Samstag
Um nicht als Freitagsblogger zu enden, schreibe ich jetzt einen Beitrag, einmal den Samstag zu ehren. Dieser Tag, hier im Norden leider zum Sonnabend degradiert, ist sozusagen die Schlummertaste der Woche. Während man sonntags ja pünktlich im frischgew...putzten Ornat zum Gottesdienst erscheinen und daher zeitig präsentierfähig sein muß, bietet ein Bartschattentag wie der Samstag mehr Freiheiten. Da gehen Väter und Söhne in den Baumarkt so wie sie wirklich sind und unter der Woche kaum wahrgenommen werden. Für ein Super-Projekt natürlich.
Mach doch mal was mit toten Blumen, hege ich hingegen mein eigenes Projekt zwischen Gemüseputzen und Telefonignorieren. Denn wenig Hobbys sind mir geblieben, außer Dingen beim Verfall zuzuschauen. Wie lieb sind mir da solche, deren Verfall dabei noch schneller geht als der eigene! Dankbar wird man über die kleinsten Phänomene der Natur, sorgsam hege ich daher meine kleine Memento-Mori-Kultur, aus der es mit welker Stimme mir zuraunt: Denke dran! Denke dran! Einst folgst auch du!"
Bis dahin aber gehe ich im Bademantel rüber zum Supermarkt, neue Blumen kaufen oder vielleicht ein Brot vom Vortag, feudel später ein bißchen über die Fensterbänke, denke mir ausschließlich meinen Teil und nicht deinen, denke an Frauen mit schönen runden Kuchen, schaue den Möwen draußen vor dem Fesnter zu und nasche von importierter Laune.
In der Fabrik zuletzt wieder anstrengende Wochen, die nicht ausschließlich an mir lagen. Ich indes bin neuerdings Elektro-Man, auch außerhalb eines samstäglichen Besuchs im Baumarkt. Aufgeladen wie ein Hartgummistab an einem Katzenfell, sprühe ich Funken, wenn ich nur daran denke, Dinge zu berühren. Unangenehm, wenn man morgens einen Rechner einschalten muß, der sich in einem Gehäuse aus Aluminium befindet. Neulich hat sich die Maus aufgehängt, nachdem ich an die metallumhüllte Tastatur faßte. Sozial schwierig war der Moment, als ich den Wassersprudler lahmlegte, weil sich vom Funkenschlag am Startknopf ein hörbares Brizzeln ins Innere der Maschine fortsetzte. Glücklicherweise lief das alles nach einmal Ein- und wieder Ausschalten wieder.
Ausprobiert habe ich noch nicht, ob ich wie weiland Onkel Fester eine Glühbirne im Mund zum Leuchten bringen könnte. Mit kleinen Taschenlampenbirnchen geht das aber schon sehr gut. Die Menschen stehen seither nicht nur vorwärts in den Straßen, sondern auch mächtig beeindruckt.
>>> Geräusch des Tages: Savages, die an eine bestimmte Band, ich komm' jetzt grad nicht drauf, aus Manchester von Ende der 70er Jahre erinnern.
Sind das hinter dem Phallussymbol etwa Kaninchenställchen?
Schön, schön. Dann kann ich ja nächste Woche mit Tulpen weitermachen. Gerade verwelken hier Ranunkeln.
Frau Maphisti, korrekt beobachtet. Da züchte ich meine Osterhäschen, in der Hoffnung, daß die dort brav bunte Eier bemalen. Zur Belohnung gibt es Karotte. Ich bin ja nicht so.
Launeimport! Ein schönes Frühjahrsmotto. Bleiben Sie geerdet. Das Schlachtermesser würde ich vor der Möhre verstecken...
Vor allem vor den Kaninchen!
Vielleicht passiert Ihnen ja dasselbe mit den Ranunkeln wie mir mit einer Hyazinthe. Ich habe Sie in einer Vase letztes Jahr endlos verblühen lassen und mit der Zeit ist tatsächlich im Wasserrest eine Zwiebeln gewachsen. Der Vasenhals war zu eng, sie zu entfernen. Heuer hat die Zwiebel schon Blätter getrieben, vielleicht blüht sie noch.
Ah, das Prinzip der William's Christbirne. Das könnte eine hübsche Idee für Ökowochenmärkte werden!
Flowerpowermäßig wunderschöne Farben - auch im Dahinscheiden.
...warum zum Sonnabend "degradiert"?? Das norddeutsche "Ssssonnamd" hat doch etwas Fließenderes als der Samstag! ? Im Übrigen: Vorsicht beim Öffnen der metallisch aussehenden Kanickelställe, Elektro-Man.....könnte ggf. das Messer erübrigen....und wir wollen doch die bunten Eier sehen!
Einen Wochentag "...abend" zu nennen ist doch nach heutiger Zeitrechnung vollkommen kontra-intuitiv, um es mal möglichst zartfühlend auszudrücken. Warum dann nicht gleich auch Donnerabend statt Mittwoch?
Zum Glück haben nicht nur die Süddeutschen und die Kinder seltsame Wörter. Vornächt und übergestern heißt, das eine im Dialekt und das andere bei den Kleinen, beispielsweise vorgestern. Und fünf vor dreiviertel zwölf ist auch eine hübsche Uhrzeit.
oh ja, diese Zeitangaben werde ich auch nie verstehen !! @mark793 danke für das zartfühlende aber doch Unverständnis ob meiner norddeutschen Zeitrechnung....ja, nun das sind Feinheiten!! Tag, Abend.....ein bißchen Abwechslung darf doch mal sein?! Und es heißt doch auch den ganzen Tag Heilig Abend!!??
... und immer "Moin, Moin!" .. hat man mir verklumpfidelt.
@artofsoul: Mir ist die Hypothese ja bekannt, wonach es in grauer Vorzeit eine auf dem Abend (und möglicherweise sogar auf dem Mondkalender) basierende Datierungsweise gegeben haben dürfte, deren Reste sich nicht nur im Sonnabend, sondern auch im Heiligabend und Allerheiligen (im Englischen all hallows eve) in die Jetztzeit fortgeschleppt haben.
Im Prinzip sind mir solche Schrullen ja nicht unsympathisch, aber man hat es ja oft genug erlebt, dass Mitbürger, die auf ihrem sonnahhhmtlichen Sonderweg bestehen, andererseits völlig überfordert sind, die völlig logische Zeitangabe "viertel vier" korrekt zu dechiffrieren. ;-)
Halb vier liegt zwischen viertel und dreiviertel vier, also vierthalb Stunden nach Mittag.
Na, ob das jetzt nicht Kuddelmuddel wird?
@mark793 hierzu ein klares: jo! Obwohl es mir schon manches Mal erklärt wurde, finde ich hier intuitiv keinen Zugang. zu. Also nicht nur nicht am Sonnamd auch am heutigen Donnersamd....babylonisches Kuddelmuddel...und alles nur weil der Herr Kid seine Blumen nicht gepasst hat.....!
achja hier oben ist man bescheiden, 1 Moin reicht aus ;-) ein kurzes knackiges, wenn man sonst nocht viel sagen möchte, wohingegen das freundliche im Singsang vorgebrachte Mooohooiiin durchaus Gesprächsbereitschaft implizieren kann.
Diese vertrackten, offenbar auch im ostdeutschen Raum gebräuchlichen Uhrzeitangaben lerne ich auch nie. Dreiviertelwas? Aber eigenständige Tage zum Vorabend von irgendwas ("Donnerabend" gefällt mir) zu reduzieren, ist doch frech. Man stelle sich vor, das Sams hieße plötzlich das Sonns. Aus Protest lese ich auch nie die "Sonnabend"-Ausgabe der Tageszeitung hier.
Bei Vollmond welken die Blumen übrigens noch schneller.
Das Praktische an "moin", das muss ich als gebürtiger Südstaatler neidlos anerkennen, ist dass man das
auch abends (also beileibe nicht nur sonnabends) sagen kann.
Was ich wiederum nicht verstehe, ist, warum "halb vier" so mühelos verstanden wird, "dreiviertel vier" aber nicht. Ist vielleicht ja doch was Genetisches, vielleicht fehlt manchem da ein bestimmtes Viertelgeviert in der DNA-Sequenz. ;-)
Ja, Herr Mark, darauf wollte ich aufmerksam machen: Was einem gedankenlos hervorsprudelt, wird zumeist verstanden, hinter ihm sogar ein System vermutet oder nachträglich konstruiert. So ist halb vier nicht mehr vom vierten die Hälfte, sondern einfach eine halbe Stunde vor vier. Das ist der Tod von viertel vier. Ich finde es interessant, bin jedoch für allgemein verstandene Bezeichnungen. Sonnabend geht gerade noch, Aftermontag muß nicht sein. Mittwoch kann bleiben, obwohl inzwischen der Donnerstag in der Wochenmitte liegt. Auch anderthalb für 1,5 ist in Ordnung. Für moin aber gibt es seit hallo keinen Markt mehr.
Da möchte ich Ihnen aber, Herr Wuerg, etwas gedanklich so ganz zart abwürgen: Googeln Sie doch bitte etwas moinmäßig, dann werden Sie den Marktanteil gewiss anders einschätzen!
Mit "dreiviertel" und "viertel"-irgendwas hat man sich hier im Osten sofort als Zugereister verraten. Zweite todsichere Möglichkeit: Man erklärt, dass man Frankfurt "am Main" meine.
@kreuzbube: Das ist wohl regional unterschiedlich, es soll Regionen in Neufünfland geben, in denen diese Zeitansagen mühelos verstanden werden, habe ich mir sagen lassen.
@wuerg: "Ei gude wie" wurde von "Hallo" oder "tach" doch auch nicht völlig verdrängt, oder?
Maphisti, es wäre schön, Sie hätten mir die Marktanteile einfach genannt. Ich komme bei moin auf 51 Millionen Treffer, für hallo auf 379.
Herr Mark, gude wird wie moin bleiben. Nur der Missionseifer der Moin-Jünger wird nicht belohnt. Dazu ist moin moin wie hummel hummel und mors mors doch etwas zu albern.
@wuerg: Die Quelle, aus der Sie geschöpft haben, sprudelt klares Wasser : 51 000 000 : 379 !
Frage : Kann Tradition albern sein? - Geschichtsspezifisch gesehen : never!
Hier sagen sogar die Atheisten, so man sich siezt, noch von morgens bis abends "Grüß Gott".
Lustig, lustig, Maphisti. Keine Ellipse ist Ihnen exzentrisch genug. Google: Meinten Sie geschlechtsspezifisch?
Ein Viertel Aufschnitt bringt es immerhin auf 159000 Treffer. Aber das nur am Rande.
@mark793: Ich habe es natürlich völlig verdreht: Dreiviertel und viertel sind hier dir "richtigen" Zeitansagen. Der Wessi, der in gewohnte Ausdrucksweise verfällt, verrät sich sofort.
Im Hamburger Google gibt 37.000 Treffer für Sonnabend, aber nur 23 für Samstag. Das muß sich ändern. Vielleicht durch eine neue Radiosendung: Die größten Hits der 80er, 90er und vom Samstag.
Diese Verkürzungen sind doch eine Provokation. Dreiviertel was? Vor, nach, drüber oder drunter? Mir hat das mal eine Gewährsfrau aus dem Osten als gebräuchlich verkauft. Aber nun, was haben mir Frauen nicht schon alles erzählt.
Sie denken dabei doch sicherlich nicht wie Herr Wuerg an die zwei Brennpunkte?
Das war dann wohl die Quadratur des Kreises ..?!