erlebnis vom letzten Mal, gönne ich mir noch einmal die Mitnehm-Variante. Der junge Mann hinter dem Glastresen trägt eine Nikolausmütze, so weit ist es auch schon wieder. Mein Kaffee kommt, dampfend, heiß, wie wunderbar, selbst der junge Mann ist entzückt. "Soll ich den Deckel draufmachen?", fragt er fast andächtig. Mein Mantra, seit einigen Tagen, denke ich. Was für ein Zeichen. "Ja bitte, machen Sie den Deckel drauf", antworte ich, verstaue meine Geldbörse und schaue gebannnt, wie der junge Mann mit der Nikolausmütze hinter dem Glastresen den Deckel aus Plastik nimmt und meinen Kaffee verschließt. Das scheint mir gar nicht so schwer, denke ich, danke dem jungen Mann mit der Nikolausmütze, nehme den Becher vom Glastresen und befinde so im Stillen für mich, so leicht kann das also sein. Einfach mal den Deckel drauf machen.

In der U-Bahn bin ich fast beschwingt, es mag am Blutverlust liegen, an der leise kichernden Hysterie, die seit Tagen in meinen Adern schwingt, vielleicht auch am Hunger oder dem frischbedeckelten Kaffee. Der Becher gibt mir ein gutes Gefühl, ich fühle mich jung, modern, zugehörig. Den jungen Mädchen, die mich müde unter ihrer Strickmützen hervor anschauen, zeige ich meine Trophäe, mein Signum des Urbanen: Schaut her, rufe ich (aber still), ich bin bereit für die Welt. Ich habe verdammt noch mal einen riesigen Kaffee. Aber ich habe den Deckel drauf.