Mittwoch, 19. März 2025


Windkraftmalerei


Norddeutsche Landschaft mit lieblichem Windrad
(Kohle, Aquarell auf Papier, 2025. 1000,- Mark)

Derzeit läuft die Bewerbungsfrist für die Gruppenausstellung "Lausig gemalte Bilder", bei der man bis zu drei Bilder beliebiger Genres einreichen kann. Ich bin ja viel draußen bei der Feldarbeit, sozusagen, und konzentriere mich dabei neben vieler anderer Dinge unter anderem auf Landschaftsmalerei. (Manchmal bin ich auch in der Fußgängerzone und versuche mich an lausig gemalten Porträts, aber dazu braucht es starke Nerven - sowohl für die Porträtierten als auch für den Maler, weil umstehende Menschen oft einfach nicht die Klappe halten können. Ich sag dann immer: "Hier ist doch nicht das Internet!" aber es kommt nicht an. Es kommt einfach nicht an.)

Fühle derzeit den kraftmalerischen Impuls, dem viel gescholtenen Windrad zu neuer Würde zu verhelfen. Gleich den holländischen Meistern der Polderlandschaftsmalerei stehe ich als Windradmaler an der Staffelei, rahme mit dem aus Zeigefingern und Daumen gebildetem Rechteck den bevozugten Ausschnitt, hole ein Käsebrot heraus und überdenke Probleme wie Perspektive und Anschnitt, tauche den Pinsel ins Wasserglas, mische die Farben und rufe der leeren Leinwand den alten Malergruß entgegen: "Toi! Toi! Toi!"

Jetzt bei milderem Wetter ist dies eine ganz wunderbare Sache. Anders als zum Beispiel die Schlittschuhmalerei, die man im Winter übt. Man trifft Menschen, die mit dem Rad vorbeifahren und klingeln, Menschen, die an Stöcken wandern oder Picknick machen und grüßen oder einfach nur ihre Hunde ausführen. Ich winke dann mit meinem Pinsel, schleudere dabei bunte Farben in die Luft und muss mich dann wieder sputen, weil das Windrad sich weitergedreht hat. (Drehen sich die Flügel zu weit, muss ich natürlich von vorne anfangen.)

So wird alles Schatten und Licht, wie das Leben quasi. Es ist ja nicht alles nur Spaß und Zauberei. Zwanzig Jahre habe ich zum Beispiel nur Zigarettenrauch gemalt, als Übung für gleichmäßige und elegante Hand- und Pinselbewegungen. Immer und immer wieder, bis mir der Rauch zu den Ohren herauskam. Nervtötende, langweilige Etüden. Und es ging auch auf die Lunge! Aber, wie ich immer sage, der lausige Meister muss locker sein. Sich achtsam einfügen in die Natur und fühlen, was der Wind so macht, diese unsichtbare Hand der Energieerzeugung. Denn wo Rauch ist, ist auch Feuer, und wo Wind ist, dreht ein Rad.

Homestory | von kid37 um 16:37h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link