Mit Rost wohnen



Abends flüchte ich müde in mein kleines Haus. Eine Denkkuppel, sage ich scherzhaft, ein schneller Brüter für Aliengelege, eine Fluchtkapsel ins Weltall, für den Tag der eigenen Himmelfahrt. Eine Kleingartenlaube spotten andere, die nichts wissen von den unterirdischen Verzweigungen, den Stollen und Schächten, die hinab in die Erde führen, sich wie ein Ameisennest in die Tiefe bohren zu geheimen Labors und verwinkelten Kammern. Ein Traum wäre es andererseits, in diesen Türmen zu wohnen, hoch über den Wellen und fern jeden Gestades, das monotone Klongklongklong der rostigen Platten, ihr Ächzen im Wind als einziger Singsang. In der Schule schnitt ich immer die Anzeigen aus, die eine Arbeit offerierten auf den Ölplattformen draußen vor der Küste, wahrer Lohn für wahre Arbeit. In drei Monaten hätte ich ein Jahresgehalt verdient. Bis mir einer sagte, man brauche dort Kerle für die Sechszehnstundenschichten, kräftige Männer, die schwere Zangen halten konnten und keine Dichter mit Füllfederhaltern. Enttäuschung.

Wunderkammer | 13:45h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
hora sexta - Donnerstag, 8. April 2010, 16:15
Ölplattform! Der Traum meiner aufgeschossenen Kindertage. Drei Monate Klettern und Turnen und sich restlos schmutzig machen, den ganzen Tag nur mit Latzhose rumlaufen und zwischen lauter Jungs, und dann reich nach Hause kommen. Dachte ich so. Bis mir einer sagte, dass Mädchen nicht einmal Busfahrer werden können. Da wurde ich eben selbst eine Maschine. Mit Quietschen und allem.

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kid37 - Donnerstag, 8. April 2010, 20:33
Ach, ab und an Ölen, dann geht das schon. Aber mal so eine Woche in einem dieser alten Türme... ich stelle mir das interessant vor. Vielleicht nicht wirklich erholsam.

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hora sexta - Donnerstag, 8. April 2010, 21:09
Käme auf die Gesellschaft an...

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rollinger - Donnerstag, 8. April 2010, 18:30
Ah traumhaft
Sie alter Steampunker!
Danke für den Link zu diesen Türmen auf See. Gewongt

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kid37 - Donnerstag, 8. April 2010, 20:30
Interessanterweise erschien gestern quasi zeitgleich was bei Vice.

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ichichich - Donnerstag, 8. April 2010, 18:31
Sie haben das Versteck von Rohbilddeuter Jan Harm Smitt gefunden!

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kid37 - Donnerstag, 8. April 2010, 20:28
Ah, Klein! Mußte ich über eine bekannte Internetsuchmaschine nachschlagen, leider, aber dort fand ich auch "Rohbilddeuter". Sollte es nicht aber "Rohrbilddeuter" heißen?

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ichichich - Freitag, 9. April 2010, 11:12
Ja, das hatte mich auch verwirrt. Bin inzwischen selbst unsicher, aber ich schlage das mal offline nach.

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kid37 - Freitag, 9. April 2010, 14:34
Sie Hüter versunkener Kulturtechniken!

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ichichich - Sonntag, 11. April 2010, 01:24
Nachgesehen. Das Internet hat natürlich recht. Rohbilddeuter ist völlig korrekt.

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kid37 - Sonntag, 11. April 2010, 01:40
Wie verwirrend! Grad, wenn man meinte, eine sinnvolle Erklärung zu haben. Gut, müssen ja nicht immer Rohre abgebildet sein. (Ich muß mich ungedingt dem Werk Kleins nähern!)

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ichichich - Sonntag, 11. April 2010, 01:52
Tun Sie das, zügig und behende!

Interessieren würde mich außerdem, um mal etwas abzuschweifen, wann wir hier mit einer fundierten Grimm-Rezension rechnen können.

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modeste - Donnerstag, 8. April 2010, 23:47
Der Tag wird kommen, an dem auch Ölplattformen ein StadtPlattformschreiber unentbehrlich sein wird.

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kid37 - Freitag, 9. April 2010, 14:33
Sie schmirgeln mir eine neue blitzblanke Hoffnung frei. Danke dafür.

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g. - Freitag, 9. April 2010, 07:30
Auf dem Bild, ist das eine Kapelle aus Stahl?

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kid37 - Freitag, 9. April 2010, 14:32
Genau. Dort bringe ich dem Ringelstrumpfgott tote Tiere als Opfer dar. Offiziell nur ein Pumpenhäuschen, aber das wird eine Behauptung sein. Sicher eine versunkene Kathedrale des beginnenden Industriezeitalters. Man muß da mal tiefer graben.

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pappnase - Freitag, 9. April 2010, 10:02
einfach wunderbar.

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kid37 - Mittwoch, 14. April 2010, 16:20
Die Maunsell-Towers bei Atlas Obscura.

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