Keinfellhase
Frohe Ostern ruft das Memento mori, Karwoche vorüber, Fastenzeit vorbei nun also zurück zu den harten Getränken hartgekochten Eiern. Draußen in Büschen und Wäldern pulsiert es, Fülle regnet ins Alte Land, junge Mädchen auf Fahrrädern radeln in kurzen Kleidchen der nächsten Blasenentzündung dem nächsten Abenteuer entgegen.
Entkernte Pudel liegen auf Sonntagsspazierpfaden, der Wind weht dem einen schon Sommernachtsphantasien heran, andere halten sich im wetterdichten Parka bedeckt. Auf der aufgespreizten Skala im Radio die Auswahl zwischen Klassikprogramm, "Streitkräfte und Strategien" und den dicksten Eiern der 89er, 90er und von heute.
Auf der Fensterbank der vertrocknete Strauß aus der Vorfrühlingszeit, jetzt also Batterien tauschen, Blumen tauschen, Blut austauschen. Auf den Wanderpfaden juxen alte Männer im sportlichen Übermut, eine Jugend ohne Jugend steht staunend dabei. Ich mach mal langsam, aber voran.
Der linke Schneidezahn. Man macht sich Gedanken.
(was könnte da passiert sein?)
Meiner Erfahrung nach? Vorlaute Kommentare in einem sozialen Netzwerk.
Hier verschwanden alle Schrumpfköpfe aus der Dauerausstellung im Museum für Völkerkunde in den Keller.
Keine menschlichen Überreste mehr im öffentlichen Raum. Die Pietät.
Ja langsam, aber stetig voran ist gut. Zwischendurch am Kuchenteller Platz nehmen.
Oha. Was wird erst mit den Reliquien im Kirchenraum geschehen! Und dann der Schrumpfkopf in Harrys Hafenbasar. Alles wird bereinigt. Aber an meinen Kuchen kommen die nicht!
Oh Starke Transformation Einer Regenerierenden Natur!
Kirchenraum - ist wohl etwas Besonderes, weil es sich dort um die Reste anerkannter Heiligkeiten aus dem Besitz der Kirchen handelt, wohingegen völkerkundliches Material eher eine Art Beutesammlung darstellt, auf die Ansprüche erhoben werden können.
Wie auf ihren Kuchen...
Tja, wie das mit der Hafenbar weitergehen soll...
Das ist in der Tat ein ernstes Thema. In Berlin mußten Köpfe zurück in die Heimat geschickt werden. Was man in diesem speziellen Fall auch versteht. Andererseits... also meinen lege ich hin und wieder einfach müde auf denTisch. Und wenn der dann später mal an die Forschung oder ins Museum geht, weil die ungewöhnliche Gewundenheit meines überaktiven Hirns junge Menschen in medizinischen Ausbildungsberufen begeistern könnte, wäre es mir postum eine Freude.
Aber nachher endet es wie in diesem
Lehrfilm, und ich muß bloggen, immer weiterbloggen. Ohne ein Ende.
@Maphisti: Hui. Eine echte Akronymfotografie.
Bloggen aus der Petrischale!
"Das (...) Wortspiel, die Metapher, die Verschachtelungstechnik des "Spiels im Spiel" öffneten ihm Freiheiten, die es im öffentlichen Leben eigentlich nicht gab. Er war, auf engstem semantischem Raum, ein Entfesselungskünstler der verbotenen Wahrheiten. Die Ambiguität seiner Texte bewirkt, dass sie sozusagen hinter dem Rücken der Leser (...) ihr eigenes Leben führen(...); seine Dialoge stülpen beim Wiederlesen, wie Kippfiguren, ihren Sinn immer wieder um." (P. Kümmel," Der Größte", Die Zeit, 10.04., S.46)
Entfesselungskünstler trifft es genau. Fürs Messerwerfen bin ich zu zittrig geworden. Da will keiner mehr mit mir spielen.
Sie brauchen wohl bald grünen Nachschub. (Wie ist die Sorte? Es scheiden sich die Geister, wenn man das Internetz befragt.)
Ich finde den so-so la-la. Man könnte auch Pastiz trinken, der Tunel hat jetzt keine große herausragende, eigene Note. Vermutlich künstlich gefärbt. Trinkbar ist der aber schon.
Ihr Fundus und wie Sie daraus zusammenwürfelnstellen, beeindruckt mich immer wieder. Sie werden einen Nachlass haben. Das kann heute nicht jeder von sich sagen.
So was kann auch zum Problem werden. Aber dann ja nicht mehr meins.
Auch wenn die "Kalte Sophie" noch kommt, wird es Zeit auf meinem Balkon mal die Blumen zu tauschen. Da stehen die Memento mori vom letzten Sommer noch rum. Die Nachbarn ziehen längst schon kleine Tomatenpflänzchen hoch oder haben ihren Balkon bereits mit Stiefmütterchen bebuntet.
Pflanzpanik! Ein unter Gärtnern weit verbreitetes Syndrom. Aber nur Gestrüpp ist natürlich auch nicht schön.