Merz/Bow #79



Erfreue mich derzeit daheim am sehr hübschen Band On Deciphering the Pharmacist's Prescription for Lip-reading Puppets, der 2012 die gleichnamige Ausstellung über das Werk der anglo-amerikanischen Animationskünstler Quay Brothers begleitete. Ausgiebig mit viel Hintergrundmaterial, selten gesehenen Nebenwerken und visuellen Vorbildern illustriert, sind die Texte eine weitere Fundgrube an Querverweisen und Spuren zu den vielfältigen Einflüssen und Anregungen auf das zurückgezogen lebende Zwillingspaar.

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Das passt insofern, als bei den Filmfestspielen in Venedig Ende des Monats endlich auch der langerwartete dritte Spielfilm der beiden präsentiert werden soll. Sanatorium Under the Sign of the Hourglass nach der Erzählung von Bruno Schulz läuft in der Autorenreihe außerhalb der Konkurrenz. Vor ein paar Monaten gab es mal ein paar Minuten der Eingangssequenz zu sehen auf der Seite des polnischen Filminstituts. Diese wurden mittlerweile wieder entfernt, zeigten aber bereits einen recht reizvoll-atmosphärischen Einstieg mit dem Dampfzug, der sich durch Berge müht.

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Sehr leicht in die Liste meiner beeindruckendsten zehn Filme schafft es ja die Verfilmung von Wojciech Has (Die Handschrift von Saragossa, Die Puppe), die man auf Youtube sehen kann. Ein visuelles, surreales Fest, das einen wieder fragen lässt, warum so wenige polnische Filme hierzulande auf DVD erhältlich sind. Nachbarvölker, so fern. EU, leg da mal ein Programm auf.

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Ich habe mir die vier Folgen von "Galleripky" angeschaut (hier in der ARD-Mediathek). Fotograf und Ex-Fotograf und Internettausendsassa (Leute, die gerne auf der OMR interviewt werden) Paul Ripke, bekannt durch Konzert- und Musikerfotos beispielsweise, und der von sich selbst sagt, dass sein fotografisches Talent Grenzen hat, besucht Kolleg:innen, schaut ihnen über die Schulter und probiert sich selbst an unterschiedlichen Themen. Das ist alles sehr "hands on" und vor allem erfrischend umstandslos, offen und selbstreflektiert. Auch Szenen, in denen das Filmteam mal unangenehm Grenzen überschritt, sind drin geblieben, das allein macht die Stücke authentisch. Keine anhimmelnde Meisterschau zum Glück, dankenswerterweise auch kein Dude-Gelaber über Fototechnik, sondern ein Versuch, das Gespür, die Methode, den Ansatz und Blick verschiedener Fotograf:innen aus unterschiedlichen Genres nachzuvollziehen. Das wird manchem ein bisschen zu "flott" sein, aber am Ende hat es mir gefallen, weil es das Wesentliche der Fotografie ins Zentrum rückt und dafür auch mal Füße abschneidet. (Auf dem Foto.)

MerzBow | 18:17h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fidibus - Donnerstag, 8. August 2024, 20:04
Danke für die Hinweise. Die Links werden die nächsten Tage "abgearbeitet".
(War kurz vom interviewenden Obermedizinalrat (OMR) irritiert. ;-))

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kid37 - Donnerstag, 8. August 2024, 21:08
Vorbildlich! (Arbeite ab und an am OMR-Hotspot und muss mich dann durch Massen meist jüngerer Agenturmenschen drängen, für die das eine Art Semana Santa ist. Hoffe aber immer noch, eines Tages dort selbst vorsprechen zu können. "Altblogger heute - erreichen sie noch wen?")

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samojede - Donnerstag, 8. August 2024, 20:21
Ich hab immer leichte bis mittlere Grusel bei Ihre links wenn es um Filme geht. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht ob ich als Tiktokerin überhaupt noch 2 Stunden schaffe..Gibt es Highlight,haben Sie timestamp oder MUß man ~als Ganzes~ gucken? Ich hab nach erste Minuten jedenfalls ähnliches Gefühl wie bei einer Serie, welche ich als sehr kleines Mädchen geguckt habe ("Die Vogelscheuche") ---> ANGST

...abgeschnittene 🦶🦶 kann ich vor dem Pooofen nicht.

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kid37 - Donnerstag, 8. August 2024, 21:17
Mit den Füßen ist nur der untere Bildrand gemeint. Niemand erlitt Schaden bei der Produktion dieser Bilder. ("Galleryripki" kommt in gut konsumierbaren Tortenstücken daher, und ist thematisch sehr abwechslungsreich.) Den tollen Film könnten Sie ebenfalls in Happen zerlegen. Für Bahnpendler ist die Anfangssequenz sicher interessant. Danach dann Sanatorium, zum Schluss Schlachtfeld. (Ist aber alles munter ent- und verrückt.) Sind halt barocke Filmgemälde, und nicht alles ist tatsächlich Spaß.

"Die Vogelscheuche" kenne ich gar nicht. Ich wuchs mit "Catweazle" auf, da wurde wild gezaubert. Nix aber ging über "Saxana - Das Mädchen auf dem Besenstiel". Die kaute frech Kaugummi in der Schule und verzauberte Lehrer in Kaninchen!

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dosron - Freitag, 9. August 2024, 22:03
Vielen Dank für den Hinweis auf "Galleripky. Folge 1 hat mir schon mal gefallen.

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kid37 - Samstag, 10. August 2024, 12:38
Ich war erst zögerlich. Aber die Stärke der kleine Reportagen ist das weitgehend Unverstellte und die Art, auch die leicht misslungenen Aktionen und Ergebnisse drin zu lassen. Darin sehr lebensnah.

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dosron - Samstag, 10. August 2024, 22:25
"lebensnah" trifft es genau.

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