Just Kids
"In Bed with Patti" titelte die Galerie über Judy Linns Ausstellung. Ihre Fotos aus den Jahren 1969 bis 1976 zeigen eine junge Patti Smith in ihrer Zeit mit Robert Mapplethorpe in New York. Straßenszenen, aber auch viele Momente, gestellt und als Schnappschuß mitgenommen, in ihrem Apartement, auf Stühlen, auf Kissen, und ja, im Bett. Die Fotos sind dicht dran, beiläufig oft, nie aufdringlich. Man merkt das noch Unfertige der Protagonisten, die Suche und manchmal schon den auf maximale Energie verdichteten Punkt, der kurz vor der Explosion steht, den Moment, wo sie das Bild von Bob Dylan, das sie auf einem Foto vor dem Gesicht hält, ablegt und Horses, horses, horses losstürmt als Patti Smith, Rock'n'Roll-Star.
Judy Linn hat dieses Jahr ihre Fotos aus dieser Zeit in einem wirklich hervorragenden Bildband herausgebracht. Viele Fotos sicher "nur" von dokumentarischer Qualität, andere ikonografisch, rückblickend aber alle roh und unverschämt genug, diese Prä-Punk-Jahre zwischen kaputten Verhältnissen, kaputten Klamotten und ungerichteten Träumen in glaubhafte Bilder zu setzen. "Oh, I'm so young, so goddamn young", singt Smith auf "Privilege". Hier kann man es sehen.
("Judy Linn - Patti Smith 1969 - 1976". White Trash Contemporary, Hamburg. Bis 15. Oktober 2011.)
Toll. Schade, dass diese Ausstellung nicht in München ist. Vielleicht kommt sie ja noch.
Auf jeden Fall lohnt ein Blick in den Bildband.
wollte Patti Smith die Photographien zuvor nicht veröffentlicht sehen, auf daß die Kinder nicht fragen: Wie hat denn die gelebt!?
Haha, man kann es ein wenig verstehen. Immerhin, Dach über dem Kopf, in New York ja keine Selbstverständlichkeit.
"Oh, I`m so young, so goddamn young."
Es sind bei mir fast eher die Photos von gealterten Stars meiner Jugendepoche als die Begegnung mit meinen ebenso gealterten Freunden und Bekannten, die ich regelmäßig sehe, die mir mein eigenes Alter vor Augen halten.
Ja, da ist was dran. Wenigstens von den Ikonen erwartet man ja, daß sie sich ewig halten. Wobei einige ja zum Glück irgendwie alterlos sind, das gibt einem Hoffnung für einen selbst.
Ah, schön. Ich hatte ja gehofft, dass
in der Mapplethorpe-Retrospektive bei c/o im Patti-Raum mehr Bilder aus dieser Zeit wären. In
Just kids bekommt man eine Ahnung davon, was da entstanden ist. Wie sehr privat die Bilder auch waren. Bei c/o waren im Grunde nur bekannte Aufnahmen, die man schon von ihren Platten kannte und zwei, drei mir unbekannte. Aber diese experimentellen Serien, die auch sehr intim waren, fehlten. Ich weiß nicht, wie nah sie, Judy Linn an diese Intimität kam. Auf jeden Fall ist es der gleiche Spirit, das ist sehr schön. Wird schon nach Berlin kommen, die Ausstellung. Gehe ich mal optimistisch davon aus.
Judy Linn war wohl damals eng mit Patti Smith befreundet, die Fotos jedenfalls sind wirklich sehr dicht dran. Ich denke auch, daß die Ausstellung noch in die Hautpstadt wandert. Sie wurde aus New York übernommen und zieht sicher weiter. Bis dahin emfpehle ich ausdrücklich den Bildband.