Es liegt ein Herbst in allen Jahreszeiten
Es ist wie so oft: Man steht in der Öffentlichkeit, muß sich mit den inneren Dämonen auseinandersetzen und dabei Haltung und eine gerade Krawatte bewahren. Manchmal dabei aber auch wie ein Fassadenkletterer hinter die dürftig lackierte Frontblende steigen und einen kritischen Blick auf den Motorblock werfen. Ich also, mit Krempelärmeln, Schraubenzieher hinter dem Ohr und einer Taschenlampe zwischen den Zähnen, mutig in der großen Maschine herumgewerkelt.
Es begab sich nämlich, daß dieser von Version zu Version immer elender werdende Firefox sich mit seinen javaverlöteten Zahnreihen in die Grafikkarte verbiß. Wie ein aufmerksamkeitsdefizitärer Dreijähriger stand er am Lichtschalter, ein, aus, ein, aus, eine juchzende Freude, nicht so aber für mich oder auch nur meinen Monitor. Daher der Ruf: Aus jetzt! Was wiederum die große Maschine mißverstand, beleidigt rief, hallo, ich bin doch kein Macintoshklamott, ich bin ehrlich empfindsam. Vergänglich. Und nun also gekränkt.
Und nun also wie tot. Vermukscht wie vergessenes herbstliches Laub im Hundeauslaufschnee.
Mit meinem Schraubenzieher und einem Programm namens "Blüm 2000" (Version "banniges Blümchen") alle Daten auf Tontafeln gesichert und ansonsten den Staub der Jahre ordentlich durchgepustet. Pause zu Hause nennt die Werbung das, ich komme nun früh ins Bett und habe in meiner Plattensammlung das ein oder andere Schätzchen entdeckt. Auch befindet sich nun in meiner Wohnung ein Fernsehgerät, auf dem ich auch ohne elendigen Firefox durch 35 verschiedene Blogs von ARD bis ZDF surfen und dabei traurig werden kann.
Ab und zu schaue ich wie Regen oder auch Schnee oder einfach wieder Regen gegen meine Fensterscheiben gedrückt wird, starre beschwörend auf den Kalender und warte auf das Ersatzteil.
Toi,toi,toi! Meine Pute, wie ich meinen Computer nenne, hat nun schon neun Jahre auf dem Buckel und läuft noch ohne größere Mucken. Abgesehen davon, dass ich damit ins Internet gehe, verwalte ich ansonsten aber nur ein bisschen Schreibkram und einige Bilder mit ihr, und ansonsten hat das sensible Tierchen seine Ruhe. Up-dates vermeide ich, wo ich nur kann.
Ihnen drück ich die Daumen, dass Sie ihr empfindsames Maschinchen bald wiederbeleben können.
Updates sind die Pest. Ich hatte mich als alter Sturkopf natürlich schon monatelang gewehrt. Jetzt dachte ich aber, ach, sei nicht so, gib doch mal nach. Zack, Salat.
Zur Zeit passiert aber auch viel Unerfreuliches. Ich will nicht undankbar sein. Das Ersatzteil kommt ja bald. TV ist so was von schrecklich. Da kommt man wenigstens zum Lesen und gelegentlich zu telefonieren.
Meine Mutter freut's. Gestern über eine Stunde mit ihr telefoniert.
Oh, das. Muttertier im Koma. Im eigenen Mist. Trommeln Sie einen guten Rhythmus mit dem Schraubendreher und erzählen uns von Ihrer derzeitigen Lieblingsplatte. Heute schien hier schon mal die Sonne...
Da ist doch nicht etwa jemand ein bisschen waidwund geworden? - Es passt vielleicht nicht ganz ( macht nix) , aber dennoch:
"Verbringe nicht die >Zeit mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da." F. Kafka
Wenn das jetzt nicht hilft ... vielleicht später.
Genau. Mehr Musik. Weniger kafkaeske Bootsektoreninspektionen.
Ohje, wenn schon die öffentlich-rechtlichen Blogs herhalten müssen, ist Technologie-Fasten nicht mehr gesund. Ich drücke die Daumen für eilige Ersatzteile.
Im Keller habe ich noch eine alte 56k-Modemkarte. Haha. Aber nix, was man wirklich mal brauchen kann. Ich muß sowieso mal mehr Musik hören. Und entspannen.
Irgendwelchen Klugschiss à la "Mit einem Kentucky Fried Chicken wäre das nicht passiert, der mir in ähnlicher Lebenslage gern mal aufgetischt wurde, verkneife ich mir.
Ich nehme mir ja auch immer wieder mal vor, einen richtigen Fernsehabend zu verbringen, mit frischen Batterien in der Fernbedienung, Salzstangen und allem drum und dran. Aber beim letzten Versuch stellten wir fest, dass der DVB-T-Receiver nicht mal mehr die Uhrzeit im Display anzeigt, geschweige denn ein Fernsehprogramm empfängt. Sicher eine Folge der Vernachlässigung und Missachtung in den letzten Jahren. Kennen Sie sich mit sowas nicht aus, oder Väterchen Kid?
Ich tippe auf die Grafikkarte. Nach knapp sieben Jahren kann das aber überall passieren. Das muß sowieso mal alles neu, das hat ja gar keine Produktionssicherheit mehr! Selbst mein treuer Eizo zeigt mittlerweile häßliche Schlieren, da steigen mir ja die Leute vom Blogarbeitsschutz aufs Dach.
Vernachlässigung hat schon viele Dinge mit empfindsamer Seele in den Trauertod getrieben. Vielleicht hilft Wedeln mit einem 50-Euro-Schein und der Drohung, im Eletromarkt was neues zu besorgen?
Ich erwäge gar, dem lokalen Reparaturbetrieb eine Chance zu geben. Und wenn der nichts ausrichtet, kann ich das Gelöt immer noch zu Klump treten und in den Uranus-Markt gehen, nach Ersatz Ausschau halten und gucken, ob mich Geiz tatsächlich geil macht.
Das Ding hatte uns übrigens der Vermieter besorgt als kleine Kompensation dafür, dass bei der Modernisierung unserer Maisonette vergessen wurde, eine Kabel-TV-Buchse zu legen. Kam uns als ausgesprochenen Wenigguckern eigentlich gerade recht. Ist immer wieder lustig, wenn die Klingelterroristen von IshUnitymediakabeldeutschland vor der Tür stehen und nicht glauben wollen, dass hier wirklich kein Kabelanschluss ist. Anfangs, als die Bude noch nicht so vollgestellt war, habe ich ja noch Prämien ausgelobt: "50 Euro, wenn Sie hier einen funktionierenden Kabelanschluss finden."
Drücker foppen ist doch aber auch nicht nett. Die sind dafür doch nicht geschult. Übrigens steigt die ErrTL-Gruppe aus DVB-T aus. Dann lohnt sich das doch auch nicht mehr. HD kann das auch nicht, so weit ich weiß. Kurz: die Zukunft sieht anders aus. Ich zum Beispiel konnte gestern den Opernball in glasklarer Auflösung schauen und mir dabei kulturkritische Gedanken machen.
Hab ich gelesen, aber ehrlich gesagt wüßte ich bei der deutschen Dependance von Radio Tele Luxemburg grad kein Programm, das ich wirklich vermissen würde. Die Öffis können aus dem Verbreitungsweg nicht so einfach raus, und das ist mir im Zweifelsfall doch wichtiger als die Frage, da auch neuesten Spachtenkanäle von Turner Broadcasting oder Rete Globo ins Haus kommen.
HD ist natürlich ein Argument irgendwann, aber im jetzigen Gewöhnungsstadium irritiert mich das mehr als dass es Haben-will-Reflexe auslöst. Das Ding ist halt auch, dass Fernsehen hier im Alltag so derart überhaupt gar keine Rolle spielt, dass es absurd wäre, sich monatliche Kabelgebühren aufzuhalsen oder eine Satellitenschüssel aufs Dach zu stellen.
Ist so was mietrechtlich überhaupt erlaubt, eine solche Anschlußlosigkeit? Wenn Sie einmal HD gesehen haben, fürchte ich, wollen Sie nicht mehr zurück. Ich sage nur Fußball. Grashalme! (Oder Gesichter, bei Berichten über Bloggerdemos z.B.)
Bezüglich der mietrechtlichen Einordnung streiten sich die Gelehrten (natürlich). Soweit ich es verstanden habe, wäre die Wohnung somit schon mal nicht mehr mit dem Attribut "gehobene Ausstattung" zu bewerben. Aber so sehr vermisst, dass wir zum Mieterverein gerannt wären, haben wir dieses Ausstattungsdetail in all den Jahren wirklich nicht.
Und was die HD-Vorteile beim Fußballgucken angeht, sagte meine Frau nach einem Gruppengucken am hochauflösendem Bildschirm: Super, dass man einzelne Grashalme sieht, weniger schön indes, dass man die durch die Luft fliegenden Spuckebatzen der Spieler in der gleichen Detailgenauigkeit aufschlagen sieht. ;-)
Genießen Sie's! Am Schönsten wird es, wenn auch noch die Glotze abschmiert (ich habe dann sogar mal in einer Art Buch gelesen).
Aber gut auch, wenn es dann wieder vorbei ist. Bestimmt bald.
Man gewöhnt sich dran. Ich habe gerade eh nicht so viel zu erzählen.
Kann man auch genießen. Also Sie.
Mir ist sogar schon einmal ein Buch abgestürzt. 35 cm tief.
Ich bin schon mal selbst abgestürzt. (Tataa! An Wieverfastelovend darf das mal sein.)
auch ein beschwörend gefeierter Kalendertag, ist es nicht?!
Alternative zum Warten: z. B. tanzende Türme bewundern, Elbewellen verfolgen, Strandperlen im Winter betrachten! Wunderschön! ( Hab ich yesterday.)
Sie haben die tollen Tage bemerkt, Frau Ladys Smock. Ich hoffe, da kommen noch viele relevante Zahlen. Gute Aussichten bis dahin.
Blogeintragsüberschriften anschaue, würde ich sagen: Nicht lesen. Schreiben. Echt mal jetzt. 3737 days of autum würde ich kaufen und lesen. Versprochen.
Sogar lesen? Das ist nun wirklich ein Kompliment.
"I'll show you my theory, if you show me yours." (Mulder)
Habemus Bild und Ton. Und der Eizo: glasklar! Erstaunlich. Jetzt muß ich nicht mehr mit hochgeschlagenem Mantelkragen heimlich rüber ins Internetcafé schleichen, sondern kann wieder Teilhabe üben wie andere ziviliserte Menschen auch.