Mittwoch, 5. November 2025


Graulich


Moki zeigt die Wandergruppe "Waste Land"


Nachdem wir (also ich) den gesamten Oktober über schon November geübt haben - also mit Regen, Nebel, Usseligkeit – und alles bei Kriechkälte und kaputten Dachfenstern, die man nicht zu schief ansehen darf – ist er jetzt da, der Nebelnovember, der Nassnovember, der zeitumgestelle ewige Nacht-November. „Tote Möwe stürzt auf Köhlbrandbrücke“ titelt mit ominösem Raunen der Boulevard, von dem man hofft, dass er keine Auguren beschäftigt. Die Zukunft scheint mir unangenehm, wie viel besser war es da noch in der Jugend, als wir keine hatten.

Um sich in den Restverlauf des Jahres einzuheimeln, hat derzeit Moki bei Feinkunst Krüger ein paar graugestellte Endvisionen zusammengestellt: Brennende Höllenhunde, merkwürdige Wesen, fantastische Welten bevölkern die Bilder, als Besucher schleicht man selbst wie so ein kunstdurstiges und welthungriges Wesen durch diesen Bauch an einverleibten Schaudern, bald verschlungen in einen Leviathan voll dunkler, mysteriösen Ahnungen. „The Belly of the Beast“, so der Ausstellungstitel, und es gurgeln und raunen darin rauchverhangene Gemeinheiten, ätzende Weltanklagen und Gewürm und Gespenster, die Geschichten erzählen, deren Anfang und Ende im Dunkeln liegen. Moki, deren Arbeiten sonst meist mit satter Farbigkeit verbunden sind, hat ihre bekannten filigranen, detailreichen Pinselstriche dieses Mal durch allerlei Grau gezogen. Das funktioniert erstaunlich gut. Fein abgestufte graue Landschaften, schwarze Schattenwesen, deformierte Gebilde, dazwischen ein paar Tiere, oft geschunden oder auch tot, schleichende Klage, vielleicht letzte Hoffnung aber.

Eine Ausstellung als Mahnung, Erlebnis und Gedankenpfad. Technisch brillant, emotional berührend, unauslotbar und geheimnisvoll – man wünscht sich öfter solche Kunst. Kein großlettrig ausgestelltes Unbehagen, eher ein dunkler Trost für alle, die selbst mit ihrem Aschepäckchen ratlos durch unsere Welt schlurfen.

Moki. „The Belly of the Beast“. Bis zum 22. November 2025 bei Feinkunst Krüger, Hamburg.

Flanieren | von kid37 um 17:26h | ein Zuspruch | Kondolieren | Link