Graulich


Moki zeigt die Wandergruppe "Waste Land"


Nachdem wir (also ich) den gesamten Oktober über schon November geübt haben - also mit Regen, Nebel, Usseligkeit – und alles bei Kriechkälte und kaputten Dachfenstern, die man nicht zu schief ansehen darf – ist er jetzt da, der Nebelnovember, der Nassnovember, der zeitumgestelle ewige Nacht-November. „Tote Möwe stürzt auf Köhlbrandbrücke“ titelt mit ominösem Raunen der Boulevard, von dem man hofft, dass er keine Auguren beschäftigt. Die Zukunft scheint mir unangenehm, wie viel besser war es da noch in der Jugend, als wir keine hatten.

Um sich in den Restverlauf des Jahres einzuheimeln, hat derzeit Moki bei Feinkunst Krüger ein paar graugestellte Endvisionen zusammengestellt: Brennende Höllenhunde, merkwürdige Wesen, fantastische Welten bevölkern die Bilder, als Besucher schleicht man selbst wie so ein kunstdurstiges und welthungriges Wesen durch diesen Bauch an einverleibten Schaudern, bald verschlungen in einen Leviathan voll dunkler, mysteriösen Ahnungen. „The Belly of the Beast“, so der Ausstellungstitel, und es gurgeln und raunen darin rauchverhangene Gemeinheiten, ätzende Weltanklagen und Gewürm und Gespenster, die Geschichten erzählen, deren Anfang und Ende im Dunkeln liegen. Moki, deren Arbeiten sonst meist mit satter Farbigkeit verbunden sind, hat ihre bekannten filigranen, detailreichen Pinselstriche dieses Mal durch allerlei Grau gezogen. Das funktioniert erstaunlich gut. Fein abgestufte graue Landschaften, schwarze Schattenwesen, deformierte Gebilde, dazwischen ein paar Tiere, oft geschunden oder auch tot, schleichende Klage, vielleicht letzte Hoffnung aber.

Eine Ausstellung als Mahnung, Erlebnis und Gedankenpfad. Technisch brillant, emotional berührend, unauslotbar und geheimnisvoll – man wünscht sich öfter solche Kunst. Kein großlettrig ausgestelltes Unbehagen, eher ein dunkler Trost für alle, die selbst mit ihrem Aschepäckchen ratlos durch unsere Welt schlurfen.

Moki. „The Belly of the Beast“. Bis zum 22. November 2025 bei Feinkunst Krüger, Hamburg.

Flanieren | 17:26h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
fritz_ - Mittwoch, 5. November 2025, 19:07
Und dann sah man, wie ein Mann in einem weißen Papieranzug die Möwe mit einer Grillzange anhub und mitnahm. Dann hieß es in dem Zusammenhang noch irgendwo, dass Vogelgrippe und Geflügelpest ein und dasselbe ist(?). Wenn das stimmt, haben wir praktisch schon eine Sorge weniger!

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kid37 - Freitag, 7. November 2025, 14:49
In irgendeinem fernen Land fallen gerade die Leguane von den Bäumen. Allerdings nicht tot, sondern bloß klamm, weil es einen Kälteinbruch gibt. Also im Grunde wie in meiner Wohnung. Alles Zeichen.

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fritz_ - Freitag, 7. November 2025, 15:53
Die Sharknado-Filme sind ein Witz dagegen. Da regnet es Haie.
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Schal? Ich hab vor 20 Jahren mal einen gestrickt bekommen, der ist so lang und wuschig, dass er für zwei Leute reicht oder drei.

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kid37 - Freitag, 7. November 2025, 18:20
Anders als bei Sharknado bleibt mir in meiner Wohung das Lachen im vereisten Hals stecken. Glück ist eben nicht von Dauer, Witz auch nicht. Ein Schal hingegen - gut gepflegt hält der ein Leben.

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fritz_ - Freitag, 7. November 2025, 19:54
Ach herrje.
Mein Ohrwurm der letzten Zeit war "Was nützt all die Megapower Wenn die Schönheit nicht von Dauer?" Es ist ein gutes Lied.

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fidibus - Mittwoch, 5. November 2025, 20:57
Das Fensterdrama ist aber auch eine Zumutung. Bin schon aus der Entfernung empört. - Glücklicherweise ist Ihr Café ein verlässlich schönes Plätzchen!

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kid37 - Freitag, 7. November 2025, 14:52
Zumutung! Komme mir vor wie ein alternder, ehemals halb-erfolgreicher Künstler, der im seidenen (aber zerschlissenen) Morgenrock durch ein zugiges Chateau streift und Interviews für Zeitgeistmedien gibt, um Holz für den Winter kaufen zu können. oder einen Schal.

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fritz_ - Freitag, 7. November 2025, 15:52
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samojede - Freitag, 7. November 2025, 14:07
🖤

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kid37 - Freitag, 7. November 2025, 14:52
!

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kid37 - Freitag, 7. November 2025, 14:53
Jetzt übrigens auch für die Daheimgebliebenen ein PDF mit allen gezeigen Werken.

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