Nachrichten aus einem entspannten Leben
Die Tücken des Alltags umschiffen sich elegant gekleidet bekanntlich behaglicher. So sitze ich hier in meinem Cary-Grant-Hausmantel und setze den Datenverlusten sanftmütige Duldsamkeit entgegen. Nicht auszudenken, trüge ich ein angeschwitztes Rock'n'Roll-T-Shirt mit Bsrrrrrkr-Bandlogos bedruckt oder Sprüchen wie "Hate starts with Hello!" Ach, was war ich früher unentspannt! Heute habe ich besseres gelernt und weiß: Wer seinen Körper nicht mit sanften Stoffen umschmeichelt, ist höchstwahrscheinlich auch kein Spitzenverdiener. Oder so wie ich bloß auf der Suche nach raren Stücken, die mir ein entspanntes Leben versprechen. So finde ich zarte Lyrik, den bekleidenden Zauber zu beschreiben:
Bei dem hier angebotenen Luxussakko sind sämtliche Einlagen leicht und beweglich eingenäht. Solche Sakkos sind für Spitzenverdiener gefertigt. Das wunderbare Innenfutter aus hochwertigem Cupro in silbrigem weiß bildet eine fantastische Harmonie zu dem hell elfenbeinfarbenen Oberstoff. Das Material ist absolute Spitzenklasse: 100 % Schurwolle. Das Sakko ist luxuriös elegant und für ein entspanntes Leben bestens geeignet. Es ist sehr weich und anschmiegsam. Er fällt mit einem Gehschlitz besonders elegant. [Q]
Ein Buch müßte man zusammentragen aus den lyrischen Perlen dieser exquisiten Angebotskunst. "Bücher für Spitzenverdiener!", gebunden in silbrig glänzenden, entspannenden Stoffen für den Aufenthalt bei einer "Pferdesportveranstaltung" oder "am Steuer einer Hochseeyacht", wie es in einem anderen Angebot heißt.
Cupro? Cupro kannte ich bis dato nicht, nur Cupido: regeneriert auch und ist ebenfalls entspannend! (Mit oder ohne Gehschlitz, oh!)
Ein Stoff für Metallmenschen offenbar. Kupferseide kannte ich unter dem Namen aber auch nicht.
Aus den Resten das Beste(n)...
"Das es das (euch) noch gibt!"
Nicht nur bei Rock un Rollmöpsenstars aondern auch bei Textil... jeck
Wenn nur der Link nicht wäre.
Der hat mich nun leider aus meiner Träumerei gerissen, dass es endlich ein exklusives Einkaufsportal für uns Spitzenverdiener geben könnte, wo man sich unter seinesgleichen wüßte, um sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit über Spitzensakkos auszutauschen. Schade. Sehr, sehr schade.
Ich bin mir auch nicht sicher, wie ich mich verhalten soll, wenn ich das nächste Mal im VIP-Bereich einer Pferderennsportveranstaltung herumlungere. Man weiß gar nicht mehr, ob es sich beim Gegenüber wirklich um einen Spitzenverdiener oder bloß um einen geschickten Schnäppchenjäger handelt, der das entspannte Leben sucht.
Ideal wäre eine dezente Anstecknadel für's Revers, die man nur als Spitzenverdiener (von der Finanzbehörde oder seinem Schweizer Geldinstitut) per Einschreibebrief zugestellt bekommt. Dann könnte man ganz sicher sein. Gut - Fälschungen wird es auch da mitunter geben, aber damit kann man dann leben.
Ein Blick in den Fuhrpark hilft manchmal auch weiter. Ich werde meine standesgemäße Ausstattung nun konsequent weiter auskleiden und mir dieses
Mobil zulegen. UND DANN FAHRE ICH DAMIT BEI DER NÄCHSTEN RE:PUBLICA VOR!
Ich möchte ja keine Illusionen zerstören, aber das Gefährt könnte möglicherweise im Szenario des Eingangsbereichs der re:publica-Veranstaltung untergehen. Nicht etwa, weil es imposanter Konkurrenz ausgesetzt wäre, sondern weil die Zielgruppe ganz stark damit
beschäftigt ist, auf mitgeführte Apparate mit Internetzugang zu blicken. Also den Kopf tendenziell im 45-Grad-Winkel nach unten neigt. Wenn Sie sich dann allerdings exakt innerhalb dieses Winkels befinden sollten, gäbe es eine ca. 3-prozentige Chance, eine kurzfristige Ablenkung zu provozieren. Aber ich kann da nichts versprechen.
Aber dieses Fahrzeug ist doch schon tiefergelegt, meine ich. Nun hat es mir aber jemand für 307 Euro weggeschnappt, meine Mobilmachung muß also noch warten.
ah, qualität aus ostwestfalen! das einzige, was mich irritiert ist dieser kleine schlitz in der rechten armlehne - das gefährt wird doch wohl nicht mit hartgeld angetrieben?
Das ist ein Visitenkartenspender, mit dem man seine jubelnden Verehrer per Knopfdruck mit einer kleinen Karte beglücken kann.
Für ein entspanntes Leben trage ich morgens gerne recht lange einen Bademantel. Meine in verschiedenen Farben sind kuschelig und soft. Darin mache ich bei meinem Freund sogar den Haushalt oder kehre ihm die Wohnung.
Die Kollegen hier würden sich bedanken, schlüge ich hier im pelzbesetzten Morgenmantel auf. Außerdem müssen wir hier an den heißen Gußöfen Schutzkleidung tragen. Aber nach Jahren, in denen ich versuchte, komplexe Weltprobleme zu lösen, glaube ich, die wahre, zenhafte Entspannung fließt aus den einfachen, puren Tätigkeiten.
Einfache, pure Tätigkeiten hätte ich hier ein paar zu vergeben. Dann müsste ich mich nicht selbst damit abplagen und könnte zenhafte Entspannung durch mich hindurch fließen lassen.
(Ich lasse sogar die Auswahl zwischen Hacke, Hammer, Kärcher, Kelle, Pinsel, Schaufel...)
Abends lasse ich mich dann gerne im Liegestuhl unterm Kirschbaum liegend aufsuchen und mir berichten, wie die Zen-Übungen verlaufen sind...
Ich gestatte mir einen kleinen Einwand: Eigentlich sollten doch Fahrer und Gefährt eine Einheit bilden ...?
Viele einst so geschätzte Dinge, die als Krone der Kleidsamkeit galten sind längst verloren, niemand trägt mehr ein Bonnet und keiner hält mehr ein Codpiece für ein zeitgemäßes Kleidungsstück, obwohl glaubt man den Quellen, dort selbst Orangen Platz fanden, aber immerhin einfach herzustellen ist es, noch immer, noch heute.
http://scagermanrenaissance.blogspot.co.uk/2007/10/codpieces.html
Ein kulturgeschichtlich wertvoller Hinweis! Dabei ist das unverzichtbar, wenn man in seinem Batman-Anzug zum Einholen geht. Z. B., um Orangen zu erstehen. Diese um das Männerwohl besorgte
Seite klärt auf.
Herr Kreuzbube, ich glaube, Sie sind in der großen Kunst des entspannten Lebens schon ein großes Stück weiter als wir noch ungeformten Adepten. Ich glaube, Mark Twain hatte diese Meditationstechnik schon an einen Zaun gemalt.
Nein, nein. Nur der einstige Jähzorn weicht immer mehr der Resignation Altersmilde.
Aber schöne Schuhe habe ich mir gekauft, um im Faden zu bleiben. Aus England, die brauchen ja derzeit -auch wenn sich mein Mitgefühl mit Shrek & Co. in Grenzen hält- Trost
Wenn ich weiter über Mode blogge, könnte daraus vielleicht sogar ein neuer Trend entstehen! Gutgekleidete Menschen auf der Straße entdecken! Bis dahin ein Blick auf Carlotta Cardanas (der Name klingt selbst schon wie ein Modelabel) Projekt
Mod Couples. Sehr hübsch.
Ich war ja neulich zu Gast bei denen, den Modernisten... auf einem Boot.
Wäre jenes gesunken, die deutschen Mods wären allesamt perdu.
Der Paul Müller-Rode, ein Qualitätsfotograf, hat da mal was gebastelt... unter mods panorama.
http://www.paulmuellerrode.de/
Cool chic. Ich glaube, ich habe jemanden erkannt. Warum hat die Blondine keinen Freund? Kann man da was machen? (Turbojugend auch toll, ich habe allerdings keine Jeansjacke und darf nicht mitspielen.)
Völlig verrückt, die Schlipse vom Immobilieninvest.
Lauter verrückte Versprechen.