Träume aus dem All
Als Kind habe ich mein Zimmer mit Bindfäden durchzogen, schön schräg, weil ich das damals schon mochte, und habe daran Seilbahnen entlangsirren lassen, die ich aus Pappkartons quasi täuschend echt gebastelt hatte. Wie schön, wenn sehr grob gerechnet 30 Jahre später, in Hamburg eine Raumstation die Druckschleuse öffnet, und im Inneren viele Dejà-vus bietet.
Bei Feinkunst Krüger hatte Obsessiv-Raumgestalter Simon Hehemann die Galerie komplett umgebaut und seine immersive Schau Aus diesem Punkt gezeigt, bei der man sich mitten in einer Raumstation zwischen Mondstaub, weltraumschwarzen Bildern und allerlei Kinetik wiederfand. Umgebaute Bahnen transportierten Gedanken, Träume und Weltraumschutt, die Bilder und Objekte waren dabei fernen Sternen gleich Fundplätze obskurer Entdeckungen.
Im Monat drauf wechselten die Astronauten und die Künstler Stefan Vogel und Paule Hammer übernahmen die Operation an Bord der Space Station Krüger: lose haare in meiner hand. Wie interstellare Legendenerzählungen rahmten Traumerinnerungen verrätselte Bilder und Landkarten, verstörten überraschende Handlungsanweisungen den monotonen Betrachteralltag. Disruption auf dem Holodeck.
"Von diesem Punkt aus" und "lose haare in meiner hand" waren bei Feinkunst Krüger im September und Oktober 2019 zu sehen.
Großartig war bei Hegemann auch das Durchgangszimmer, dessen Boden mit schwarzen Mohnkörnern vom Großbäcker bedeckt und von einem am Faden gezogenen Bleigewicht unermüdlich gespurt wurde. Zum Glück war der Künstler gerade anwesend, und ich lernte, dass das Mohnkorn an sich sowohl den titelgebenden Ausgangs-Punkt verkörpert als auch die Träume induziert, die sich dann in den Eisenbahnwelten manifestieren. Solche Vielfachsymbolik "kriegt" mich jedesmal - wenn sie nicht humpelt, sondern "Punkt für Punkt" sitzt. Sehr starke Installation!
Ja. Hehemanns Mo(h)ndstaub. (Ich wußte nicht, daß es tatsächlich Mohnkörner waren. Daher also die gelöste Stimmung.) Ich mag die Installationen von Hehemann und Vogel schon wegen ihres Überwältigungscharakters (unvergessen die 300 Autoreifen vor einigen Jahren). Man taucht ein, ohne Sauerstoffgerät, und träumt vor sich hin.
Das ist ja wundervoll. Leider ist der Weg bis HH zu weit...
Das war fantastisch, in jeder Hinsicht. Ist leider bereits vorbei, ebenso wie die großartige Ausstellung von Thorsten Passfeld, die letzte Woche endete. Ich bin als Chronist gerade nachtragend.
Mir fielen immer die kleinen Spielzeugmännl kurz vorm Ziel aus der Seilbahn.
Die Regieanweisungen fürs Leben hätte ich gerne in gebundener Form. Zur Weitergabe an meine Mitreisenden.
Nicht in jedem Fall will man Zeuge davon werden, wie sich eine Person nackt nach Hause durchschlägt. (Aber die weiteren Beschäftigungsmaßnahmen und Zeitvertreibsvorschläge halten natürlich den ein oder anderen in Stillarbeit beschäftigt.)
Safety first! auch beim Pappseilbahnbau.
"Entwerfen Sie eine Reihe alternativer Geschlechtsteile." Das links oben auf dem Bild ähnelt dem oberen Flermin, das jeder Mensch besitzt (siehe Pschyrembel, S. 478, hinter der Steinlaus). Im Original nussgroß und durchsichtig, ist es bei vielen so gut versteckt, dass sie es ihr Leben lang nicht finden, aber es ist da.
Leider kann ich dazu nicht Stellung nehmen, weil ich die unselige 257. Auflage des Pschyrembels besitze, die übereifrig bereinigt worden war. Nicht mal die Steinlaus hat es überstanden (wurde erst in der Folgeauflage re-institutionalisiert). Das macht die Aufgabe noch vertrackter!
Denken Sie Feinkunst Krüger ist in *diese Sache* mit dem Grünen Gewölbe verstrickt?(Möchte e h r l i c h e Antwort, da ich die #Polizei Sachsen bei den Ermittlungen unterstützen will)
Nein. Wie ich heute schon fast erkenntnissicher
twitterte, verdächtige ich die Olsenbande.
Ashley, Mary-Kate und Elisabeth in Dresden? Die können sich doch ihre Klunker selber kaufen.
Kalau liegt aber fast 90 Km von Dresden entfernt!