Vor Jahren ist mal eine Bekannte von mir mit ihrem Steuerberater durchgebrannt. Das hat mich aus verschiedenen Gründen so pikiert, daß ich seither meine eigene Erklärung nur noch über die Elster abgebe. Das wird diesem Berufsstand eine Lehre sein. In die beamtenschelmisch benannte Elster trage ich einfach alles, was ich an Zahlen finde, in das (hoffentlich) entsprechende Feld ein - und am Ende bekomme ich 200,- Euro erstattet und habe meine Ruhe. Ich werde dann immer ausgelacht, weil andere jedes zweite Wochenende stundenlang Quittungen und Belege in einen Leitz-Ordner kleben und ächzen und anschließend einen "Termin beim Berater" haben, ächzen, und dann 400,- Euro zurückkriegen, aber auch viel Stress im imaginierten Arbeitszimmer und in der Lebensgemeinschaft haben. Also manchmal.
Ich jedenfalls habe gerade meine übers Jahr gut versteckten Tresore raufgeholt und sortiere meine drei Unterlagen, weil ich langsam die zweihundert Euro gut gebrauchen könnte. Pandemiefolgen. Nach langer Quarantäne habe ich kaum noch etwas anzuziehen, dabei kann man am Horizont fast den Herbst schon sehen, der seine Kollektionen Ende August bereits in die Läden wehen wird. Und dann geht's schon schnell an die Weihnachtsgeschenke und das Silvesterfondue. Dann sitzt man da und nuschelt undeutlich in seine Maske, Mensch, 2020 war jetzt auch nicht so ein schönes Jahr. Gut, daß ich noch 200,- Euro von der Steuer zurückerhalten habe.
Das war jetzt schon die ganze Moral von der Geschichte. Aufgeschrieben an Tag #537 der Quarantäne.
(Hab fast 30 Jahre BRD ohne jeglichen Kontakt zum Finanzamt überstanden. Ende letzten Jahres hatten sie mich aber am Schlafittchen. In einer Nacht- und Nebelaktion fütterte ich die Elster und war bass erstaunt, als die Behörde tatsächlich mein Konto auffüllte.)
Was machen Sie jetzt mit den Tresoren? Masken drin lagern? Versenken?
In den großen Tresor packe ich die Belege, in den kleinen die Erstattung. Dann versenke ich die an einer Kette für ein Fiskaljahr im Wasser. So kommt keiner dran!