Dunkle Träume unter der Dusche
Manchmal, wenn ich meinen Teppich im Bad aus der Waschmaschine gezerrt habe und in der Wanne über dem Wasserhahn zum Trocknen aufhänge, verwandelt sich der Vorleger in ein klitschnasses Zottelmonster aus einem japanischen Horrorfilm. Vielleicht eine alte, verwahrloste Wasserhexe, die in meinen Teppich wiedergeboren wurde und nun mein Badezimmer verflucht hält. Irgendwoher muß der regelmäßig wiederkehrende Staub ja kommen.
Meine einzige Waffe gegen Angriffe in der Dusche ist meine Rückenbürste vom Budni, wie man die örtliche Drogeriemarktkette hier kumpelhaft nennt. Da stehe ich dann da, halte triefend dieses Ding in Schach und memoriere in milder Panik die wichtigen Leitsätze. Don't be afraid, murmele ich zu meinem klopfenden Herz hinunter. Das ist jetzt nicht das Ende, denn das Ende ist immer richtig fürchterlich. Solche Sachen sage ich, von denen ich nicht weiß, wie eine japanische Teppichhexe dazu steht.
Immerhin, frisch geduscht wird es enden, könnte man denken. Wieviele Menschen trifft man morgens in der U-Bahn, die den Kampf mit dem Teppichmonster frühzeitig verloren haben und fluchtartig und ungewaschen das Bad verließen? Dabei muß man dem Duschwahn der Leute auch nicht nach dem Munde reden. Für die Haut ist das gar nicht gut. Und Max Goldt hat gesagt, beim Menschen gibt es nur sechs Stellen, die täglich gewaschen werden müssen. Linker Fuß, rechter Fuß, linke Achsel, rechte Achsel. Und dazwischen noch zwei. Hat er bei einer Lesung erzählt.
Jedenfalls lasse ich mich von so einer Vermummenschanze nicht einschüchtern. Da könnte ich glatt ein Hamburger Polizist sein. Wasserwerfer aus dem Brauseschlauch Marsch, und dann wollen wir mal sehen, wer hier Herr der Fliesen in meinem Bad ist.
Der Badezimmerteppich fährt hier auch grad Karussell - der K(r)ampf steht mir in einer Stunde bevor : )
Aber extra schon jetzt, damit es morgen keine Ausreden fürs Nichtduschen gibt : )
Wo wir gerade dabei, Lektionen, die der Alltag lehrt. Wie jeder brave Hamburger habe ich heute zum G20 einen Tag frei bekommen. Will ich also gemütlich frühstücken, stelle meine French-Press-Kanne auf den Tisch, öffne mit unbekümmerter Freude das Fenster, um dem Knattern der Helikopter besser lauschen zu können, vergesse den hochstehenden Stempel der Kanne und kippe das ganze Gerät vom Tisch. Da stehe ich nun als jemand der sein Leben lang Recht und Gesetz verteidigt hat einem schwarzen Block aus Kaffeesud gegenüber. So. Greife ich da zu Wasser? Nein. Wie jeder weiß, macht das die Situation doch nur schlimmer. Da wartet man geduldig ab, greift irgendwann zum Staubsauger und macht am Ende die Flecken weg. Das alles aber wüßten Polizeieinsatzleiter, beteiligten sie sich nur mehr im Haushalt. So was kommt von so was!
Die sollten alle Ihr Blog vorm Einsatz lesen!
; )
ich nehme an, bei der Wasserhexe ist es an diesem Wochenende doch ganz gemütlich. Man muss ja nicht immer in Freizeitaktionsmus verfallen und ohne Grund die Wohnung verlassen. Einfach mal das Zuhause genießen, aufräumen, alte Schachteln sortieren. Bei uns hier ist es draußen auffallend ruhig, bedeckter Himmel, aber hinter den Wolken eine Sonne, die sich irgendwie doch vorarbeiten möchte. Mal sehen, ob sie Erfolg haben wird. Bin später im LCB am Wannsee. Da liest unsere Anousch! (Treffen der kleinen Verlage, später Musik, Kafka)
Ja, in meiner Dusche ist es immerhin ganz übersichtlich. Bei uns ist das Wetter sehr unstet und lokal höchst unterschiedlich. In einigen Vierteln extrem heiß, teilweise mit Starkregen durchmischt. Hier hingegen sind viele dicke Brummer in der Luft, da will man auch nicht raus. Da wäre ich doch lieber auf der Lesung. Richten Sie bitte viele Grüße aus, wenn möglich.