
Ging ich also letzte Woche zu Feinkunst Krüger auf die Record-Release-Party von Xmal Deutschland. Deren Alben drehten sich ja in den 80ern in Dauerrotation auf meinem Dual; schöner, düsterer Sound, dunkle Träume, die wie schwarzer Sirup aus den Texten sickerten, die ebenso schwarzen Papiermembranen der Lautsprecher runter, auf den Teppich, der war anthrazit, und dann natürlich in mich und mein dunkles Herz unter dem schwarzen Second-hand-Jacket.
Xmal Deutschland: Goth-Lieblinge in England
Xmal Deutschland aus Hamburg hatten vor allem in England, also UK, beachtliche Erfolge. Und überhaupt: eine deutsche Band auf dem eleganten Label 4AD (u.a. Cocteau Twins, später auch die Pixies und viele mehr), konsequentes Design von Sound und Album-Art (23 Envelope und ihrem Designer Timothy O'Donnell), gothzerzauste Haare und ein Ausblick in endlose Verlorenheit – genau die richtige Wattierung für Jungs in der Provinz, die nicht viel mehr als betongraue Wände zum Thema beizutragen hatte.
Xmal fotografiert auch, hier habe ich mir den Namen der Fotografin nicht gemerkt
Das alles erzählte ich auch kurz Sängerin Anja Huwe, die anwesend war und sich sicherlich brennend für jahrzehntealte Befindlichkeiten aus Wuppertal interessierte, wie ich einerseits befand, aber auch nicht zu sehr insistierte. „Damals“, „mein Leben“, „verändert“ als Schlüsselworte der Fan-Kommunikation sozusagen. Damals, auch das muss erwähnt werden, war ich aber eher #Team Manuela Rickers, von der ich überhaupt nichts wusste, die aber als düstere Melancholieerscheinung über ihrer Gitarre hing und dieser eine Klangwand von sehnsüchtigem Schmerz entlockte, der mir damals eine Tapete fürs Leben schien. Ob sie an diesem munterem Abend anwesend war, weiß ich gar nicht. Möglicherweise hat sie sich verändert, und ohne Gitarre erkenne ich sie nicht.
Keine Angst: Wurde nicht ausgesetzt, stand nur kurz verloren rum
Ich war wie immer, wurde also auch von dem einen oder der anderen erkannt, wanderte entlang der ausgestellten Exponate (Fotos, Tourplakate, Ephemera und Designentwürfe) bis hin zu den ausgestellten Bildern von Anja Huwe durch einen Teil auch meines Lebens, schob die Brille rauf und runter, lauschte den Gesprächen aus der Branche, Musik, Musik, Musik und musste schmunzeln, weil ich früher auch mal randständiger Teil dieser Welt war, und das war dann schon gemütlich.
Zum Glück war es aber nicht nur lakritzklebrige Nostalgie: Die remasterten Neuveröffentlichungen der maßgeblichen Alben klingen mit frisch entstaubten Spinnweben immer noch atmosphärisch, Anja Huwe hat letztes Jahr mit Codes ein neues Album herausgebracht (mit Unterstützung von Mona Mur) und ging mit neuen und alten Stücken auf Tour. Und irgendwo auf dieser Welt ist eine Flanger-Gitarre, die xmal nachhallt.
Geräusch des Tages >>> Xmal Deutschland, Allein