Die Tränkung
Die Kardinälin, 2020. Acryl, Rost auf Papier
und Schellack. 1000,- Mark.
Als Wuppertaler ist man ja Tränkung und Durchtränkung gewöhnt. Tage-, wenn nicht wochenlang, eingenieselt von mittelfeinem Landregen (Landregen in der Stadt!) spürt man erst noch den nixennassen Griff von hinten in den Kragen, bald gar nichts mehr, außer dem Gefühl einer klammen Pferdecke, die jemand fest um einen gewickelt hat. Dazu das schmatzende Geräusch schiefgelaufener Sohlen auf dem steigungsschrägen Asphalt. Laune entsprechend. Nun ist in meinem Bekanntenkreis die Frage, ob Kindheitserlebnisse prägender Natur sind, umstritten. Die besonnt Aufgewachsenen sagen nein, andere anders. Mich hat es zu einem neuen Werkzyklus inspiriert, bei dem ich an feinste flämische Malerei erinnernde Bilder in Schellack getränkt habe, um sie unempfindlich gegenüber Stadt-, Land- und Flußregen zu machen.
Die letzte Sonne, 2020. Acryl auf Papier und Schellack. 1000,- Mark.
Die Ergebnisse sind berückend (die Scans geben den Reichtum an Details und Farbe nur unzureichend wieder) und Ausdruck einer condition humaine zwischen ständiger Dekonstruktion und Niederschlag, in der weder das Verfinstern der Sonne noch goldener Glaube Hoffnung und Zuflucht bieten. Traurig eigentlich, aber so ist die Kunst. Mehr kann ich nicht erklären, sonst hätten die bei der Monopol ja nichts mehr zu schreiben über mich.
Pastoser Trübsinn im Atelier, während ich Ecken zurechtschmirgle und meine Zukunft grundiere. In der von Lösungsmitteln weichgedämpften Birne wandelte ich mich bereits vom Saulus zum Paulus und vom Kritiker des Projekts Elbphilharmonie zum Kartenkäufer. Aber nur wegen Meredith Monk, die im Februar vortragen wird. Vielleicht kann ich mit einem meiner Apparate eine Schellackaufnahme davon machen. Wasserfest.
In Ihren Bildern erkenne ich eine farbliche Reminiszenz an einen bekannten Ballclub. ;-)
(Wird bestimmt ein interessanter Abend mit Frau Monk. Deren Stück Railroad höre ich ganz gern beim Pendeln.)
Das täuscht, wäre aber angemessen. Vermutlich hat der glänzende Schellackfirnis den Scanner verwirrt. Das obere Bild, was rede ich, Gemälde hat durch die Rostfarbe einen leicht rötlichen Ton.
(Mich entspannt die sehr. Ich hoffe, ich schlafe nicht ein. Also glücksellig.)
Diese letzte Sonne könnte ich mir ja gut vorstellen zur Erhellung der Dunkelkammer. Allein meine sehr geschrumpften DM-Reserven geben es nicht her.
Mark müssten sie gefühlt noch so um die 800 haben,oder? Wenn ich mehr finde in meinen Untiefen biete ich mit, um die Black hole sun. Schön.
Kann es ziemlich genau beziffern, es ist ein Zehnmarkschein, der da noch in meiner Schublade darauf wartet, dass der Euro rückabgewickelt wird.
war eher so gemeint, dass Sie nocht genau 793 Mark besitzen, nur ein Witz. Dass die Sonne sehr schön ist, ist aber kein Scherz.
Hoppala, da stand ich wohl auf dem Schlauch. Aber tatsächlich besitze ich
exakt 793 Euro.
Das ist doch schon mal was. Jetzt noch ein Crowdfunding! Man darf ja nicht die im Kunstbereich übliche exorbitante Wertsteigerung vergessen. Wenn Christie's erst Interesse zeigt...
Schellack, Tafellack, Plattlack oder Lacca in tabulis, auch fälschlich als Gummi Lacca (Gummilack) und Lackharz bezeichnet, ist eine harzige Substanz, die aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus Kerria lacca (Pflanzenläuse, Familie Kerridae) nach ihrem Saugen an bestimmten Pflanzen gewonnen wird.
Was genau war der Grund, dass die Wahl auf Schellack fiel? Glänzt das eigentlich auf der Oberfläche? Und wie lange trocknet Schellack? Ich nehme an, die anderen Nuancen sind durchweg Acryl? Oder wurde mit Blattgold gearbeitet? Bitte um Nachsicht für die langweiligen Fragen, aber ich bin gerade aus der Werkstatt zurückgekehrt und demzufolge noch im Thema!
Ich habe mal Bilder gesehen, die mit einem Schellack-Mix bearbeitet waren. (Da waren allerlei "organische Materialien" eingearbeitet, der Effekt eher düster). Es gibt den unterschiedlichen Konsistenzen, meiner ist nicht so zähflüssig. Der trocknet auch schnell (und stinkt nicht) und bildet eine leicht glänzende Schicht, aber nicht so aufdringlich wie Klarlack. (Und interessante Verläufe.) Man sieht im Scan leider die Farbnuancen nicht gut. Zur (selbst angesetzten) Rostfarbe könnte ich mir Blattgold sehr gut vorstellen, hier habe ich tatsächlich nur Acryl genommen. Das ist alles nur eine Vorstufe, die Details fehlen. Das erklärt auch den sehr günstig angesetzten Preis!
Verstehe, man experimentiert ja auch herum und hat dann diverse Ergebnisse, die man durchaus auch einfach mal dem Markt anbieten kann. Oft will man die Vorstufe der virtuosen Handhabung ja auch als historisches Zeitdokument bewahren und nicht einfach mit einer weiteren Schicht überdecken. Ich empfehle beim Arbeiten mit Acryl-Gold ein Finish mit dem
Flambierbrenner, bevor es durchgetrocknet ist, also die Oberfläche schon etwas angetrocknet ist, aber noch nicht komplett durch, das ergibt einen sehr aparten Effekt, der gut mit Rost korrespondiert. Es bilden sich anmutige kleine Bläschen, die das preisgünstige Acrylgold hochwertiger erscheinen lassen (der
natürlichen Erosion/Korrosion von Metall sehr ähnlich).
(das oben verlinkte Gerät ist das Modell, das ich benutze, Butangasflasche muss aber extra dazugekauft werden, gleich mitbestellen!)
Das ist ja ein tolles Gerät. Würde ich dann aber zur Vorsicht nur auf dem Seegrundstück benutzen, nachher flammt noch was ab. Der Effekt ist jedenfalls reizvoll. Mir ist gerade Frau Spears ein ebenso flammendes
Vorbild. Ich hoffe, demnächst auch in Frankreich ausstellen zu können.
das ist ja herzallerliebst, wie sich Britney ihre Kindlichkeit bewahrt hat. Auch innovativ, zwei kleine Leinwände nebeneinander auf die Staffelei zu stellen, so malt es sich doch gleich ökonomischer: Lila Blume links, lila Liane rechts!
Effizienz! So wichtig, wenn eine Ausstellung bevorsteht. (Ich selbst bin ja schneckenlangsam.)
Ich biete 10 Euro für beide zusammen. Aber nur, wenn der Schellack hält, was er verspricht!
Ihr Kunstinteresse ehrt Sie, Ihr Angebot entspricht leider nicht dem garantierten Umrechnungskurs.
Update zu den angeblichen Ausstellungsplänen. Die
BBC weiß mehr.
Okay, das war nur eine kleine Respektlosigkeit, die ich mir da erlaubt habe, ich kann mir halt keine 1000 Mark leisten. Saure Trauben. Eigentlich gefällt mir die Kardinälin ziemlich gut. Ich denke so runde 500 Euro dafür sind nicht unangemessen. Wenn ich Kohle hätte, würde ich das Teil kaufen und auch aufhängen, wo man es sehen kann. Habe keine Ahnung von Kunst, aber so instinktiv. Ich sehe in Szenecafes oft ziemlich langweilige Landschaften anne Wand von Nachwuchskünstlerinnen in Pastell oder so für 400 Euro, da ist die Kardinälin mit 1000 Mark eine geschmackvollere und interessantere Sache (und gute Anlage?) im Vergleich. Als Ex-Semiotiker flackern da bei mir sogar noch Reste von Interpretationsfetzen irgendwo auf, aber zu flüchtig...
oh...
"there is no truth to this"
das war aber eine kurze künstlerische Laufbahn... ich denke, es gibt noch andere interessierte Galerien in der großen weiten Welt. Aber vermutlich möchte sie die beiden Werke für sich und ihre Kinder selbst behalten.
Verzeihen Sie die kurze Winterpause. Ich bin auf einem Fortbildungsseminar, um bis Sommer meinen großen Durchbruch geschafft zu haben. Entwickle gerade neue Werkzyklen, darunter
Kohlegrind I-IV, in dem ich meine biografische Ruhrgebietsnähe mit dem Sterben von Dinosaurierindustrien verbinde. "Erinnerung ist nur der Schmutz unter unseren Fingernägeln" wird dabei zum essayistischen Schlagwort. (Vielleicht sollte ich was mit Medien machen!)
Also i c h verzeihe überhaupt nichts. Habe mal kleine Statistik erstellt: September: 3Beiträge, Oktober 4 Beiträge, November 5 Beiträge, Dez.4 Beiträge, Januar: 2 (!) Beiträge. Naja, müssen Sie selbst wissen, hätte da aber schon gerne eine Stellungnahme. Geht's nicht so gut oder haben Sie kein Internet mehr oder machen Sie nur noch auf twitter rum❔.. &soll das s o "weitergehen"❓
Ja, hier muß dringend mehr Zug rein. Muß mich leider gerade um ganz viele andere Dinge kümmern, aber mal ehrlich: Was für eine lahme Ausrede für einen Blogger ist das denn? Da schäme ich mich ja vor mir selber! Wer Zeit hat, auf Twitter rumzuzanken, kann auch Bloggen! sag' ich immer.
... wir schmachten.