The American
Wie ich heute ein wenig durch die Weltgeschichte kabelte, Bulletins und Fürsprechungen durch Zeitzonen und Kontinente morsend, kam ich auf meinen Reisen durch Youtubeland. Zu einer Aufnahme der Simple Minds, und ich glaube, das war diese Tour, auf die ich die in den 80ern (noch in kurzen Hosen also) gesehen habe. The American nämlich, diese Milch-und-Honigsuche, die so viele von uns so verbissen umtreibt. Jim Kerr schwitzt so sehr wie ich sollte mein Debütroman damals heißen, ein Titel, den ich später leider verwarf.
Dabei stimmt das, gerade heute habe ich das in meiner kleinen Dach- und Denkstube gemerkt. Da kann ich mir noch so viele Kühlakkus unters Ringelhemd schieben, hier bin ich eine Art ausgeschnurrte Katze unterm heißen Blechdach. Die Andeutung eines Gewitters brachte (bislang) nicht viel Abkühlung, so könnte ich also wie Jim Kerr eine ganze Westfalenhalle vollschwitzen.
Jim Kerr, auch das ist interessant, geht mit Chrissie Hynde auf Tour. Die beiden waren ja mal verheiratet und feiern sozusagen 30 Jahre freundliche Scheidung. Dabei erinnere ich mich an Backstagefotos einer etwas derangiert angetrunkenen Mrs. Kerr in englischen Gazetten mit der launigen Unterschrift, daß Mr. Kerr doch mal dringend seine Frau anrufen solle. Also damals. Schön, wenn sich über die Jahre alles auswächst. Man sollte die Vergangenheit immer gut aufarbeiten.
"Jupiter will urge you to go to a faraway land that you’ve never seen but always wanted to go", heißt es derweil. Das war ja meine Hoffnung mit diesem angekündigten Gewitter, das dann doch ein wenig lasch dahertröpfelte. Eine Windhose packt mich unterm Hemd und wirbelt mich nach Oz. Ich könnte gelbe Wege anlegen oder sonst etwas Nützliches tun. Eine große Stadt bauen. Mit Kühlräumen für die Bevölkerung. Und guter Musik aus allen Lautsprechern.
>>> Geräusch des Tages: Simple Minds, Theme For Big Cities
Schönes Kopfkino: Herr Kid auf der Bühne der Westfalenhalle. Und Herr Kid in der Smaragdenstadt, wobei ich glaube, dass Sie der (Wort-)Magier höchstselbst sind.
(Kenne die Zauberer von Oz-Geschichte bisher in der Version von Alexander Wolkow. Wäre gleichwohl sehr an Ihrem Augenzeugenbericht interessiert. Werde mal die Windmaschine anwerfen.)
Die russische Version war mir völlig unbekannt. Wurde die auch verfilmt? Als Kid Oz könnte ich sicher auch in der Westfalenhalle eine gute Figur machen: "Achtet nicht auf den Mann hinter dem Vorhang! Achtet nicht auf dem Mann hinter dem Vorhang!"
Es gibt einen sowjetischen Puppentrickfilm von 1968 und einen mehrteiligen Animationsfilm von 1973 sowie einen Spielfilm aus dem Moskauer Gorki Film Studio von 1994. Die Werke sind jeweils unter dem Titel "Der Zauberer der Smaragdenstadt" erschienen. Sagt das russische Internet; gesehen habe ich sie leider nicht. :-)
Dem muß ich mal nachspüren. Der Sowjet-Zauberer, der gegen die böse Babayaga des Westens kämpft.
Bei meiner Initiation ins russische Kinderbuchland war gerade der Band Der Feuergott der Marranen verfügbar. Da haben die Helden mechanische Maultiere zur Verfügung und hilfreiche Adler, auf denen sie mitfliegen können. Und wenn ich mich nicht irre, einen Blechmann und einen schreckhaften Strohmann.
Oh ja. Wolkow hat fünf Fortsetzungen zum ersten Buch der 'Zauberer der Smaragdenstadt' geschrieben. Alle Bände sind wundervoll - auch durch die tollen Zeichnungen von Leonid Wladimirski. Hach!
Anders als manche denken, war ich natürlich in den letzten Tagen nicht untätig. So fand ich durch meine umfangreichen Recherchen heraus, daß Frank Morgan, der den Zauberer von Oz in der Verfilmung von 1939 spielte, dieser "Mann hinter dem Vorhang" also, in Wahrheit "Wuppermann" hieß und offenbar Wurzeln im Bergischen Land hatte. Sein Vater wuchs, tadaa, in Hamburg auf.
Der Zauberer liegt heute
hier begraben, auf dem Greenwood Cemetery in Brooklyn in New York. (Das ist eine Stadt in den USA.)
Zauberhaft! Glaube ab sofort an Vorsehung. :-)
Das dazugehörige regionale Oberzentrum am Hudson, dessen Name Ihnen nicht eingefallen ist, heißt Hoboken, New Jersey.
Wichtiger Hinweis, vielen Dank! Hoboken, sozusagen das Bergische Land der USA, wenn man Wuppertal als New York City betrachtet.
Frau Fidibus, ich bin so häufig selbst am meisten erstaunt, wie sehr alles mit allem in Verbindung steht.
Mit diesem Theme haben Sie mir für heute einen verpasst. Das dockt an die richtigen Synapsen. Und danke für die Erinnerung an diese Phase der Simple Minds. Dass die mal richtig progressiv waren, war mir mit den Jahren glatt entfallen.
Bevor dieser Stadionschmusequasch mit "Don't You..." losging, standen die wirklich noch in guter Tradition... Bowies
Low und die Langzeitfolgen. Leider hat Kerr nach und nach alle guten Musiker vergrault. Unter anderem Bassist Derek Forbes, dessen geniales Spiel mich einst sehr
beinflußte faszinierte (leider spielt er drei, vier Klassen über mir). Der war der erste Musiker, der mir bei Youtube unterkam mit kleinen Videos, die diese ewigen Nerd-Diskussionen wie man bestimmte Stücke nun genau spielt, unterbanden. Indem er einfach selbst zeigte, wie die Baßriffs gehen. Sehr lässig.
Hier bei
Travel.