Projektor # 1 und # 2



Rausschwimmen. Durch den Verkehr atmen. Scharfglänzende Bilder an glattgeleckter Oberfläche, Landschaftsfolie im scheintoten Raum. Ratternde Züge wie von ungelenker Hand abgeschossene Silberpfeile. Ich sage, komm laß uns aufbrechen, immer dem Licht nach, dem Rausch der Bewegung. Du hast schöne Beine und ich, ich habe ein Ziel.

Schatten saufen. Und als ich in meiner Küche stehe, Scampi in die Pfanne werfe, zum knoblauchgetränkten Zischen ein Lied summe, am Rande von Übermut torkelnd, denke ich daran, wie die sehr schöne Frau™ einst tütenweise von dieser ganz großen Sorte mit nach Hause brachte, Beifang eines dieser Food-Jobs. Und wie wir kleinen Kindern gleich hineinschauten in den knisternden Schlund der Packung, staunend auf die rosafarbene Pracht, und wie aus einem Mund sagten: Rieeeesig! Und lachten. Denn das war der Grund, warum wir nach Hamburg gingen. In großen Städten sei eben alles etwas größer, behaupteten wir. Die Sehnsucht zum Beispiel, die Versprechen aber auch.

Bilder in Licht gießen. Und dann neulich bei Sugimoto. Stumme Betrachtung zwischen Grauen und Entzücken, Trümmerland und Ach Du, Hauch von Verstehen. Ganz sanft durch die Säle gleiten. Mit meiner Begleitung über Blitze sinnieren, die Lightning Fields und fragiles, transluzierendes Unterwassergetier. Diese wunderbare Idee, die Zeit einzufrieren, einen Film zu bannen in ein einziges Bild, geronnene Bewegung, ein Abdruck aus Licht. Wie ein ganzes Leben, diese zerbrechliche Membran. Unendlich klein und dicht.

Und einfach unglaublich hell.

Projektor | 11:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
novesia - Freitag, 29. August 2008, 14:17
Das Gegenstück eines [supermassive] black holes. Wie treffend.

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kid37 - Freitag, 29. August 2008, 16:34
Film als eingefrorene Supernova. Daher kommt die magische Kraft des Kinos.

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schneck06 - Samstag, 30. August 2008, 01:47
"schatten saufen" - was ein großes wort!

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gaga - Samstag, 30. August 2008, 02:36
ja.
und
einfach unglaublich hell.

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creezy - Samstag, 30. August 2008, 14:44
Brr habe ich mir Sorgen gemacht, nach den letzten Posts hier … ,-(

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kid37 - Samstag, 30. August 2008, 16:27
Der Tod ist ein Skandal.

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zuckerkick - Samstag, 30. August 2008, 21:11
Ein alltäglicher.

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creezy - Sonntag, 31. August 2008, 11:17
Ich weiß. Und was für ein lange währender. *undnimmtdenBlogeigenervirtuellindenArm*

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kid37 - Sonntag, 31. August 2008, 22:16
2008 scheint das Jahr der vielfältigen Abschiede. Traurige, erwartete, und nun auch brutale.

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kopffuessler - Sonntag, 31. August 2008, 22:25
Zeit für Ankünfte.

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vert - Montag, 1. September 2008, 13:29
@kid und kopffuessler:
sie wissen wahrscheinlich schon, wie recht sie haben, oder?
ich geh dann mal los.

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audrii - Montag, 1. September 2008, 16:14
„Du hast schoene Beine und ich, ich habe ein Ziel.“ Deshalb sitze ich hier an der Place de la Contrescarpe und betrachte die Vorbeigehenden, den Springbrunnen, die Kinder, die auf der Kette sitzen, die Autos, die sich ab und zu hierher verirren. Franzosen und Franzoesinnen, auf deren Beine, Fuesse und Schuhe ich mich voellig fixieren lasse.

Ich sitze in der ersten Reihe, es ist wie im Kino. Ich senke die Lider. Ich nippe am Café Crème, beobachte durch die Wimpern hindurch Beine, Fuesse und Schuhe, einen fuer mich geschlechtslosen, zugleich hypererotischen Reigen aus Schuhwerk, Fesseln, Fussbewegungen.

Ich hoere dieses Klackern, Schleifen; ich sehe auch auf Augen, ihre weissen glitzernden Stellen, und stille oder kraeftig formulierende Lippen, hoere nicht hin, was sie reden; verlangsame alle Bewegungen, alle Geraeusche zu einem feinen Hintergrundrauschen – ich denke, so wuerde ich langsam um den Verstand gebracht werden koennen, auf eine sehr schoene, sehr intensive Art und Weise.

À bientôt! Audrii

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kid37 - Montag, 1. September 2008, 22:31
Aaah. Ich glaube, ich packe tout de suite meinen kleinen Koffer. Es liegt ein Zauber in diesem stillen Schauen, schöner Schuhe und noch schönerer Beine. Dem ganz bestimmten Elan. Die Welt könnte eine sehr wunderbare sein, gingen nur solche Momente und Bilder an mir vorbei.

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