Neigungsgruppe Stipp & Visite





Zum Glück reagiere ich ja aus dem Stand heraus spontan, so daß mancher sich fragt, wie dieser soeben noch schläfrig wirkende Mann plötzlich wie sonst nur ein ghanaischer Fußballspieler voller Spannkraft auf dem Punkt landen kann. Weil die Lu kurz und kurzfristig in der Stadt war, mußte ich andere dunkellockende Abenteuer zur Seite schieben und seemännische Hafenbegleitung anbieten. Ausnahmsweise überpünktlich, zeigte sich bald, daß man mich nicht zu lange alleine lassen darf ("Einen wilden Mann kann man nicht halten", Bernadette Hengst) - ich werde dann unruhig und komme mit anderen ins Gespräch. Die nette Dame, mit der ich nun auf einer Bank an den Landungsbrücken ins Flirten Gespräch kam, war zwar schon Mitte 70 und weniger blond als grauhaarig, dafür aber gutgelaunt und humorvoll, zwei Eigenschaften, die man an Frauen ja nicht hoch genug schätzen kann. Die rüstige Dame erzählte von ihren Reisen und ihrer Leidenschaft für die See und bedauerte, keinen Reisegefährten zu haben, der mit ihr die Überfahrt nach Helgoland wagt. Ich stand kurz davor, laut zu rufen, hier! nehmen Sie mich, Reisen ist doch mein zweiter Vorname - aber ausgerechnet da platzte dann Lu dazwischen, die mittlerweile den Weg gefunden hatte. Da galt es, die Situation retten und mich bedauernd verabschieden, die alte Dame zeigte aber mildes Verständnis, und so zog ich dann doch noch mit der Blonden die Elbe runter.

Hamburg hatte Sommer im Programm, ich verteidigte Sängerin Lena, die gerade auf Abiturfahrt nach Oslo ist und hörte dafür brandheiße Geschichten in warmer Sonne. Die Containerschiffe, so eine andere Beobachtung, liegen immer noch verdächtig weit über der Wasserlinie, aber man gibt ja das Hoffen nicht auf. Zurück dann schnell noch beim famosen Herrn Krüger vorbeigeschaut, der mich zurecht! des Vernissage-Schwänzens zieh (ich habe dann in Selbstkasteiung auch die angebotenen Getränke ausgeschlagen). Eine wirklich großartige Ausstellung hat er da gerade in seiner Galerie, ganz tolle Sachen, wenn man bitte einmal schauen möge, von Femke Hiestra, Fred Stonehouse, Atak und Heiko Müller. Ganz aktuell quasi die Bilder von Ryan Heshka, der einerseits Taucher zeigt, die verzweifelt versuchen, ein Bohrloch zu schließen und andererseits schutzanzugumhüllte Retter, die mutierte Rieseninsektoide in ölverseuchten Sumpfgebieten jagen. Hier gibt es mehr zu sehen. Camille Rose Garcia hätte mit ihrer Reihe Ultraviolenceland auch gut dazugepaßt.

Für morgen ist endlich Regen angesagt.

("Neo Fabulists", Feinkunst Krüger, Hamburg. 8.-29.5.2010.)

Flanieren | 01:19h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kid37 - Sonntag, 30. Mai 2010, 02:21
Ich sehe gerade, die Abi-Fahrt hat sich doch gelohnt. Ich find's prima, sagte ich heute mittag schon, und kann den Hass, den man teilweise via FB und Twitter auf SpOn lesen konnte, nicht verstehen. Ist doch nur Spaß, das alles.

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lorilo - Sonntag, 30. Mai 2010, 02:55
Verstehe ich auch nicht. Die Begeisterung dafür zwar auch nicht, aber nachdem ich heute das erste Mal überhaupt! diese Ohrenschmerzveranstaltung Musiksendung sah, ertappte ich mich doch dabei, bei jedem "12 points go to ... Germany" die Faust zu ballen. Und siehe da - vielleicht hätte ich öfter gucken sollen, dann ständen wir anders da.
Die Guckbegleitung reagierte auf mein despektierliches "Jo. Wir sind Papst, wir sind Kanzlerin, wir sind Eurovision-Siegerin, wir werden Weltmeister - et löööpt doch: Vielleicht sollten wir noch einen Weltkrieg anzetteln." mit einem leicht verhaltenen Lachanfall, aber jetzt mal im Ernst: Ich bin Lenafan.

(Schlimm nur, dass ich morgen nach "Lena-(I heart you)City" muss will. Und der easy rider ist tot; das ist auch schlimm.)

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kid37 - Sonntag, 30. Mai 2010, 11:02
Bei mir könnte es natürlich auch Altersmilde sein. (H wird heute sicher rotieren wie ein Satellit. Hibbeln Sie einfach mit.)

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Lu - Sonntag, 30. Mai 2010, 13:57
Ich habe Farbe auf den Armen und Sand in den Schuhen mitgenommen. Und der Krüger'sche Apfelsaft bei hat mich bis nach Düsseldorf gebracht. Toll!
(Helgoland das nächste Mal, ich lass mich nicht von einer 70jährigen ausbooten ;-)

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lady grey - Sonntag, 30. Mai 2010, 14:10
Da sind Sie bloß vorsichtig! Von Herrn Kid wird man (wegen anderer Frauen) schneller ausgebootet als man denkt ... Tjaja. (Aber wir haben ganz zauberhafte Ersatzmänner gefunden, pfff.)

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Lu - Sonntag, 30. Mai 2010, 15:00
Ich kann halt nur mit dem Original, und am Ende geht er ja nur mal kurz wo schnuppern. Männer brauchen eine lange Leine, und frische Luft. :)

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kid37 - Sonntag, 30. Mai 2010, 22:29
Ich weiß, ich weiß, ich werde hier lange Abbitte leisten müssen. *flööt*

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ulrich s. - Sonntag, 30. Mai 2010, 14:10
Dann waren Sie das ja doch, dort auf dem Dampfer von Övelgönne Richtung Landungsbrücken. Ich war zeitgleich mit dem Frollein Tochter unterwegs. So kreuzen sich die Wege ... und nicht nur beim famosen Herrn Krüger!

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kid37 - Sonntag, 30. Mai 2010, 22:31
Ach, sieh an. Waren Sie der mit der Kinderkarre, dessen Mut im Gedränge wir lobten? Das ist ja ein Ding, beim nächsten Mal sagen Sie aber bitte Hallo.

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ulrich s. - Montag, 31. Mai 2010, 10:53
Ne. Die Kinderkarre ist längst eingemottet. Meine Tochter ist schicke 13 und trug on boat meine Piloten-Sonnenbrille aus den Seventies.

Aber ich war mir bei Ihnen auch nicht sicher ... trotz Ringelpulli!

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kid37 - Montag, 31. Mai 2010, 15:42
Also wirklich. Mehr kann ich kaum tun.

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