Montag, 7. April 2025


Merz/Bow #81



Wer was erlebt, der hat was zu erzählen. Markus „Mequito“ Pfeifer hat das jetzt endlich nicht nur in seinem Blog aufgeschrieben. Seine Novelle Springweg brennt über wilde Jahre und wilde Herzen nimmt jeden mit und lässt keinen zurück und ist in der Edition Schelf erschienen. Kann man zum Beispiel zu Ostern verschenken.

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Wer selbst nichts erlebt, mag vielleicht anderen Leuten zuhören. Die Webseite After the Tone sammelt Material von Anrufbeantwortern und ihren kleinen Kassetten, die man auf Flohmärkten oder in Trödelläden finden kann, gleich den Alben voller anonymer Fotos von Familien, die man nicht kennt. Nach dem Ton folgt ein lustiges, herzzerreissendes, langweiliges oder auch verstörendes Allerlei aus Mitteilungen, ein Sammelsurium menschlicher Gründe und Abgründe, akustischer Poesie oder kommunikativer Unbeholfenheit. Drohungen, Liebeserklärungen, Tagesreports oder einfach Nachfragen nach vergessenen Schlüsseln, Zetteln, Lieben. Läuft einfach als Dauergequatsche so durch, so lange, wie man halt Nerven hat für die Banalitäten und Dramen im Leben anderer Leute. Piep.

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Hab keine Zeit zum Telefonieren. Ich habe zuletzt meine ausführliche Sammlung ausführlicher Dokumentationen meines ausführlichen Studentenlebens durchforstet und mich dabei hin und wieder selbst überrascht angesichts der Vielfalt und Tiefe und natürlich Exzellenz meiner Mitschriften von Vorlesungen und Seminaren und konnte daher das eigentliche Ziel - die akademische Selbstentleibung durch Zubringung von immer schon obsoletem Universitätsgekritzels zum Altpapierconainer nicht umsetzen. Jetzt, wo Bücher aus Bibliothken verbannt werden sind es vielleicht letzten Zeugnisse menschlichen Denkens und Forschens, und nachher kmmen dan Student:innen aus Marbach und wollen wissenschaftsphilologische... Na ja, der Kram hat jetzt einen Karton für eine jährliche Revision, und vielleicht schmeiße ich ihn eines Tages endlich mal unbesehen in den Müll. Schon aber interessant auch!

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Habe mal nachgeschaut. Mittlerweile habe ich vier Titel aus der Edition von Joie Panique, aber leider noch keine 37 aus den nummerierten und jeweils auf 100 Stück limitierten Ausgaben ergattern können. (Die vom US-amerikanischen Pop-Surrealisten Ryan Heshka habe ich ärgerlicherweise verpasst.) Jetzt heißt es dranbleiben wie ein Spieler, der nicht aufhören kann. Eines Tages kommt die Lucky Number. Nebenbei bildet sich auf diese Weise eine Art Sammelalbum wie bei einer Fußballweltmeisterschaft, das natürlich auch Platz braucht und vielleicht einen eigenen Karton. Vielleicht gibt es auch eine Tauschbörse für andere Menschen mit bevorzugten Nummern im Zahlrenraum von 1 bis 100.

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Hab mich die Tage mit einer deutlich jüngeren Frau unterhalten und berichtete ihr dabei von meiner trashigen, aber charmanten Lieblings-Sitcom, entschuldigte mich aber bald, ihr völlig banale Dinge über eine banale Serie erzählt zu haben, worauf sie mich rigoros unterbrach und sagte, ich solle sofort aufhören, so zu reden, die Sache brächte mir offenbar viel Freude und damit sei die nicht "banal", und jetzt gebe ich euch den sehr dringlichen Rat: Heiratet diese Frau.

MerzBow | von kid37 um 19:04h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link