Sarah Lees kleine Wunderwelt



Wo wir gerade über Outsider-Art sprechen. Wer wie ich seit ein paar Jahren Sarah Lee folgt, einer Krankenschwester aus Irland, die seit langem aber in London lebt, sich als Malerin mittlerweile einen Namen gemacht und nichts mit der gleichnamigen Künstlerin in New York zu tun hat, hat es sicher mitbekommen: Es gibt nun ein kleines Buch mit einer Auswahl ihrer Werke, auf 100 Exemlare limitiert und nur noch in geringer Stückzahl erhältlich.

Sarah Lee, der ein Kunstlehrer einst attestierte, nicht genug Talent für Kunst zu haben, startete während der Pandemie mit ihrem Instagram-Account und fand rasch eine interessierte und entzückte Gefolgschaft für ihre skurrilen, von B-Filmen und Pop-Kultur beeinflussten, krude gemalten Folk-Art-Bilder. Mythen, Märchen und Legenden vom unbefangenen Rotkäppchen bis zum weiblichen Blaubart speisen ihre Welt, dazwischen gesellen sich abgehalfterte Rockstars in billigen Hotelzimmern und kleine Alltagsdramen um Familie und andere Mitgefangene da draußen.

Ich finde Stil und Inhalte sehr ansprechend, es könnten vermutlich Erzählungen aus meinem eigenen Leben nach 22:00 Uhr sein. Noch mehr begeistert mich aber die Beharrlichkeit und die mittlerweile erlangte Souveränität, mit der hier eine Nische bespielt wird - subversiv, zitatenreich, melancholisch und augenzwinkernd zugleich. Ich hoffe, der erwähnte Kunstlehrer erinnert sich und schämt sich für seine enge Sicht und mangelnde Ermunterung. Man soll Menschen und ihre Kreativität nicht klein halten. Das Buch ist bei Joie Panique in Paris erschienen, in einer kleinen Reihe, in der auch Anke Feuchtenberger, Ryan Heshka oder Julia Soboleva veröffentlicht wurden.

Sarah Lee. Simulacre. Paris: Joie Panique, 2025.

>>> Interview mit Sarah Lee

Augenzucker | 19:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
samojede - Mittwoch, 26. März 2025, 16:05
I like those artists who, like myself, just don’t give a damn and do it how they want to







(Tolle Frau, schönes Interview.)

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kid37 - Samstag, 29. März 2025, 15:34
Wenn man nur lange genug dasselbe macht oder dasselbe sammelt, wird es zu einer Welt, einer Sammlung. Wenn es einen nur selbst erfüllt, ist es schon genug. Wenn es nur einen anderen erfüllt, ist alles erreicht. Unbeirrt sein in einer irren Welt.

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