Schnell noch Aufwärmen
Kurz vor dem Ende des Sommers flirrt die Stadt noch einmal auf. Verklebte Hipsterjungs sitzen auf Mauern, träumen von einem erotischen Treffen mit einer von Die Heiterkeit, nuckeln an vergorenem Fruchtsaft oder verwässertem Bier, hauen sich die Sonne rein. Bunte Vögel allesamt.
Soll doch jeder tragen, was er will. Neben vielen anderen Schwächen ist die Klamottenlästerei eine der unangenehmsten Verworfenheiten des Charakters. Dieses im Ton einer Waschküchentratscherei geäußerte "Wat hast du denn da an?", wenn es um ein andersartig gefiedertes Federkleid des Trägers oder auch der Trägerin geht, ist ja der soziale Grenzkrieg des kleinen Mannes oder auch der kleinen Frau. Tritt da einfach jemand über die Linie bei Normallnull. Trägste jetzt deine Vorhänge als Mantel oder wat?
Man liegt häufig nicht falsch, wenn man vermutet, daß der vorlaute Vogel selbst eher nur unscheinbare Flügel schwingt. Angerupftes Vorstadthuhn in farbloser Funktionsjacke, furchtbar aufregend. Was erlauben Nachbarin! Als nächstes wird die Unterwäsche auf der Leine inspiziert. Daß die sich das traut! Dabei soll doch jeder nach seiner Fasson usw. Der Sender Arte zeigt aus diesem Anlaß noch einige Tage die tolle Doku über Alexander McQueen. Der hatte Sachen im Portfolio, da wär die ein oder andere hämische Ziege aber hintenübergefallen.
>>> Arte: Das Testament des Alexander McQueen
Wenn andere über einen sagen, man kleide sich
( ) mit nem Vorhang | Geschirrhandtuch| Fetzen | Feder
( ) wie ne Nutte | Schlampe | billig |
( ) zu knapp | zu offen |zu zu
hat man a l l e s richtig gemacht. Find ich :-)
Gut, aber ich mag auch u.a. die altgoldene Heroine-Tasche von Herrn Queen. Könnte ich top kombinieren , aber Pythonleder der Preis #puh
Sie können ja sowieso alles tragen. Und ich wundere mich, wenn solche lästerspießerlichen Sprüche von Leuten komen, die sich irgendwie progressiv und edgy finden. Das hat dann schon noch mal einen extra entlarvenden Zungenschlag. Da möchte man gleich mit der Pythonledertasche drüberplüschen. So im Vorbeigehen. Oder dem Duschvorhangbademantelmantel. Ödes Gequatsche.
Lotto ist die Antwort. Ich z.B. brauche ein Haus mit großem Kleiderschrank. Und Schuhschrank.
"Progressiv" klingt und ist für mich... wie linx. Obacht. "Die" sind - meiner Erfahrung nach - häufig im Grunde ihres ♥ens enger als manch Tanktop | Trumpanhänger | Schuhregal.
Ich habe ja inzwischen einen begehbaren Schuhschrank, sprich einen SCHUHRAUM. Braucht jede(r). Irgendwann weiß man irgendwann ja gar nicht mehr, was man alles für Schuhe hat. Und meine Stiefel wurden schon knüdelig wegen Platzmangel. Dafür habe ich aber keinen richtigen Platz7Raum für meine Taschen. Is immer was.
Sie brauchen ein Taschenkabinett! Aber, ein Schuhraum, wie schön ist das denn. Ich hege sofort Umbaupläne. Ich glaube, viel Unglück in dieser Welt rührt ja von engen Schuhen her. Aber einiges auch von mangelndem Schuhraum! Ich kann dieses Gemaule ja immer schlechter ertragen. Nicht, daß Toleranz das größte Wappen auf meiner Fahne wäre. Aber dieses spießige Klamottengezicke stößt mich ab. Das Sprichwort lautet nicht umsonst, man solle immer erst die eigenen Schuhe putzen.
Oder nehmen Sie meine gute Bekannte (so möchte ich es mal ausdrücken), Ms. Harvey. Die sagt, wenn sie in Wien ist, zu so einem musizierenden Fiakerpferd ja auch nicht, was sind das denn für Schuhe, sag mal?
Look like shit! Nein, sie bleibt entspannt in Demeulemeester und sagt, klar, laß uns ein
Foto machen.
Ich glaube, viel Unglück in dieser Welt rührt ja von engen Schuhen her. Sehen Sie, wir sind uns
zum wiederholten Mal einig. Wie als ganz kleine Babys getrennte Schuhzwillinge.
Erstaunlich. Wie linker Schuh und rechter Schuh. Im Schuhraum einer modebewußten Bloggerin zusammengefunden.
Das stimmt. Bei mir wird nicht gebommelt. Und in meine Schuhe will auch keiner, die sind quasi voller Reißnägel und Sandpapier. Jetzt übertragen natürlich.
I got forty red white blue shoe strings
And a thousand telephones that don't ring
Do you know where I can get rid of these things?
But the town has no need to be nervous.
Ein Stück, das ja auch von PJ Harvey gecovert wird. So schließt sich der Kreis, denn die ist stets hervorragend gewandet. Auch bei den Schuhen. Dieses unkleidsame Lausejungen- und -mädchentum bei vielen Musikern ist sowieso beklagenswert. Aber, wie eingangs bemerkt, jede/r so, wie er/sie meint.
Ich kenne Sie nur geschmackvoll gekleidet, sogar hybsch bestrumpft. Zur Unterwäsche kann ich allerdings keine Aussage treffen, vertraue aber darauf, dass sich Ihr Geschmack auch da konsequent fortsetzt.
Meine Lieblingshose ist derzeit ein Erbstück von Schwiegervattern, der da bäuchseits rausgewachsen ist. Cord. Braun.
Dieses Beinkleid tragend, wird mir immer so subversiv ums Herz und ich fühle mich auch gleich moralisch überlegen, weil ich doch so nachhaltig dabei bin. ;-)
Unterhosenbloggen überlasse ich anderen, würde hier an dieser Stelle aber zumindestens einräumen, daß ich tatsächlich welche trage. Ich glaube, so weit darf man gehen. Corderbe ist natürlich auch ein Zuneigungsbeweis. Sollten Sie mal überraschend zum Ausbund dieser Hose werden, könnten sie das gute Stück immerhin noch rahmen und als Ausstellungsstück an der Wand bewahren.
Nur so ein Impuls... steckt hinter dem Eintrag eine persönliche Erfahrung jüngeren Datums? Oder Beobachtung aus erster Hand? Mir fällt beim Lesen auf, dass ich überhaupt keine Lästereien in Kleidungsangelegenheiten belauschen kann, auch nicht selbst erfahre, allerdings manchmal unter vier Augen - Nähkästchengeplauder - Besorgnis über das eine oder andere Kleidungsstück bei befreundeten (männlichen*) Bühnenkünstlern äußere. Sofern sie mir am Herzen liegen. Also echte Sorge über die Bühnenwirkung und den Multiplikatoreffekt. Lebe ich in einem sehr exotischen Parallel-Universum?
*die Damen aus der Branche, die mir am Herzen liegen, sind da durchgängig souverän, gute männliche Musiker hingegen sind da nicht immer so "up to date".
Ich beobachte immer aus erster Hand, hier ist ja quasi das embedded Sozialkrisengebietsblog. Mir fiel das Beispiel neulich wieder ein, als es in einer international (und ich möchte sagen: hochkarätig, denn ich war schließlich dabei) besetzten Diskussionsrunde um Dinge ging, die man im Erwachsenenalter (also: spätestens) abstellen sollte und das Thema "badmouthing" ganz weit oben auf der Liste stand. Bei Mode kann man schon streng sein, finde ich. Sollte beim Herabsetzen Kritisieren anderer Personen aber nicht gerade selbst Angriffsfläche mit Funktionslangeweile bieten. (Das ist bei Ihnen ja nun wirklich nicht zu befürchten.) Überhaupt - zur Schau gestellte Kleingeistigkeit. Wehe, es tritt mal einer über die Grenze - da raschelt es aber aufgeregt hinter der Vorgartengardine. Ab einem gewissen Alter hat man für sowas doch gar keine Zeit. Da gibt es doch höhere Ziele.