Gerade machen



Nach sieben mal sieben Wochen andauernden Regenfällen, hatte irgendeine höhere Macht ein Einsehen und hielt am Freitag die Brause an. Von vereisten Gehwegen abgesehen also beste Voraussetzungen, auf die Demo gegen Rechts in Hamburg zu gehen. Im Vorfeld war der Ortsabteilung der AfD noch eingefallen, zeitgleich eine Fraktionssitzung im Rathaus abhalten zu wollen, so dass wegen der Bannmeile keine Demonstration auf dem dafür eigentlich eingeplanten Rathausplatz durchgeführt werden durfte. Die wich dann unbeeindruckt auf den Jungfernstieg gleich nebenan aus.

Besser so, denn die Schätzungen haben sich am Ende auf rund 80.000 Teilnehmende geeinigt (ich vermute, es waren locker mehr). Die Menschen standen vom Jungfernstieg aus um die ganze Binnenalster herum, bis zum Gänsemarkt und in zahlreichen Nebenstraßen. Sehr erfreulich und durch die vielen Leiber gut fürs Mikroklima - zwei, drei Grad mehr dürften es dort gewesen sein. Nähe schafft schließlich Wärme.

Es ist auch ein schönes Gefühl, wenn es nicht nur vermutet, sondern wirklich erlebt wird, wie so mannig viele Menschen in aller Selbstverständlichkeit, entspannt, aber bestimmt, ganz unaufgeregt, aber mit festem Plan sich alle zum selben Ziel aufmachen, ein Zeichen setzen, eine Fahne hissen gegen politisches Plemplem und rechtsextreme Erektionsfantasien. Hanseatisch unbeeindruckt von kecken Rechtswinden und Blitzeschleuderei, alles ohne großes Geschrei und frei von Krawall, dafür mit handlungsabschließendem "So" und "Ham wir das jetzt auch klar gemacht".

Für den Rückweg aus der Menge strömten Hunderte von Demonstranten sogar durchs noble Alsterhaus, das die Türen geöffnet hielt, Security und Personal zwar sichtlich angespannt und mit den Augen überall, doch professionell und freundlich. Antifa am Gucci-Stand, auch so ein Bild für die Erinnerung, ganz wie die vielen ironischen Plakate, deutlichen Schmähungen und dem nicht zu überhörenden und schon gar nicht zu übersehenden Bekenntnis "Wir sind mehr!"

Homestory | 16:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
schneck - Mittwoch, 24. Januar 2024, 21:08
Ja, das war seit langem einmal wieder etwas Ermutigendes, so gesamtbundesrepublikanisch. Nun muss es sich noch verzahnen und allzeit präsent getragen werden. In S war schön, welch unterschiedlicher Coleur die Demonstranten waren. Altpunks Antifa (schwarzer Block) neben Mittelstandsboutiquenbesitzer/innen im feinen Zwirn - friedlich vereint und sich gegenseitig Rauchwaren anbietend.

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kid37 - Mittwoch, 24. Januar 2024, 23:19
Ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis. Überall sonst, also in den Medien z.B. und insbesondere im TV, sind die Typen von rechtsaußen so überpräsent, dass man denkt, das sei alles schon normal. (Auch in Hamburg breite Masse, Pelzträger:innen und Raucher:innen alle vereint.)

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frau eff - Donnerstag, 25. Januar 2024, 07:37
Wir sind erst heute Abend dran, haben aber gestern Abend schon Plakate gebastelt. Möge es nicht versickern, dieses Hoffnungsflämmchen.

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kid37 - Donnerstag, 25. Januar 2024, 07:59
Ich schätze gute Vorbereitung. (Bewundere auch immer die Demoveteran:innen mit heißer Thermoskanne und Campingklapphocker.) Aufstehen und Zusammenstehen verfehlen ihre Wirkung nicht, bin sicher, aus Ihrer Gegend kommt auch ein deutliches Zeichen.

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maz - Donnerstag, 25. Januar 2024, 18:33
:-*

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kid37 - Samstag, 27. Januar 2024, 13:18
Ein ! setzen.

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