Aus Gründen in den letzten Tagen viele Kurzfilme gesichtet. Über Fahrräder, Longboards, Jugendkultur. Es fehlt immer noch die große Billstedt-Saga, dabei wandern die Bagger und Kräne in Hamburg immer weiter nach Südosten, fressen sich durch Brachen, Grüngürtel und das Betongewölle der 70er-Jahre-Schlafnester.
Palais Schaumburg spielen am am Freitag. Keine Ahnung, ob ich das schaffe. Ob die mithelfen, eine neue Stadt bauen?
Brutal youth from the Stadtrand: Gewalt, Sexualität, Pubertätsplemplem - eindrucksvolles, teils verstörendes Video von Kid Wise. (Nicht sicher uff Arbeit.)
Wunderbarer Kurzfilm über Fastboy und wie er in der Stadt Räder baut. Die Liebe zu den Dingen, das Handwerk. Plus die ganze große Scheiße. Schöne Lehrstunde in Demut.
The Girls are alright: Gegründet in Madrid, gibt es die Szene mittlerweile weltweit: Longboard Girls Crew. Skatermädchen, die - so wie andere Silvester "ohne Jungs" feiern - ihr, wie heißt es?, "eigenes Ding" machen und zum Teil beachtliche Abschußfahrten unternehmen oder Stunts (würde ich als Vater sofort verbieten, falls ich nicht das Geld für eine Zahnzusatzversicherung hätte) oder einfach ganz gemütlich Plätze in der Stadt oder auf Landstraßen zum Cruisen erobern. Der kurze Film vermittelt die Atmosphäre. Es gibt viele Videos davon, und ja, es stimmt - die könnten auch alle Werbung für irgendwelche Modelabel sein. Zum Teil sieht man Sequenzen mit VW-Bulli, erst Surfen, dann Skaten, Sonne, Jugend, Lebensfreude, angerissene Jeans und bedruckte T-Shirts. Als einstudiertes Mißtrauensvotum würde ich nicht ausschließen, daß die Sache auch "ein wenig" gesteuert ist (womöglich von einem Mann). Ich selbst gebe aber mein Ehrenwort usw. Und man soll auch nicht alles kaputtreden.
Wäre ich schlau, würde ich sofort ein eigenes Longboard-Girls-Crew-Team sponsern. Kid-37-Skaters, so wie diese hier in Taiwan mit Frankie-Valli-Sound und Tanzchoreographie. Dann Ladengeschäfte in der Innenstadt, wo ich signierte Boards verkaufe. Ist trotzdem cool, vielleicht gerade weil Verbissenheit fehlt. Dafür, Tempo, Schrammen, Rock'n'Roll.
Tonnen davon.
Große Massenhersteller unterhalten kleine Labels, die mit ihren Rädern nach außen als independent herüber kommen und Trends aufgreifen, ausprobieren und setzen, die anschließend in die Massenprodukte einfließen. Die Gespräche über Räder und Teile sind gar nicht so viel anders als die über den gepimpten Golf oder 3er BMW. Ein englischer Bekleidungshersteller wiederbelebt ein französisches Traditionsrennen, und für nur 1700 Pfund Startgebühr kann man die besondere Atmosphäre atmen, sich von der Masse abzuheben und als in kraut dazu zu gehören.
Ändert aber alles nichts daran, dass vieles schön anzusehen und mitzumachen ist.
Die Abgrenzung funktioniert zuverlässig dort, wo man sich die Szenezugehörigkeit nicht mittels einschlägiger Produkte kaufen kann, sondern Zeit und Mitarbeit aufbringen muss. So, und jetzt muss ich mal eben shoppen.
Und Kid Wise sind auch ein schönes Geschenk. 7D-Kino, ich fühle, schmecke, rieche alles. Whow. So jung war ich ja nie. Aber es ist schön.