Die Eingangsbilder vom Tweed Ride in London (Film) erinnerten mich daran, dieses Jahr die schwarzen Mäntel noch hübsch runterzufahren, dann aber die honigfarbenen oder weißen aufzuziehen. Wundern Sie sich also nicht, wenn ich ein wenig wunderlich scheine, was wurde darüber nicht schon lamentiert, aber spätestens zum nächsten Frühjahr heißt das Motto nicht nur langsam, aber mit Stil, sondern allgemein "Verkehrsaufhübschung".
So wie es Jean-Paul Gaultier mit Günter von Hagens gemacht hat. Dieser Dress ist vielleicht nur auf dem ersten Blick nicht straßenverkehrstauglich, dann aber gerade doch. Hätte ich den mal vor ein paar Jahren bei meinem kleinen Unfall getragen, der Autofahrer hätte vorher brav abgebremst, da bin ich fast sicher. Macht einen schlanken Fuß, könnte man süffisant anmerken, und braucht deshalb keine Handytasche, denn wenn nichts passiert, muß auch niemand anrufen.
Da war nix, heißt es ja sonst ganz gerne mal. Diese Woche aber schon: Eine mittlere Woge einer als ungiftig deklarierten Arbeitsemulsion hüllte mich unversehens ein, ein Schwimmen im Seufzermeer unter vielen Seepferdchen-Aspiranten, Titanenmaloche, Rückführungsschwitzen wie in einer mongolischen Zauberjurte. "Written On The Forehead", singt Polly Jean, etwas vom dunkleren Sommer, und wie ich neulich dachte, wie gerne ich mich einhüllen lasse von diesen Stimmen und, wenn ich in ein paar Jahren einen runden 37. Geburtstag feiere, dann lasse ich die alle antreten. Die Braut zum Beispiel, am liebsten aber wären mir drei beschwipste Bloggerinnen, die für mich Karaoke singen. Wenn man nur die Frisuren sieht, ohne Brille jetzt, ähneln die sogar drei recht bekannten.
Ist aber alles unbezahlbar.
Und jetzt wollen wir natürlich ganz genau wissen, welchen "drei recht bekannten" Bloggerinnen Janet, Diane und Lynn ähneln. Mir fällt jetzt zum Beispiel keine einzige (mir) bekannte Bloggerin mit blonder Wischmoppfrisur ein. Und die Frisur von der Dame ganz rechts (Lynn? Diane?) findet man meiner Erinnerung nach eher bei männlichen deutschen Bloggern. Obwohl ich da jetzt auch ganz stark überlegen müsste.
(Ich kann ja schon mal nicht gemeint sein, denn ich bin ja nicht so bekannt und meine Zottelfrisur ist auch nicht dabei.)
Ich sagte ja, "ohne Brille", so ganz kommt es leider nicht hin. Aber mit seeehr zusammengekniffenen Augen und vor dem Hintergrund, daß besagter runder 37. ja noch viele, viele Jahre hin ist, kommt es schon hin. Zwei kennen Sie auch, bei dem "Wischmop" allerdings bin ich selbst unsicher. (Und auch wenn ich niemals einen Preis für Diplomatie oder Galanterie erhalten werde, möchte ich hier keine Hinweise geben, sonst fliege ich noch von den allerletzten Blogrolls. Aber blondgelockt, da gibt es schon noch ein, zwei, drei. Und die können auch alle singen.)
Leider fehlt mir die Erfahrung als Veranstalter, sonst würde ich tatsächlich versuchen, so was in Hamburg auf die Beine zu stellen. Menschen mit Tweedkostümen gibt es hier einige, und wenn mein Rad erst die weißen Reifen hat, sieht es wirklich so aus wie das in dem Film. Ein engagiertes Aufbegehren wäre das gegen den windschlüpfrigen neonfarbenen Funktionsstoffwahn in der Radfahrwelt.
Solange es nicht zu verbissen ausartet, fände ich so eine Veranstaltung aber doch recht charmant. Wie ich ich in dem Filmchen sah, waren da auch ein paar Leute dezent-zeitgemäß unterwegs, sowohl was die Textilien angeht als auch beim fahrbaren Untersatz. Da würde ich mich mit Sir Walter auch einreihen.
Und das in der Freizeit. Völlig verrückt. Das ist die Kehrseite des kaum wegzudiskutierenden Komforts dieser Klamotten. Auf den Herbstregalen hängen schon wieder überall diese plastikfolienbeschichteten Fatsuits, mit denen uns Mitmenschen bereits im letzten Winter monatelang die Aussicht verdarben. Schlimmes, Schlimmes steht bevor.
Damen in
Auf Anknöpfkragen, Krageneckenversteifer, Sockenhalter usw. könnte ich hingegen verzichten.