Traumhäuser

In meinem galanten Maklerroman Liegenschaften der Liebe schreibe ich über ein Künstlerpaar, das einige Jahre gemeinsam durchs Leben schreitet zusammen die Kalenderblätter zählt Bett und Miete teilt eine Bedarfsgemeinschaft bildet, sich dann vom Herzen her aber ein wenig entmietet (zuviele Leute, die durch die Fenster schauen und Kommentare abgeben). Ein schönes, romantisches Stück.

Heute, an einem typischen Nikolaustag (nix im Stiefel, nix im Topf), erwachte ich aber aus intensiven Träumen, in denen ich an eine Bekannte dachte, mit der ich früher mal einen Roman teilte, ehe dann die Zeitenläufte unsere kleinen Schiffe in unterschiedliche Richtungen wehten (zuviele Leute, die durch die Bullaugen schauten und Kommentare abgaben, zu wenige Planken, über die man die alle hätte laufen lassen können).

Alles geht zu Ende, das Jahr nun endlich auch. Ich weiß nicht, als was das in Erinnerung bleiben will oder ob ich jemals "intensive Träume" dazu haben werde. Man träumt nicht von griesgrämigen Jahren. Man sagt, komm, geh' weg, du stinkst. Man sagt, I'm coming around, raus aus dem Stillklebestand und "mal sehen, was 2022 bringt". Zur Abwechslung mal wieder vorwärts gehen, nicht den Kopf seitwärts halten, Brackwasser aus verstopften Ohren laufen lassen oder um totgelaufene, abgeschrappte Punkte tänzeln wie Raucher im gelben Käsekästchen am Regionalbahnsteig.

Hab' eine Einladung in eine große Stadt in den USA erhalten, Perspektivwechsel, jemand, der mir auf den Kopf haut, aber liebevoll, Namen hin- und herwerfen und Ideen, Mißverständnisse auftürmen wie Wolkenkratzer oder auch Einsichten, ein bißchen Touriprogramm. Dort dann gleich den internationalen Markt erobern, denn die Rentenauskunft, die ich zwischenzeitlich erhielt, legt mir das als Empfehlung nahe. Ich write dann nur noch auf English, male amerikanisch und fliege auf Kosten des ZDF nach Hause zur großen Weihnachtsshow.

Nachdem ich all dies durchgedacht hatte, war es schon Zeit aufzustehen. Frühstück machen, Kaffee trinken, Nachrichten lesen. I'm coming around.

Homestory | 22:33h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fidibus - Dienstag, 7. Dezember 2021, 17:44
(Werde dereinst sagen, ich las Herrn Weltenbummler-Kid schon, als er noch nicht imposant in Englisch parlierte, sondern melancholische Geschichten in verständlicher Sprache schrieb. :-))

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kid37 - Dienstag, 7. Dezember 2021, 17:53
Das komplizierteste Wort, das ich auf Englisch kenne, ist "penultimate". Wirkt imposant, kennt kaum einer, ist im Grunde aber einfach. Beschreibt mich auch inhaltlich.

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fidibus - Dienstag, 7. Dezember 2021, 18:25
Glaube ja, dass letztlich jeder Platz im Leben seine Tücken hat. Und unbekannt? Dann sind Sie der bekannteste Unbekannte, den ich kenne.
(gesendet aus dem Besenwagen des Lebens)

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sid - Dienstag, 7. Dezember 2021, 23:27
Wie finden Sie dann antepenultimate?

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kid37 - Mittwoch, 8. Dezember 2021, 01:43
Damit lernt man immerhin die richtige Betonung. Richtig prononciert, der Eisbrecher auf jeder Party.

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herzbruch - Mittwoch, 8. Dezember 2021, 20:15
Meine Erfahrung: Der effizienteste Eisbrecher auf jeder Party ist fest den Blick des Gegenübers halten und dabei die Bierflasche mit dem Feuerzeug öffnen. Just saying.

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kid37 - Mittwoch, 8. Dezember 2021, 20:23
Mit den Zähnen oder Tischkante ist out? Ach je.

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sid - Mittwoch, 8. Dezember 2021, 21:20
Abgebrochene Zähne sind heutzutage nimmer chic.
Schäden (Zähne & Tischkante) kosten auch - da ists mit einem Feuerzeug doch bisserl beeindruckender oder zumindest sicherer ; )

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kid37 - Samstag, 11. Dezember 2021, 18:37
Hatte lange eine Zahnlücke wie Willem Dafoe, bis die zusammenwuchs, weil ich zusehends verkniffener durchs Leben ging. Wollte früher als "Mister Kapselheber" zum Zirkus damit, aber wie so vieles hat auch dies nicht geklappt.

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sid - Sonntag, 19. Dezember 2021, 01:50
Aber unser Glück. Wir hätten Sie und die derzeitige Kunst sonst möglicherweise verpaßt. Ich hab seit einer Zahnhygiene (wieder) Zahnlücke - leicht Madonna-like an manchen Tagen. Da die aber davor gut 20 Jahre von meinem Zahnarzt verschlossen war, bin ich die letzten Monaten über die berufliche Maskenpflicht nicht unglücklich gewesen, da ich die Lücke nicht immer gänzlich unter Kontrolle habe... Spart unfreiwillig feuchte Zwischenfälle.

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kid37 - Dienstag, 21. Dezember 2021, 20:31
Madonna passt als Spuckschutz ja immer so einen Diamanten in die Lücke. Eine glänzende Idee, und eine sehr rücksichtsvolle dazu. Für uns Normalsterbliche muß derzeit die Maske reichen.

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sid - Mittwoch, 22. Dezember 2021, 18:07
Für uns Normalsterbliche muß derzeit die Maske reichen.

Sehe ich auch so, daher für die Weihnachstfeiertage extra eine FFP2 mit Schneeflocken (für mich, in der Apotheke) erstanden und paar Menschen schenke ich farbliche zwecks bisserl Kleckse & gute Laune im Winter.

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kid37 - Mittwoch, 22. Dezember 2021, 18:12
Habe heute auf Instagram eine auf mich sehr ansprechende Maske gefunden.

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