Was übrigbleibt




So kann man das auch halten. Sich nach der Arbeit schnell noch in die Stadt stehlen, die kleinen müßigen Momente, die man sich nehmen kann und darf und sollte, Slowdive. Vor ein paar Tagen feierte die Galerie von Robert Morat ihr fünfjähriges Bestehen mit Bildern, Blumen, Catering. Ein Fall also für die Neigungsgruppe Kunst & Trunk: Neben den beiden Serien von Jessica Backhaus "What Still Remains/One Day in November" zeigt dort Bernhard Fuchs "Autos".

Ich muß vielleicht dazu sagen, daß ich kein besonderer Fan des Becher-Stils bin. Fuchs, ein Schüler der beiden, fotografierte Autos in unspektakulären Umgebungen, aber mir war das für eine Typologie nicht sachlich und für alles andere nicht atmosphärisch genug. Ich finde das Thema sogar ziemlich gut, es ließe sich in diesen Zeiten prima aufladen, Krise und unbewegte Zukunft, aber mir scheint in diesem Fall manches ein wenig wahllos. Backhaus hingegen hat mit tollen lakonischen Detail- und Alltagsbeobachtungen den Nebenraum vollgehängt. Grund für meinen einzigen Kritikpunkt: "vollgehängt" - ich glaube, hier wäre weniger mehr gewesen. Die Bilder - oder sind es die Rahmen? - ersticken sich gegenseitig, man merkt an den Wänden, an denen bloß einzelne Großformate hängen, sofort, wie die Motive zu atmen beginnen. Die 1970 in Cuxhaven geborene Fotografin zeigt die Leerstellen, das Verschwinden, die Stille und leise Melancholie trister Wohnstuben, den Resten, Fragmenten, achtlosen Splittern und Spuren eines Lebens, in dem die Menschen merkwürdig abwesend scheinen. Auf ihrer Webseite ist einiges davon zu sehen.

(Jessica Backhaus/Bernhard Fuchs. Robert Morat, Hamburg. Bis 5. Mai 2009.)

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