Es muß Geld ins Haus. Deshalb schreibe ich jetzt romantische Unterhaltungsromane wie Am See der Liebe. Da geht es, so viel sei verraten, um eine Familienreise an einen See, um eine alte Jugendliebe, um Komplikationen und ein Ende, dessen Ende ich hier nicht verraten will. Ich bin da sehr fleißig und habe schon zehn oder elf Zeilen geschrieben. Das ist ganz gut. Ian McKeown zum Beispiel schreibt 600 Wörter am Tag, aber der hat viel Routine.
Zur lautmalerischen Unterhaltung meines Schreibmaschinengeklappers höre ich ein altes Album von Rowland S. Howard, Teenage Snuff Film mit dem Kracher Sleep Alone. Ein uplifting Soundtrack für die Fahrt mit der Rolltreppe abwärts an den See. Mit dabei sind auch Mick Harvey und Howlands langjährige Weggefährtin und Partnerin Genevieve McGuckin. Nach seinem frühen Tod, eine berührende Anekdote, wurde Howland übrigens eine Straße in Melbourne gewidmet. (Mir, auch berührend, wurde als Autor des erwarteten Erfolgs Am See der Liebe bereits eine in New York (das ist eine große Stadt in den USA) gewidmet, die 37th Street.)
In der Schreib- und Bildschirmarbeitsplatzpause schaue ich mir an, wie meine Visitenkarte als Autor leichtfüßig-eleganter Unterhaltungsromane vielleicht ausschauen könnte. Anregungen bieten mir die Bilder von Alex Gross. Der hat alte Aufwartungskarten, sogenannte Cabinet Cards, mit Pinsel und Anspielungen auf die aktuelle Popkultur übermalt und so ihre Retro-Atmosphäre aufgehübscht. Ich bin sehr entzückt.
Menschen stehen vorwärts in den Straßen und schauen den Kometen. Irgendwo unterm Großen Wagen im Nebelwald aus Wolken und städtischer Lichtverschmutzung wird er vermutet, bislang bin ich bei der Suche am Fenster aber immer rasch eingeschlafen. (Als Autor eleganter Unterhaltungsromane gehe ich ja früh zu Bett, ich heiße ja nicht Rowland S. Howard.) Ich bin mir aber insgeheim sicher, daß der Himmelsreisende am See der Liebe viel heller strahlt.
>>> Webseite von Alex Gross