
Im Zorn gesagt
Lange noch
Am anderen nagt
(Volksweisheit)
Der Mann als fliegender Hund. Acryl auf Raufaser. 2025. 1000,- Mark.
Das neue Jahr begann hier nicht mit einem guten Rutsch, sondern mit einem bösen Sturz und schleppte sich darauf nur mühsam durch einen blogtrockenen Januar. Einfach mal auf dem Rücken liegen bleiben und Pause machen! Die Rippen geprellt, ein Knirschen und Knarzen beim Heulen und Zähneklappern, lag ich meist mumienruhig auf dem Rücken. Nach zwei, drei Tagen ging es eigentlich mit den Schmerzen, außer beim Husten oder Räuspern, beim Lachen oder beim Atmen. Der Mensch aber ist ein Adaptionswesen und findet sich mit vielen Positionen erstaunlich schnell zurecht. Schongang, Schonhaltung, alles geschont, nicht immer schön.
The trick is to keep breathing, heißt es, wenn auch nicht tief ins Zwerchfell. Hechelatmung, Apnoeübungen, ich habe viel gelernt. Auch wie man mit Hilfe eines bereitgestellten Stuhls bauchmuskelmeidend den welken Körper vorsichtig aus dem Bett schiebt und sich an der Stuhllehne aufrichtet mit Ach! und Ächz! und Eijeijei. Wie ein trunkener Seemann in den Wanten, sich selbst anfeuernd zum Klogang (keine Details!) oder dem trübsinnigen Ausflug in eine leergefegte Kombüse.
Hinterher lachst du drüber! sagt mein Vater immer, und wenn man das tatsächlich wieder kann, hat man das Schlimmste überstanden. Lachen als Lackmustest für wehe Rippen. Oder auch sonst.
Das vergangene Jahr führte Projekte zu Ende, setzte Fahnen für neue, ließ ein paar ernste Themen winken, die 2025 mehr Aufmerksamkeit brauchen, Gesundheit, Familie, es sind so diese Phasen. Bester Satz, beim Blitzbesuch aus New York (das ist eine große Stadt in den USA) in Berlin aufgeschnappt: „You need a guitar!“ Ja! Und ich stellte einmal mehr fest, dass ich mich gerne mit Menschen umgebe, die einen ermuntern, und eher weniger gern mit solchen, die einen, wie heißt es, nicht so sehr ermuntern. Appellation statt einen Regenschirm über dem Kopf zusammenklappen.
Später noch Blitzbesuch in Wuppertal, und das war es doch auch schon mit dem Reisen, ich fang jetzt nicht schon wieder an mit Klage und Selbstbezichtigung. Aber besser werden darf das mit dem Ausflugsverhalten endlich einmal schon. Habe rote Markierungsnadeln großflächig auf eine Weltkarte gepinnt, nach dem Motto Wer weiß, wie lange das noch geht! denn weder ich noch die Welt an sich werden jünger. Alles unter dem trotzig-transzendentalen Motto Self-Reliance! Dann klappt es vielleicht auch mit Seitenstraßen und Obskurantem, eigenem Tempo und Achtsamkeit den Orten gegenüber, von denen ich mich gerne anerkennend, mit Ruhe und Blick in die untergehende Sonne verabschiede, wenn sie mir Freude bereitet haben. Für einen Tag oder länger.
Ein neugieriger Hund soll man sein, durch die Straßen flitzen, überall stehenbleiben, Nase voraus, Witterung aufnehmen, sich die Welt erschnüffeln. Jedes „Aus jetzt!“ kess ignorieren und ruhig auch mal vertraulich auf den Rücken wälzen. Nicht aber bei einem Sturz. Been there, done that, got the T-Shirt.