Sei kein Bürohund, sei ein Pinguin!



Ich bin ja wie eine Zikade. Eine Bloggerzikade. 17 Jahre Sieben Tage lungere ich im Boden rum und entwickle und dann haue ich einen Blogbeitrag raus. Die letzten beiden Wochen jedoch waren so eine gemischte Tüte an Impressionen und Impressarios, daß ich erstmal in Ruhe meine Flügelchen putzte und die Brille geraderückte, um alles nach einem System in fest zugeordnete Behälter zu sortieren.

Hin und wieder sind ja Menschen an mir oder meiner Arbeitskraft interessiert oder behaupten dies. Bis ich dann frage, was denn mit meinem Büropinguin sei und ob ich den mitbringen dürfe. Man melde sich - je.des.mal. Dabei ist der freundlich, gut für die Stimmung und überhaupt nie nachlässig gekleidet.

Ich bin selten überrascht, ich wittere die Reaktion der Gegenseite wie einen fischparfümierten Pinguin gegen den Wind, gebe aber natürlich jedem seine Chance, sich charakterlich zu präsentieren.



Derzeit zieht ja der für Ahner und Astrologen bedeutsame Überraschungsplanet Uranus durch die Häuser. Bei mir ist es "Kontakt und Kommunikation", so daß mich am heißesten Tag des Spätsommers überraschend Skigebietstouristikpost aus Österreich ereilt. Eine Depeche mit dickvermummelten Leuten oben auf der Alm bei Serfaus-Fiss-Ladis aus Tirol. Eine willkommene Abkühlung hier unterm heißen Zinkdach des Leuchtturms. Gerade muß ich für die kommende Herbstsaison Regenhauben aus Fischleder probieren. Ein fantastisches Material, sehr beständig, elastisch und wasserabweisend. Aber selten und teuer. Meine Haube wurde aus Haileder gefertigt, denn der Hai ist mein neues Krafttier fürs Berufsleben. "Verhandeln wie Mackie Messer" habe ich jetzt als Fortbildungsseminar gebucht, nachdem ich für meine bisherige Taktik der soft persuasion ausgelacht wurde.

Auch ich werde trotz all meiner Forschungen in meinem geheimen Geheimlabor wissenschaftsadversiverweise nicht jünger und könnte so etwas wie eine Gleitsichtbrille verwenden. Brille runter, Brille rauf, dann fällt sie zu Boden, ich muß die Augen zukneifen - das ist alles nicht mehr kommod, wie man auf einer österreichischen Skipiste sagen würde. Mit Gleitsicht haben aber viele Probleme, ich werde daher jetzt dieses oben abgebildete Modell tragen, bei dem man je nach Bedarf die Gläser tauschen kann. Eine fantastische Erfindung. Genius. Habe mir bereits Röntgengläser bestellt, denn bei Vorträgen soll man sich sein Gegenüber ja immer nackt vorstellen, um sich nicht einschüchtern zu lassen. Die Technik ist mir grundsätzlich bekannt, habe die aber bislang immer nur selektiv angewendet. Die Röntgenbrille wird mir nun helfen, Personen ohne Ansehen der Person zu durchleuchten.

Homestory | 15:56h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
herzbruch - Dienstag, 15. September 2020, 18:58
Die Brille ließ mich denken an den Film (!) Notting Hill, in dem der verrückte Mitbewohner mit der Taucherbrille ins Kino geht. Der Schnitt davor ist so gut, dass man weiß, was passieren wird, und ich habe nie so gelacht über irgendwas, das mit Film zu tun hat. Der Mitbewohner könnte übrigens auch sehr gut einen Büropinguin haben.

Gleitsicht fände ich halswirbeltechnisch sehr herausfordernd. Perspektivisch werde ich es wie meine Tante machen und mir einfach mehrere Brillen an Goldkettchen um den Hals hängen. Die lagen bei ihr immer auf dem selbstgestrickten Glanzgarnpulli. Geht bestimmt auch auf Ringeln.

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kid37 - Dienstag, 15. September 2020, 23:25
Überlege, ob ich ein Typ für eine Lorgnette wäre. Oder wenigstens ein Monokel, oder besser zwei Monokel - eines für nah, eines für fern. Der Leidensdruck ist noch beherrschbar derzeit. Büropinguinen kann man auch hübsche Tricks beibringen, das erfreut die Leute. Vielleicht eröffne ich, wenn die aktuelle Situation™ vorbei ist, ein Pinguin-Café, ähnlich wie diese Katzenkaffees für Leute, die selbst keine haben.

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herzbruch - Mittwoch, 16. September 2020, 00:06
Eventuell müssten Sie einmal in der Zielgruppe überprüfen, ob der Pinguin nicht durch moderne Popliteratur eine schlechte Reputation erlitten hat. Nicht, dass Sie da einen Shitstorm verursachen, der existenzbedrohend endet. Koboldmakis sind auch sehr possierliche Tiere und haben einen exzellenten Ruf.

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kid37 - Mittwoch, 16. September 2020, 15:36
Wenn Känguru(h)s gegen Pinguine antreten, ist das aber auch ein ungleicher Kampf. Ich räume aber ein, daß Pinguine tatsächlich unschöne Charaktereigenschaften haben wie die Heimtücke.

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samojede - Mittwoch, 16. September 2020, 11:22
1 Pinguin ist irgendwie auch 1 Schutzpatron wäre es kein Hund, (Hai) Schmetterling oder Krähe.
Kennen Sie von Herrn Herrndorf "Rückblende, Teil 10: Der Pinguin"? Gefriert einem das Blut und dann wird's wieder warm und dann gefrierts wieder. 🐧

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kid37 - Mittwoch, 16. September 2020, 15:38
Ging der Autor nicht im Pinguinkostüm in die Psychiatrie? Aber konfrontiert mit dieser neuen Mini-Hitzewelle wäre mir ein bißchen Gefrier im Blut ganz recht.

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fritz_ - Mittwoch, 16. September 2020, 17:38
Herrndorf lesen strengt überhaupt nicht an. Eine Gabe von ihm.

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samojede - Donnerstag, 17. September 2020, 16:39
@37: Genau. Ist hier nachzulesen. Ich war erst unsicher, ob ich das verlinken soll, weil dann halten die Leser*innen da ihre ungewaschenen, neugierigen Rüssel rein und das gehört sich bei manchen nicht. Andererseits sind die ja eh zu oberflächlich+bequem links anzuklicken, insofern egal, - ja, ich bin in Pöbellaune.

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kid37 - Donnerstag, 17. September 2020, 21:29
Ich bin mit zeitgenössischer Literatur ja nicht so vertraut. Irgendwann kam der Krieg, und dann hörte ich auf.

@Samojede: Immer frei raus. Ich mag Sie auch mit Dampfwölkchen überm Kopf.

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zeilensturm - Montag, 21. September 2020, 17:38
An Herrndorfs Pinguin-Kostüm musste ich auch gleich denken. Die Lehre, die ich daraus zog: Wenn du in die Notfallsprechstunde musst und nicht in der Psychiatrischen aufwachen willst, leg vorher ggf. mitgeführte Tierköpfe ab (noch wichtiger als saubere Unterhosen).

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samojede - Montag, 21. September 2020, 20:02
Find's große Kunst wie Herr Ndorf über den Pinguin und all das schrieb. Können nur ganz wenige. Im Endeffekt sollte in jeder Psychiatrie 1 🐧stehen und folgendes hängen(gerahmt): "Gespräche mit den Ärzten laufen darauf hinaus, daß sie versuchen, mir Erinnerungslücken nachzuweisen, weil ich mich an sie und ihre Namen nicht erinnere. Mich nennen sie grundsätzlich Hernsdorf."

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hikikomoriarty - Mittwoch, 16. September 2020, 15:54
Ich hoffe, Sie wissen, wie der Mann mit den Röntgenaugen endete, das Leben ist keine 60s-Party mit nackigem Swing bis zum Abschmunzeln! Nicht dass Sie auch noch im Wahnsinn zu TIEFER Erkenntnis enden, selbst ein Dasein als polizeilich gesuchte Person unter falschem Namen auf dem Jahrmarkt soll nicht so der Bringer sein.

Aber ich vergaß, der Mann hatte Augen, die sich nicht austauschen ließen, keine Brille. Also sollten Sie auf der sicheren Seite sein, wenn sie die Gläser nicht zu oft einsetzen. Allerdings glaube ich, dass es mit Röntgengleitsicht in der Tat Probleme geben könnte. Hmm, mein ganzer Kommentar macht eigentlich überhaupt keinen Sinn, außer, dass Ihre Brille vielleicht dem Wissenschaftler den Verstand gerettet hätte. Wo haben Sie die Gläser bestellt? Hatten Sie noch Coupons aus alten Spiderman-Comics? Die Gläser aus der Yps haben nie funtioniert.

Fällt Ihnen Ihre Fischlederhaube ab und zu mal wie Schuppen vom Kopf?

Ich verstehe die vermeintlichen Bedenken von so Leuten hinsichtlich des Büropinguines nicht und halte diese eine Geschichte für eine dreiste Erfindung von Ihnen. Früher sagte man auch arbeitsscheu. Andere schieben wenigstens irgendeine Krankheit vor, aber so einen armen Pinguin vorzuschicken!

Die Brille auf dem Foto ist allerdings super schick und ich hätte auch gerne so eine. Bei welchem Steampunk-Optiker haben Sie die gestohlen?

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kid37 - Donnerstag, 17. September 2020, 21:33
Mit Pinguin war die Stimmung eigentlich gut, das hat die Büroleitung einfach falsch interpretiert nach dem Motto "Wer lacht, hat noch Kapazität zum Arbeiten". Die Brille ist cool, ich erde auch laufend darauf angesprochen. Baue mir allerdings gerade eine Existenz als Brillenberater auf und kann daher icht alle Geschäftsgeheimnisse verraten. Bin aber selbst gespannt, wie das mit den Rötngengläsern wird. (Spiderman-Comics. Die haben so rote Spiralen aufgedruckt.)

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cabman - Mittwoch, 16. September 2020, 22:56
Habe soeben mit dem hier Ansässigen über Ihren Beitrag gesprochen:

Ähnliche Erfahrungswerte, daher volle Zustimmung zum Pinguin-Content.




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kid37 - Donnerstag, 17. September 2020, 21:33
Wunderbar. Es könnte doch noch ein Trend werden!

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zeilensturm - Montag, 21. September 2020, 14:43
Entschuldigung, aber die Fischlederhaube und die Wechselokularbrille auf den Bildern erinnern mich zu sehr an Folterinstrumente aus Abu Ghuraib oder A Clockwork Orange. Das ist nichts für meine empfindsame Seele.
Uranus: Schade, dass all die schönen englischsprachigen Wortspiele hinsichtlich dieses leider zu wenig geschätzten Planeten im Deutschen nicht funktionieren. Er würde sonst schon bald Pluto (den Degradierten) an Mainstream-Popularität überflügeln. Saturn wiederum wird erst in ca. 500 Millionen Jahren absacken, wenn seine Ringe aufgrund von Gravitationseffekten verschwunden sein werden. Mars hingegen darf sich seinerseits auf Ringe freuen, wenn in ca. 20 Millionen Jahren seine beiden nutzlosen Knollenmonde zu kleinen und kleinsten Partikeln zerbröseln. Die Top-Eight werden also zukünftig ganz neu gemischt werden.
Ich weiß, das war nicht das Thema, aber je näher ich dem "biblischen" Alter komme, desto mehr fasziniert mich der Zustand unseres Universums.

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fritz_ - Montag, 21. September 2020, 16:24
Die schönen englischsprachigen Wortspiele mit dem Planeten werden in manchen Fernsehserien ins Deutsche gerettet, indem sie eine fette Silbentrennung hinter dem R sprechen. Lustig ist wahrscheinlich nicht der Gag, sondern dass Erwachsene sich so einen kindischen Gag gönnen und sich daran freuen, kindisch zu sein. Man hat sogar Uruguay halbwegs ins Deutsche teleportiert, was englisch wie deutsch überhaupt nicht als Gag taugt und von vorn herein voll dingsfeindliche Schlagseite hat.

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kid37 - Freitag, 25. September 2020, 15:39
Ja, Humorgravitationskräfte können den größten Planeten aus der Bahn werfen. Seit ich gelesen habe, daß die Kollision unserer Galaxie bereits begonnen hat, macht sich bei mir so eine entspannte Atmosphäre von Lars von Triers Melancholia breit. Vielleicht wird am Ende aus meinem komprimierten Körper auch so eine Art Knollenmond. #Herbst

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kid37 - Freitag, 25. September 2020, 22:24
Möchte bei der Gelegenheit noch auf Gustav Holsts Suite Die Planeten verweisen.

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sid - Montag, 21. September 2020, 18:21

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manhartsberg - Montag, 21. September 2020, 18:51
Gerade meinen Galuchat - Spiegel wieder mal entstaubt, werde ihn demnächst befragen, wer der schönste Fisch im ganzen Land ist.
Das mit dem Pferdehinterteil ist mir aber komplett neu. Man trampelt da einfach so darauf herum. Und lesen Sie - Lesebrillenbehälter!!
"Das zurückhaltende Aussehen der Haut wurde als sehr geeignet für Männer empfunden."
Von meinem Pinguinrollkoffer ein andermal.

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kid37 - Freitag, 25. September 2020, 15:31
"Das Wort leitet sich vom französischen Leidwesen ab", kein Wunder, daß dies ein Thema im deutschen Zentralorgan für Jammerbloggerei ist. Danke für den erhellenden Link. Auf meiner Haut (und Nerven) wird auch oft rumgetrampelt, daher mein zurückhaltendes Aussehen.

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gaga - Donnerstag, 24. September 2020, 20:49
<3

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