zwischen Medizinbällen aus braunem Leder.
Wir tranken unser Soja noch aus Genen/
hielten Hunde aus dem Bauhauskatalog.
(Don Pascal, "Dein Liebster war ein Hipster")
Bei mir liegt ja alles immer nur so rum. In meinem Kopf, in meinem Zimmer, in meinem Viertel. Plunder und Zeugs, Plastikreste und durchweichte Kaffeefiltertüten, zerbröselte Eierschalen, Dinge, die wir nicht wissen, Dinge, die ich nur ahne, der Rest ist aus Polyester und Acryl. Ein Versagen an Lebensführung, so heißt es. Wie das oft so ist: Der eine verbettelt sich, der andere verbittet es sich.
Wie schöner ist doch der Dreck der Straße in den aufgeweckten Vierteln, wo die schönen Menschen wohnen. Hier wird nachhaltig gemüllt, hier zeigt man was die Tonne hat und leisten will. Hier wird biologisch verklappt, hier riecht Hipstermüll nach Oleander und Jasmin.
Seit ich auf den Lilienweg gelockt wurde, riecht es schwer und dunkel wie ein Mausoleum. Abends sitze ich mit einem Glas Getränk vor den harten Knospen, warte auf den Moment, da sie aufgehen, sich auffächern zur obszönen Größe, die Sinne vernebeln. Tage später dann der langsame Blumentod. Klagendes Altern, ich rede gut zu, tröste, belehre, halte einen aufmunternden Vortrag. Der Erde warst du entrissen, predige ich. Zur Erde wirst du gehen. Was Blüten halt so hören möchten, geht es ans röchelnde Adieu. Blütenstaub rieselt auf die Flächen, schwere Linnen, Gedanken hängen schwer wie ein Frachtflugzeug an herbstlichen Himmeln. Dann der Bescheid, das war wohl nichts, das kommt nicht wieder. Zusammenwringen also das Blumengestrüpp, einen Knoten machen, zum Müll bringen, leere Olivenölflaschen schmücken, vielleicht Kerzen ausbringen aus echtem Wachs. Schön, schön, schön der letzte Genuß.
Die Biokäufer haben sich aber ganz schön verändert, hinterlassen inzwischen auch viel Müll. Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, wo Müllvermeidung beim Kauf ein großes Thema war. Da hat man sogar versucht, für das was man beispielsweise zum Haarewaschen oder Duschen braucht, wiederbefüllbare Flaschen einzuführen.
Moderner und radikaler als Biokunden sind da schon die Freeganer, die sich mit den Resten im Müll bescheiden, meist gar nicht, weil sie es müssten, sondern aus Prinzip. Viele Supermärkte, das finde ich reichlich absurd, versuchen ihretwegen sogar inzwischen ihren Müll gut zu hüten.
Von Discountern las man, daß in manchen Filialen der "Müll" ubrauchbar gemacht, sprich weggeworfene Lebensmittel mit z.B. Putzmitteln übergossen werden. Viel wird immerhin auch an die Tafeln gespendet. Was teilweise, es kommt ja leider nichts ohne Problematik daher, andererseits dazu führt, daß sich die Stadt aus ihrer Pflicht selbst entläßt.
Die passende Anekdote dazu heute im Park: Es ist offensichtlich das Dienstmädchen, das den Weimaranerhund Gassi führen muss. Gelangweilt hält sie die Leine, während am anderen Ende der Hund an einer Kastanie würgt, die er ganz verschluckt hat. "Hund ist schön aber dumm", sagt die Frau.
An einen eleganten Weimaraner könnte ich mein Herz auch verlieren, auch die Bracken sind ja tolle Tiere. Als Rasse aber wohl unerträglich, wenn sie nicht ausgelastet sind oder jagdlich geführt werden.
Wir haben gerade mal wieder den kleinen Schnubbeldiwutz übers Wochenende zu Besuch. Auch diese Rasse ist nicht unproblematisch. Besonders wenn sie wie ein Kleinkind jammern, wenn sie nichts aufs Bett dürfen.