Die Mäuse, die Menschen und der Müll
Willows fresh and green with every spring
carrying in their lower leaf junctions
the debris of the winter's flooding
(John Steinbeck, Of Mice and Men. 1937.)
Und wieder die Frage: Ist es Konzeptkunstkacke oder haben
die streikenden Verdi-Männer den Spermüll nicht abgeholt?
Die Berlin Biennale reizte dieses Jahr... nicht so wirklich. Jetzt mal ganz subjektiv, aus der Lameng und dem Bauch heraus. Wer was interessantes entdeckt hat, soll schnell laut schreien, Von Mäusen und Menschen, dann berichtige ich das.
Die offenen Ateliers im Tacheles ließen mich ebenso mißmutig zurück (muß man ein bißchen zelebrieren, wenn man schon mal solche Gefühle hat). Ist ja alles ganz nett und alles ganz löblich. Aber halt auch viel "Hippiekitsch", wie die Begleitung meinte. Zusammengelötete Rostskulpturen mit Robot-Chic, so eine Art überdimensionierte Schraubenmännchen, wie man sie auf jedem Flohmarkt findet. Ergreifend.
Dann so Buntgezacktes mit fahrigen Strichen, ich sag mal, Kunstleistungskurs macht mal locker und übt sich in Art brut, aber mehr sage ich auch nicht. Alles sehr löblich und toll, und übrigens hatte die Hälfte der offenen Ateliers geschlossen. Dort lagerten die Schätze, ich bin sicher.
Übrigens riechen diese zugemüllten Berliner Ateliers deutlich ungelüfteter als die Hamburger oder - ganz aus der Erinnerung jetzt - die in Wuppertal. Darüber könnte man vielleicht einmal eine kleine Abhandlung versuchen. ( Der Schweiß der Kunst, Versuch einer Bestandsaufnahme. Hamburg, 2006.)
Interessanterweise allerdings hingen im Tacheles auch zwei Bilder von Gothic-Punk-Chic-Maler John John Jesse - wie kommt der denn dorthin? Möglicherweise auf denselben verschlungenen Wegen wie A Guy Called Gerald, von dem ich sogar noch die Maxi "Voodoo Ray" besitze. So klein ist die Welt. Sag hallo.
Hier regnet es wieder. Ich muß viel gelogen haben, als ich 17 war.
bin ja immer sehr fasziniert, dass da wirlich leute hingehen. mich hat bislang noch nichts hinter das 'I keep an eye on'-buchstabenbanner laufen lassen. ich wohne da ja, in derjenigen straße welcher. ich frage mich, warum es mir so saußmäßig schwer fällt. keine ahnung. vielleicht der sterbenslangweilige titel. als könnte man sich unter dem mäusekram etwas vorstellen. wie auch immer. danke für diesen paralysierenden bericht.
p.s.: als direkter anwohner kriegte man ja vor zwei monaten ein feierliches anschreiben, in dem um verständnis für aufkommende unruhe und trubeliges treiben gebeten wurde. ich warte immer noch.
Das "Konzept" hinter dem Titel "Von Mäusen und Menschen", so wie man es auf der Webseite lesen kann, überzeugt mich nicht. Das klingt wie besinnungloses Geschwurbel für einen nichtssagenden Titel, unter den man möglichst viele Aussteller zusammenherden kann, ohne daß es weh tut. "Wie ein Roman", heißt es. Mag sein. ich muß ehrlicherweise sagen, daß ich zu wenig gesehen habe, um das wirklich zu beurteilen. Ich fühlte mich eher abgeschreckt denn angelockt.
Für Sie hatte ich jetzt gehofft, daß wenigstens abends ordentlich gegrillt und getrunken wird. Im Tiergarten rotierten ja bereits unverdrossen die ersten Ferkel überm Feuerrost.
im tacheles hab ich mal ne richtig klasse party gefeiert. sehr originelle location.
haha..
erinnert mich an das Museeum, wo die Putzfrauen den "Müll" entsorgten ..
Wohingegen mich gestern eine Freundin in die Galerie "Camera Work" schleppte, wo es eine
Ausstellung eines Guido Argentini gibt, von der ich gleich dachte, dass die vielleicht was für sie wäre, Herr Kid.
Oh, sehr sogar. Da ist ja der zweite großartige Kulturtip von Ihnen heute. Beim nächsten Mal, wenn ich weniger müde bin. Da gibt es noch einiges nachzuholen.
Ich nehme alles zurück. Auf der Biennale gibt es sogar ganz großartige
Skulpturen zu sehen.
Mach Kunst mit dem Herzen oder mach's gar nicht.
biennale: gemischte gefühle, auch bei mir. die meisten ausgestellten kannte ich überhaupt nicht, was ja an sich immer ganz gut ist. schlechterdings großartig fand ich die fotos von mandel und sultan, die illustrationen des fiktiven wiegand von marcel van eeden und das fotoalbum der polnischen künstlerin (namen vergessen, hahaha), die sich selbst aus allen fotos herausretuschiert hatte. - allerdings muss ich dazu sagen, dass ich bei solchen großausstellungen selten ein konzeptuelles interesse habe, auch wenn es eigentlich auch darum gehen sollte, mich interessieren einzelarbeiten, weniger die konstellationen.
Solche Konzepte haben meist was zwanghaftes und geben oft nicht wirklich was her, finde ich. Danke für die Hinweise auf einzelne Höhepunkte. Meine eingeschränkte Laune hat mir sicher den Blick versperrt.
ebenfalls gemischt gefühltes. irgendwie fesselnd das feuervideo in dem kw institutshaus, auch das video mit dem reh und wolfshund ließ stillhalten, besonders schön die mit folien beklebten fenster die glauben ließen, der tag sei schon vorbei und ebenfalls schön der ballsaal mit den teiltauben spiegeln. ich bin wohl mehr so fürs ambiente. sonst an vielem nur vorbeigegangen.
Als Schwebebahnfan mit latentem Hang zum Fensterln fand ich es ganz grandios in den einen oder anderen Hinterhof zu spazieren, über knarzige Holztreppen zu steigen und die Aussicht aus fremden Wohnungen zu geniessen. Im alten Ballhaus gnädig grinsend den Kopf über die bescheuerte Aktionskunst zu schütteln - nicht schwer bei der Kulisse. War ein amüsanter, bunter Spaziergang. Die 12 € Austellungen hab ich mir allerdings gespart.
Fehlte eigentlich nur noch, Kid 37 im nieselregenbestäubten Hinterhinterhof von No 23 zu treffen.
Aber Sie waren wohl 'ne Woche später vor Ort...
He! Lange Zeit außer Seh & Hör.
Ich war in der Tat bei schönem Wetter dort und somit eine Woche später. Und machte mir fremde Wohnungen zu eigen. Berlin soll mal nett zu mir sein, dieses Jahr.
hm, ins tacheles konnte man vor 3 jahren noch gehen, inzwischen sollte man sich das von ferne ansehen.
leider musste die gegend eine menge dem einfließenden kapital opfern, und das tacheles war eines der größten lämmer.